Ott Tänak sieht wie der sichere Sieger der Rallye Sardinien aus, da versagt die Servolenkung seines Toyota Yaris WRC auf der letzten Prüfung ihren Dienst. Der Este schafft es unter größten Anstrengungen ins Ziel, doch der Zeitverlust von über 2:12 Minuten lässt ihn auf den fünften Platz zurückfallen. Stumm erträgt Tänak die übliche Fragerunde nach dem Zieldurchlauf, er ist den Tränen nahe.
Ein paar Meter entfernt kennt der Jubel dagegen keine Grenzen. Kaum war Dani Sordo (Hyundai) im Ziel der Power-Stage angekommen, wurde er über die Probleme von Tänak informiert. Mit jeder Minute wurde klarer: der Spanier wird auf Sardinien seinen zweiten WM-Sieg feiern. „Es ist unfassbar. Ich habe keine Worte das zu beschreiben“, meinte Sordo.
Durch den Rückschlag von Tänak rückte ein starker Teemu Suninen (Ford) auf den zweiten Platz. Für den Finnen, erstmals mit seinem neuen Beifahrer Jarmo Lehtinen unterwegs, ist es das beste WM-Ergebnis seiner Karriere. Andreas Mikkelsen (Hyundai) schob sich mit einer fulminanten Fahrt auf der Power-Stage in der Gesamtwertung noch an Elfyn Evans (Ford) vorbei und bezwang den Waliser um gerade einmal neun Zehntel. „Unser Auto war in den tiefen Spuren kaum zu kontrollieren. Es ist enttäuschend“, fluchte Evans über den Ausgang.
Tänak übernimmt WM-Führung
Geburtstagskind Thierry Neuville beendet den achten Saisonlauf lediglich auf Platz sechs und erhält elf WM-Punkte: acht für die Platzierung und drei für die drittschnellste Zeit in der Power Stage. Neuville steht jetzt bei 143 WM-Punkten und bleibt damit auf Platz drei. Mit der zweitbesten Zeit auf der Power Stage und drei Extra-Punkten vermeidet Weltmeister Sebastien Ogier nach dem Ausfall von Freitag eine komplette Nullnummer und steht nun bei 146 WM-Punkten. Kleines Trostpflaster für Tänak: er erobert trotz des verpassten Siegs die WM-Führung und hat nun 150 Punkte auf dem Konto. Die WM-Spitze ist nach der Rallye Sardinien näher zusammengerückt. Ogier liegt vier Punkte hinter Tänak, Neuville sieben Punkte.
Für Neuville wurde es nach der Podiumsfeier im Anschluss an die Power-Stage noch einmal brenzlig. Plötzlich sprang sein Auto nicht mehr an und nur mit tatkräftiger Unterstützung der anwesenden Streckenposten gelang es Neuville, seine Fahrt fortszusetzen.
But the rally is not over! @thierryneuville needs to get it back to parc ferme or else he will not be classed as a finisher! #WRClive#WRC
— World Rally Championship (@OfficialWRC) June 16, 2019
Live Text: https://t.co/J6idNm3YKrpic.twitter.com/EJ5QLbb4aI
Unter den Augen von Toyota-Chef Aki Toyoda konnten die beiden anderen Werkspiloten Jari-Matti Latvala und Kris Meeke nur wenig Zählbares abliefern. Latvala hatte sich am Freitag in Führung liegend abgerollt und fuhr sich wenig später auch noch fest. Ergebnis: ein enttäuschender Platz 19. Meeke bremste am Samstag ein Reifenschaden aus und im Finale ging er auf Nummer sicher, um die angepeilten Herstellerpunkte nicht mehr zu riskieren. Hinter Esapekka Lappi (Citroën) wurde der Brite Achter.
WRC Rallye Sardinien 6WRC Rallye Sardinien 6 - Crash Latvala & Neuville Problem
Gepostet von Rallye-Magazin am Freitag, 14. Juni 2019
Doppelsieg für Skoda
In der WRC2 Pro feiern die Skoda-Werkspiloten Kalle Rovanperä und Jan Kopecky einen Doppelsieg. Schnellster R5-Fahrer war Mads Östberg im Citroën. Er verlor die Rallye jedoch bereits am Freitagmorgen, als die Aufhängung des linken Vorderrads zu Bruch ging. „Wir hätten mehr verdient als diesen dritten Platz“, ärgerte sich Östberg.
Pierre-Louis Loubet hatte seine WRC2-Führung am Samstagabend durch einen Reifenschaden zunächst an Takamoto Katsuta verloren. Doch der Ford Fiesta R5 des Japaners fing heute im ersten Regrouping Feuer, weil Motoröl auf den heißen Auspuff tropfte. Katsuta konnte den Brand zwar löschen, aber seine Rallye war vorbei. Damit rückte Loubet wieder auf die Stelle nach vorn, die er lange Zeit innehatte und holte den WRC2-Sieg.
Den Sieg in der Junior-Wertung sicherte sich Jan Solans. Julius Tannert musste sich nach dem gestrigen Kühlerschaden mit dem sechsten Platz zufrieden geben. Nico Knacker wurde Zehnter.
Über Estland nach Finnland
Für die Rallye-WM beginnt nun eine siebenwöchige Sommerpause. Mit der Rallye Finnland (1. bis 4. August) geht es weiter. Zwischendurch werden einige Fahrer an der Rallye Estland (12. bis 14. Juli) teilnehmen, die als offizieller PR-Event der WRC stattfindet und eine gute Gelegenheit ist, um sich auf den schnellsten WM-Lauf des Jahres vorzubereiten.
Ergebnis Rallye Sardinien 2019 | |||
1. | Sordo / del Barrio | Hyundai i20 WRC | 3:32:27.2 |
2. | Suninen / Lehtinen | Ford Fiesta WRC | +0:13.7 |
3. | Mikkelsen / Jæger | Hyundai i20 WRC | +0:32.6 |
4. | Evans / Martin | Ford Fiesta WRC | +0:33.5 |
5. | Tänak / Järveoja | Toyota Yaris WRC | +1:30.1 |
6. | Neuville / Gilsoul | Hyundai i20 WRC | +2:06.7 |
7. | Lappi / Ferm | Citroën C3 WRC | +2:59.6 |
8. | Meeke / Marshall | Toyota Yaris WRC | +4:40.1 |
9. | Rovanperä / Halttunen | Škoda Fabia R5 Evo | +8:24.6 |
10. | Kopecky / Dresler | Škoda Fabia R5 Evo | +8:49.2 |
Mehr Ergebnisse | |||
Fahrer-WM: 1. Tanak 150; 2. Ogier 146; 3. Neuville 143; 4. Evans 78; 5. Suninen 62 Hersteller-WM: 1. Hyundai 242; 2. Toyota 198; 3. Citroen 170; 4. M-Sport 152 |