Der Weg zum Titel

Burkarts Gefühlsachterbahn

Deutschland hat wieder einen Rallye-Weltmeister. Doch auf dem Weg zum Titel erlebte Aaron Burkart alle Höhen und Tiefen.

<strong>TITEL:</strong> Aaron Burkart und André Kachel gewinnen die Junior-WM 2010

Aaron Burkarts persönliche Gefühlsachterbahn startete schon am Montag. Beim offiziellen Test sorgte ein Plattfuß in einer Kurve dafür, dass der 28-Jährige seinen Suzuki Super1600 kurze Zeit später im spanischen Unterholz wiederfand. Dabei wurde der Überrollkäfig beschädigt, sodass der Swift nicht mehr eingesetzt werden durfte. SSE-Teammanager setzte alle Hebel in Bewegung und holte ein weiteres Auto nach Spanien. „Am Donnerstag Vormittag hatte ich ein identisches Auto für den Shakedown zur Verfügung. Das gesamte Team hat einen tollen Job gemacht – das verstärkte natürlich noch einmal meine Ambitionen, den Titel zu holen, um mich so auch bei allen Helfern zu bedanken“, erklärte Burkart.

 

Am Ende des ersten Tages konnte er sich auf Platz 3 mit 30 Sekunden Rückstand auf seinen Titelkonkurrenten Hans Weijs behaupten. „Die Platzierung hätte uns für den Titel gereicht. Aber Hans pushte und wollte den Sieg – dann aber wäre er Weltmeister...Also war unsere Marschrichtung für Samstag klar: Wir werden auch pushen, um ihn unter Druck zu setzen.“

 

Gesagt, getan. Auf der ersten Wertungsprüfung setzte Burkart die schnellsten Zwischenzeiten – bis 50 Meter vor der Ziellinie, denn dort sah man den gelben Swift am Straßenrand stehen. „Die Radbolzen sind abgebrochen. Immerhin hatten wir Glück im Unglück und das Auto kam an einer Hecke vor einem Bergrücken zum Stehen“, so Burkart. Damit hatte der tragische Held des zweiten Tages zwar die Geschehnisse nicht mehr in de Hand, aber dafür einige Rechenaufgaben zu bewältigen. „Wir mussten, dass wir nun auf den 94 verbleibenden WP-Kilometern sowohl den Esten Kuugar als auch den Briten Hunt überholen mussten, um den Titel noch holen zu können. Dazu mussten wir lediglich 3,5 Sekunden pro Kilometer aufholen....“, so Burkart, dem die Enttäuschung zwar ins Gesicht geschrieben stand, doch die ganze Situation mit Galgenhumor nahm. „Die Hoffnung haben wir aber nie ganz aufgegeben“, meinte Burkarts Co-Pilot André Kachel. Und das war auch genau die richtige Entscheidung, wie sich am Sonntag zeigen sollte.

 

Zunächst erlitt der Clio des Führenden Spaniers Lemes auf der ersten 40 Kilometer-Prüfung einen Felgenschaden, was Hans Weijs auf den ersten Platz katapultiert und rechnerisch für den Niederländer  den Titel bedeutet hätte. Doch das war nicht die letzte Überraschung, die der letzte Tag bereit hielt. Auch der zweite Durchgang auf „El Priorat“ hatte es in sich. „Wir sahen Hans auf der Prüfung, der offensichtlich mit einem Problem neben der Strecke stand. Was danach folgte, waren wahrscheinlich die schlimmsten Minuten der ganzen Rallye. Ich durfte mich davon nicht ablenken lassen und André wären fast die Worte im Mund stecken geblieben. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie wir es geschafft haben, die WP ordentlich zu beenden. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass es dort keinen Handy-Empfang gab und wir nicht wussten, was denn nun genau passiert ist: Konnte Hans weiterfahren, wie viel Zeit hat er verloren, waren wir nun doch wieder auf Titelkurs?“

 

Umso größer war die Erleichterung, als beiden die neuesten Nachrichten des Tages übermittelt wurden: Ihre Zeit auf der WP war so gut, dass sie jetzt auf dem vierten Platz lagen und Hans Weijs auf Platz drei zurückgefallen war. „Wir sind dann nur noch vorsichtig die letzte kurze WP gefahren und ich hätte den Swift am liebsten zurück in den Service getragen, damit ja nicht noch irgendetwas passiert“, so Burkart. Überglücklich sah man den Wahl-Berliner kurz danach ins Ziel fahren. „Es ist einfach unglaublich“, meinte Burkart, der - nachdem die ganze Anspannung von ihm abgefallen war - die Freudentränen nicht mehr aufhalten konnte. „Ich bin unheimlich glücklich und stolz, den Titel mit einem tollen Team geholt zu haben, das wirklich alles dafür getan hat, dass der Titeltraum am Ende wahr werden konnte.“

 

Mit dem Ende der Junior-WM endet auf eine Ära in der Suzuki-Motorsportgeschichte. Die Japaner erklärten, dass die Motorsportabteilung in Ungarn, wo die erfolgreichen Modelle Ignis und Swift S1600 aufgebaut wurden, geschlossen wird und alle Tätigkeitsfelder zu Monster Sport Europe in England übertragen werden.

 

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