Rallye News

Big in Japan

Nach den tragischen Ereignissen bei der Wales Rally GB steht die Rallye-Welt nach wie vor unter Schock. Auch wenn es schwerfällt, blickt man nun in Richtung Japan.

<strong>SIEG:</strong> Petter Solberg gewann 2004 die WM-Premiere der Rallye Japan

Nach dem gelungenen WM-Debüt in der Vorsaison freut sich der WRC-Tross, am kommenden Wochenende auf die Insel Hokkaido zurückzukehren. Mit seinen verhältnismäßig engen und sehr schnellen Wertungsprüfungen ähnelt diese Veranstaltung in gewisser Weise der Rallye Neuseeland. Der lose Schotter stellt hohe Ansprüche an die Fahrer der rund 300 PS starken Allrad-Boliden.

 

Umso mehr, da auf der nördlichsten der japanischen Hauptinseln Niederschläge eine gewichtige Rolle spielen können, mit denen um diese Jahreszeit immer gerechnet werden muss. ?Wenn es da regnet, handelt es sich nicht um kleinere Schauer, sondern um massive und lang anhaltende Wolkenbrüche?, so Sébastien Loeb, der am kommenden Wochenende den WM-Titel in trockene Tücher bringen möchte. ?Da verwandeln sich die Spurrillen auf dem weichen Untergrund in kleine, reißende Bäche.?

 

Vor dem Hintergrund dieser zu erwartenden schwierigen Bedingungen erschwert der Zeitplan der Rallye Japan die Aufgabe für Fahrer und Teams zusätzlich:. ?Am ersten Tag starten die Fahrer zum Beispiel vor- und nachmittags jeweils erst drei Stunden nach Verlassen des Services in die mit über 50 Kilometern längste WP der gesamten Saison?, erklärt Citroën-Teamchef Guy Frequelin. ?Weil sich das Wetter in der Zwischenzeit plötzlich verändern kann, bekommt die Reifenwahl mitunter Lotterie-Charakter.? Am zweiten Tag müssen die Piloten insgesamt sieben Wertungsprüfungen mit demselben Satz Reifen absolvieren - so viele wie bei keiner anderen Veranstaltung im WM-Kalender.

 

Anders als in der Vorsaison dürfen bei der diesjährigen Ausgabe der Rallye Japan immerhin Schotterspione eingesetzt werden. ?Uns Reifenherstellern ist es erlaubt, die Wertungsprüfungen vor den Teilnehmern abzufahren, um uns über die Bedingungen zu informieren?, so Aimé Chatard, bei Michelin Compétition verantwortlich für den Rallye-Sport. ?Durch den ausgesprochen engen Zeitplan müssen unsere Schotterspione ihre Aufgabe allerdings mitten in der Nacht erfüllen. Sie sind wirklich nicht zu beneiden...?

 

Dem Reglement entsprechend dürfen die Fahrer beim japanischen WM-Lauf am kommenden Wochenende nur ein Laufflächenprofil einsetzen. Die Michelin-Partner entschieden sich ausnahmslos für den Michelin Z BTO. Die Bezeichnung steht dabei übrigens für ?Brake & Traction Optimisation?, also optimale Brems- und Traktionseigenschaften. Insgesamt steht den Werksfahrern ein Kontingent von 60 Pneus zur Verfügung, von denen insgesamt 40 zum Einsatz kommen dürfen. Ihre persönliche Reifenliste mussten die Piloten bis zum 12. August bei der Sporthoheit FIA vorlegen. ?Wir gehen davon aus, dass unsere Partner besonders auf die Z8- und Z9-Versionen des Z BTO mit ihren weichen beziehungsweise mittleren Mischungen zurückgreifen werden?, prophezeit Chatard. ?Für die zweiten Durchfahrten der längeren Prüfungen eignet sich zudem der Z9+.? Dieser Pneu mit seiner harten Mischung entfaltet seine optimale Leistung vor allem bei Temperaturen um 20 Grad Celsius.

 

Als Überseelauf zählt die Rallye Japan - neben Mexiko, Neuseeland, Argentinien und Australien - übrigens zu jenen fünf Veranstaltungen, bei denen die Piloten bis unmittelbar vor dem Start zwölf ihrer ursprünglich nominierten Reifen austauschen dürfen, wenn sie dies angesichts der Bedingungen für angebracht halten. Jeder Fahrer darf diese Sonderregelung drei Mal pro Saison in Anspruch nehmen. In diesem Jahr machte bislang nur Michelin- und Ford-Pilot Roman Kresta in Mexiko von den so genannten Joker-Pneus Gebrauch.

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