WRC 2017

Citroën-Dilemma: Mikkelsen als Lösung?

Bei Citroën ist wieder Dampf auf dem Kessel. Nicht nur Kris Meeke steht im Kreuzfeuer der Kritik, auch Teamchef Yves Matton muss sich erneut unangenehmen Fragen stellen lassen. Wäre die Verpflichtung von Andreas Mikkelsen ein Ausweg?

Citroen WRC
Citroen erlebte in Argentinien ein desaströses Wochenende

Der Einsatz von Kris Meeke dürfte einer der teuersten in der bisherigen Citroën-Geschichte gewesen sein. Am Freitag lieferte der Nordire ein schwer onduliertes Auto ab, das seine Mechaniker jedoch wieder richten konnten. Am Samstag flog Meeke erneut ab und hinterließ einen Schrotthaufen, der nicht wiederverwendet werden kann. 

Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass der C3 ein konstruktives Problem hat, denn nicht nur Meeke hatte Probleme mit Bodenwellen, die dem Auto offenbar überhaupt nicht schmecken. Teamkollege Craig Breen beschädigte sich beim Aufsetzen das Getriebe und musste den ersten Tag ebenfalls vorzeitig beenden. Am Samstag konnte er gar nicht fahren, weil ein Ölleck im ersten Service nicht gestopft werden konnte.

Verzicht auf Herstellerpunkte

Während der letzten Etappe zeigte Breen durchaus achtbare Zeiten, dennoch nahm ihn das Team vorzeitig aus der Wertung, damit man das volle Ersatzteilkontingent bei den nächsten Rallyes verwenden kann. Man verzichtete so auf sechs Punkte für die Herstellerwertung, ein deutlicheres Zeichen, dass man die Saison bereits abgeschrieben hat, kann es nicht geben. Mit 71 Zählern belegt das Team den letzten Platz in der Weltmeisterschaft, Spitzenreiter M-Sport hat mehr als das Doppelte auf dem Konto.

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Entsprechend groß ist erneut der Druck auf Teamchef Yves Matton. Nach dem Meeke-Sieg in Mexiko war etwas Ruhe eingekehrt, doch schon der Ausfall auf Korsika stellte die Arbeit des Belgiers wieder in Frage. Es hakt an allen Ecken und Enden, angefangen bei der Qualitätskontrolle. Auch soll in dem einst verschworenen Haufen mittlerweile schlechte Stimmung und Grüppchenbildung herrschen – keine gute Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten. Allem voran überzeugt aber Mattons Auswahl der Fahrer nicht jeden.

Meeke als Nummer-1-Fahrer konnten noch viele Beobachter nachvollziehen, doch warum Matton nach dem VW-Ausstieg nicht Sebastien Ogier, oder Andreas Mikkelsen mit ins Boot holte, blieb für viele ein Rätsel. Er setzte stattdessen auf Craig Breen und Stephane Lefebvre. Letzterer blieb jedoch selbst hinter den geringen Erwartungen an seine Person zurück.

Andreas Mikkelsen sucht nach einem neuen WRC-Team

Nicht zuletzt deshalb taucht der Name Mikkelsen wieder öfter auf. Der Norweger testete unlängst den Hyundai i20 WRC, jedoch stellte dort Teamchef Michel Nandan klar, dass es kein viertes Auto geben würde. Auch bei Toyota bleiben die Türen für Mikkelsen in dieser Saison verschlossen. „Wir haben auch schon miteinander gesprochen. Aber im Moment haben wir keine Pläne mit ihm“, stellte Tommi Mäkinen klar. „In dieser Saison geht es für uns darum, Auto und Team weiterzuentwickeln und dafür haben wir drei gute Fahrer. Ein Test könnte für Andreas aber mal drin sein. Ich bin offen für solche Dinge. Schließlich gehört es zu meinem Job, mich umzusehen, wie wir uns in der Zukunft aufstellen.“

Portugal als Gradmesser

Mikkelsen wäre für Matton durchaus eine kurzfristige Möglichkeit, sein Team wieder in die angestrebte Bahn zu lenken. Als Ersatz für den überfordert wirkenden Lefebvre könnte er beweisen, dass mehr im C3 steckt, als es Meeke bisher zeigte. Bleibt Matton allerdings bei seiner Linie, ist für Mikkelsen der WRC-Zug in dieser Saison scheinbar endgültig abgefahren. Beim nächsten Lauf in Portugal bietet sich für ihn noch einmal die Möglichkeit, sein Können auf großer Bühne unter Beweis zu stellen. Er tritt zwar für Skoda in der WRC2 an, doch wenn es ihm gelingt, im unterlegenen Fabia R5 an Lefebvre im C3 WRC vorbeizuziehen, würden die Stimmen bei Citroën, die seine Verpflichtung fordern, noch lauter.

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