Rallye News

Auf in den Winter!

Nach fünf Siegen in Folge stellt sich Weltmeister Sébastien Loeb nun in den Anden seinen Gegnern. In Argentinien erwarten die Fahrer besondere Herausforderung.

<strong>Immer durch:</strong> Wasserdurchfahrten als Merkmal der Rallye

Die Rallye Argentinien, neunter von 16 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, ist bekannt für zahllose Wasserdurchfahrten und für Prüfungen, die sich bis auf 2200 Meter über Meeresspiegel in die Höhe winden. Als Höhepunkt im doppelten Sinne gilt traditionell die Wertungsprüfung ?El Condor? (WP 18), die auf einer Höhe von mehr als 2000 Metern startet. Auch die Prüfung ?Giulio Cesare? - als WP 19 ebenfalls am letzten Rallye-Tag ausgetragen - sorgt mit ihrer gewundenen Streckenführung durch massige Granitfelsen immer wieder für spektakuläre Showdowns.

 

Durchgehend anspruchsvoll präsentieren sich die Wertungsprüfungen durch die malerischen Täler Punillia, Calamuchita und Traslasierra, die zu den schönsten und zugleich technisch anspruchsvollsten des Kalenders gehören. Neben den besagten Klassikern trennen auch Prüfungen wie ?Ascochinga?, ?La Cumbre? oder ?Santa Rosa de Calamuchita? die Rallye-Spreu vom Weizen.

 

Bemerkenswert ist der Wechsel der Schotter-Charakteristik: Von glatten und schnellen Pisten, die eher mit Staub und Sand bedeckt sind, geht es teilweise über recht raue, steinige Pfade. Die Strecken sind eng und kurvig und bilden nach wenigen Durchfahrten schnell Spurrinnen aus. Zudem sorgt das wechselhafte Wetter im Südhalbkugel-Winter für manche Überraschung: Neben Kälte bis zum Gefrierpunkt ist besonders die ?El Condor?-Prüfung für ihre dichten Nebelbänke berüchtigt. ?Die Prüfungen haben sehr unterschiedliche Charaktere?, bestätigt Schwarz. ?Mal geht es auf Hochebenen sehr schnell dahin, mal ist es glatt und twisty. Argentinien ist eine schöne Rallye, die in Vielem dem Lauf in Mexiko ähnelt. Ich freue mich drauf.?

 

Unter solch anspruchsvollen Bedingungen kommt der Reifenwahl größte Bedeutung zu. Um die Spitzenpiloten bei ihrer Entscheidung zu unterstützen, sind Wetter- und Schotterspione von Michelin unterwegs - wegen des frühen Starts der Etappen und der großen durchschnittlichen WP-Länge übrigens meist in der Nacht. ?Sollte es regnen, ist es im Dunkeln natürlich schwer zu erkennen, wie viel Schlamm bis zum Start auf der Straße liegen wird?, sagt Aimé Chatard, bei Michelin verantwortlich für die Rallye-Einsätze. ?An diesem Wochenende werden unsere Gravel Crews eher einen generellen Trend vermelden als detaillierte Streckeninformationen.?

 

Wie in Sardinien werden die Piloten in Argentinien nur einen Profiltyp verwenden dürfen. Die Partnerteams des französischen Multi-Weltmeisters haben einhellig den schon bei seinem Debüt in Neuseeland siegreichen Michelin Z BTO nominiert. Dieser Reifentyp bietet zahlreiche Optionen. Mit der harten Laufflächenmischung Z9+ zum Beispiel gewann Sébastien Loeb auf Zypern, mit der mittleren Z9 in Sardinien und einer breiteren Variante in Griechenland. Im Andenstaat wird Michelin den Typ Z BTO Z8 einsetzen, der für den Einsatz bei nassen Verhältnissen oder kalter Witterung ausgelegt ist.

 

Die Route der diesjährigen Argentinien-Rallye umfasst zwei WP-Doppelpacks, die jeweils in derselben Fahrtrichtung zweimal auf dem Programm stehen. Es handelt sich um die Prüfungen 11 bis 14 auf der zweiten und 18 bis 20 auf der dritten Etappe. Die Frage, wie tief die Spurrinnen dieser Strecken ausgefahren werden, dürfen die Schotterspione zwischen den Durchgängen nicht klären.

 

Auch der Zeitplan der Rallye Argentinien stellt die Teams vor eine Herausforderung, die nur mit viel Know-how und Erfahrung zu lösen ist: Die Reifenwahl muss für mehrere Prüfungen sehr frühzeitig getroffen werden. Auf der zweiten Etappe etwa müssen die WRC-Piloten morgens im Servicepark von Villa Carlos Paz ihre Reifen für die WP 14 wählen, die erst fünf Stunden später gestartet wird und 100 Kilometer vom Servicepark entfernt liegt.

 

Die Fahrer mussten ihre Reifen bis zum 7. Juli benennen. Von den ursprünglich 55 Exemplaren auf ihrer persönlichen Liste dürfen sie inklusive Vorstart und Shakedown maximal 35 während des Events benutzen. Neben Neuseeland und Sardinien steht damit das kleinste Reifenkontingent der Saison zu Verfügung.

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