WM 2014

Befreiungsschlag von Kris Meeke?

Kris Meeke hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Vom hochgehandelten Toptalent schaffte er es bis zum Mini-Werksfahrer und stand kurze Zeit später vor dem Karriereaus. Jetzt meldet er sich in der Weltmeisterschaft zurück und hofft Dank einer langfristigen Perspektive auf die Trendwende.

<strong>GELINGT IHM DIE ÜBERRASCHUNG?</strong> Kris Meeke hofft die nötige Sicherheit durch den Citroen-Vertrag bekommen zu haben

Weihnachten 2011 wird Kris Meeke so schnell nicht vergessen. Das klamme Mini-Prodrive-Team setzte ihn plötzlich vor die Tür und ersetzte den Nordiren durch Pierre Campana, der eine entsprechende Mitgift auf den Tisch gelegt hatte.

 

„Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was die Zukunft bringen würde“, schildert Meeke die Ereignisse vor zwei Jahren. „Eine Weile habe ich ans Aufhören gedacht und wollte einen normalen Beruf ausüben. Am Ende habe ich mich entschieden weiter zu machen, aber ich wollte nie wieder in einem anderen Auto als einem echten Werkswagen sitzen, auch wenn das zunächst nur Testarbeit bedeuten würde. Es war für mich der einzige Weg wirklich ernsthaften Motorsport zu betreiben. Ich begann die Zusammenarbeit mit dem PSA-Konzern um den Peugeot 208 R2 zu entwickeln. Später saß ich in den R5-Modellen und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

 

Die Testfahrten hinterließen bei Citroën bleibenden Eindruck, Meeke bekam in der vergangenen Saison die Möglichkeit, sich bei zwei WM-Läufen in einem DS3 WRC für höhere Aufgaben zu empfehlen. Doch diesem großen Druck war der 34-jährige nicht gewachsen. Auf der legendären Ouninpohja-Prüfung in Finnland lag Meeke auf Rekordkurs, aber kurz vor dem Ziel landete das Auto im Graben. Der Einsatz in Australien entwickelte sich sogar zum völligen Desaster, als Meeke nach zwei Abflügen nicht die erhofften Punkte für die Herstellerwertung abliefern konnte.

 

Doch Citroën hielt ihm die Tür für die Saison 2014 weiterhin offen und Anfang Dezember wurde seine Verpflichtung obekanntgegeben. Meeke wird alle 13 WM-Läufe als offizieller Werksfahrer bestreiten. „Für dieses Team in diesem Auto zu fahren und von ihren Erfahrungen zu profitieren ist eine unglaubliche Möglichkeit für mich. Das ist etwas, auf das ich immer hin gearbeitet habe. Sicherlich kommt es spät in meiner Karriere, aber ich fühle mich immer noch jung“, erklärt Meeke, der keinen Hehl aus seinem geringen Erfahrungsschatz macht.  „Meine Kenntnisse in den aktuellen World Rally Cars sind wirklich begrenzt. Ich konnte einen Tag in Finnland testen und dann bei zwei WM-Läufen starten. Vor den Monte-Tests bin ich den DS3 WRC noch nie auf Asphalt gefahren. Wir werden dann nach Schweden kommen, wo mein Teamkollege Mads Östberg Chancen auf den Sieg hat, aber ich über keinerlei Schnee-Erfahrungen verfüge. Zu Beginn der Saison kann ich sicherlich jede Menge von Mads lernen, dann wendet sich das Blatt vielleicht. Aber ich muss mich selbst ein wenig einbremsen, denn selbst Mexiko und Portugal kenne ich nicht.“

 

Ein weiterer großer Unterschied zwischen Meeke und Östberg ist die Entwicklung zu Beginn ihrer Karriere. Während der Norweger schon frühzeitig in einem Allradler saß, kämpfte Meeke zunächst in Fronttrieblern um Bestzeiten und folgt damit seinen berühmten Citroën-Vorgängern Sebastien Loeb und Sebastien Ogier. „Ich bin ein Verfechter davon, dass junge Fahrer mit einem Fronttriebler beginnen sollen. So lernt man wie man mit Traktion und Gaspedal umzugehen hat. Wer einen Fronttriebler am Limit fahren kann, wird sich im Allradler leicht tun. Sebastien Loeb hat die Citroens entwickelt und diese Autos wurden in den letzten Jahren für ihn abgestimmt. Deshalb ist es bestimmt kein Problem, wenn man aus dieser Richtung kommt“, hofft Meeke auf einen kleinen Vorteil.

 

Mentale Stärke durch Sicherheit

 

Am Fahrtalent von Meeke zweifelt niemand. Doch die hohe Unfallquote verhinderte in der Vergangenheit mögliche Top-Resultate und den Aufstieg in die Weltmeisterschaft. „Ich wusste selten, ob ich eine ganze Saison fahren kann, oder nicht. Bei jeder Rallye musste ich irgendetwas beweisen“, versucht sich Meeke in Ursachenforschung. „Nur als ich mit Peugeot UK im Jahr 2009 ein volles IRC-Programm bestreiten konnte, war es mir möglich, das Beste herauszuholen. In der darauffolgenden Saison wollte ich meinen IRC-Titel verteidigen, aber die Skodas waren sehr stark. Wir hatten wirklich Probleme, mit dem 207 gegen den Fabia mitzuhalten. Entsprechend groß war das Risiko, was ich eingehen musste.“ 

 

Meeke hofft nun durch regelmäßige Einsätze auch die nötige Routine zu entwickeln, die nötig ist, um drei Tage lang fehlerfrei Höchstleistungen zu bringen. „Ich weiß, dass ich auf diesem Niveau fahren kann. Am Ende fehlte etwas die Konzentration und es passierte ein dummer Fehler“, sagt Meeke. „Als ich im Sommer nach Finnland kam, lag meine letzte Rallye 20 Monate zurück. Ich war mental nicht stark genug, um über die gesamte Distanz die erforderliche Leistung zu bringen.“ Die Unterschrift unter den Citroën-Vertrag hat bereits für eine Veränderung geführt, wie Meeke abschließend bemerkt: „Mit Sicherheit habe ich mich bei den ersten Testfahrten deutlich entspannter im Auto und in meinem Kopf gefühlt. Nur so kann man die erhofften Ergebnisse abliefern.“

 

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