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Red Stag Rallye Extreme: Chaos und Protest

Beim Auftakt in der Österreichischen Staatsmeisterschaft ging es turbulent zur Sache. Hermann Neubauer und Simon Wagner liegen im Ziel zeitgleich an der Spitze, doch es wird ein Nachspiel geben.

Der lange Lockdown hat offenbar seine Spuren hinterlassen. Schon die erste Prüfung der Red Stag Rallye Extreme wurde wegen einige organisatorische Schwierigkeiten mit der Positionierung der Feuerwehr abgesagt.

Immerhin konnte anschließend das mit Spannung erwartete Duell zwischen Hermann Neubauer und Simon Wagner Fahrt aufnehmen. Die beiden erfüllten die Erwartungen und wechselten sich bei den Bestzeiten munter ab. Ebenfalls stark: Neueinsteiger Philipp Kreisel auf dem dritten Rang.

Am Nachmittag stand bei der Red Stag Rallye Extreme allerdings der Rhythmusbruch an: Statt dem relativ einfachen Geläuf auf öffentlichen Straßen wechselte die Oberfläche in unglaublich rauen Schotter im Gebirge, es ging ans Herz der Rallye. Dort fabrizierte Kreisel zwei Mal einen Fehlstart und bekam insgesamt 1:10 Strafminuten aufgebrummt. Damit war der Weg für Kris Rosenberger und Gerwald Grössing im Kampf auf das letzte Podestplatz frei - über eine Minute hinter Neubauer und Wagner.

Feueralarm

Bevor die fünfte Prüfung aber abgeschlossen werden konnte, entdeckten aufmerksame Streckenposten die Entstehung eines Flächenbrandes, der offensichtlich durch ein glühendes Teil eines Rallyeautos ausgelöst wurde. Bei ebenso glühender Außentemperatur fing ein Holzstoß Feuer. Die einfahrende Feuerwehr konnte den Brand rasch unter Kontrolle bringen.

Nach diesem ersten Zwischenfall packte Neubauer eine Fabelzeit in der Folgeprüfung aus, er war 15 Sekunden schneller als im ersten Durchgang! Wagner hielt ebenfalls mit einer Zeitverbesserung gegen, war aber insgesamt drei Sekunden langsamer als sein Gegner.

Vor der ersten Königs-Prüfung “Rundkurs Haraseben” mit über 24 km in abgelegenstem Gelände folgte ein weiterer Zwischenfall: Ein Rettungseinsatz bei einem Wanderer löste noch eine größere Verspätung aus, die Positionierung der Streckenposten konnte aufgrund der blockierten Strecke nicht entsprechend schnell durchgeführt werden. Angesichts der bereits beträchtlichen Startverzögerung wurde entschieden, die siebte Prüfung abzusagen und stattdessen gleich wieder im Zeitplan die Abschlussprüfung - wieder der Rundkurs Haraseben - unter die Räder zu nehmen.

Chaos durch Streckenposten

Durch die diversen Verzögerungen (Waldbrand, Rettungseinsatz) war die Streckenposten-Truppe sehr unwillig den weiteren Ablauf der Rallye ordentlich zu begleiten. Obwohl der Rallyeleiter-Stellvertreter einen Plan ausgearbeitet hatte, die Rallye weiterhin sportlich ordentlich durchzuführen (das Feld der ersten Acht auf jeweils vier Starter zusammenzuziehen, die im Zwei-Minuten-Abstand die Prüfung bestreiten sollten, um eine korrekte und reguläre Sicht zu haben) entschied der WP-Leiter eigenmächtig das Feld völlig unkontrolliert zu starten.

Neubauer ging in die Prüfung, Simon Wagner wurde als zweites Auto gestartet. Als drittes Fahrzeug hätte Riegler die Prüfung in Angriff nehmen sollen. Aufgrund eines Kommunikationsversagens zwischen dem WP-Leiter und einem seiner Mitarbeiter wurde Rigler jedoch nicht wie geplant im Zwei-Minuten-Abstand in die Prüfung eingelassen, sondern weitere sechs Minuten am Start angehalten. Als Neubauer bereits im Anflug war ließ man Rigler keine 30 Sekunden vor ihm in die Prüfung einfahren und somit begann das Drama.

Die Verhältnisse waren in der Sekunde völlig irregulär, es wurde in weiterer Folge panisch auch noch Hausherr Gerwald Grössing auf die Reise geschickt. Die Sichtverhältnisse waren dadurch gleich Null, was das Befahren der Prüfung mit teilweise 170 km/h zu einem lebensgefährlichen Akt verkommen ließ. Dies führte letztlich zum Abbruch der Prüfung und gleichzeitig auch zum Abbruch der Rallye, weil der WP-Leiter schon im Vorfeld des WP-Starts seinen Unmut darüber geäußert hatte, dass es ihm und seiner Truppe nicht zumutbar wäre, einen derartig langen Arbeitstag zu absolvieren, „man hätte nämlich langsam Hunger.“

Grössing völlig fassungslos

„Diese Truppe hat mit einem Schlag die Arbeit von sechs Monaten zunichte gemacht und den Start zur Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft zu einer Lachnummer degradiert“, schimpfte Organisator Grössing. „Mein Herz brennt für den Motorsport und jeder der mich kennt weiß, dass ich nicht den Kopf in den Sand stecke und daher auch über eine Weiterführung dieser Rallye ernsthaft nachdenke. Jedoch bin ich es gewohnt mit Profis zu arbeiten und wir müssen bei einer kritischen Nachbetrachtung Voraussetzungen schaffen, die einer Staatsmeisterschaft würdig sind. Es tut mir für die teilnehmenden Teams außerordentlich leid, wie unwürdig dieser tolle Tag zu Ende ging und so möchte ich mich bei allen Teilnehmern für den Wahnsinn den wir heute erleben mussten einfach nur entschuldigen.“

Denkwürdig auch, dass es zwei Gesamtsieger gibt, denn nach dem Studium der Onboard-Aufnahmen von Neubauer und Wagner im Beisein der Sportkommissare einigten sich alle Beteiligten zu einem ex-aequo Erfolg um Platz 1. Damit sollten sowohl Neubauer als auch Wagner, jeweils 25 Punkte für die Meisterschaft erhalten. 

Ergebnis Red Stag Rallye Extreme

01. Hermann Neubauer / Bernhard Ettel, Ford 49:47,5
02. Simon Wagner / Gerald Winter, Skoda +0,0
03. Gerwald Grössing / Fred Winklhofer, Skoda +2:15,0
04. Kris Rosenberger / Sigi Schwarz, Skoda +2:16,6
05. Philipp Kreisel / Daniel Foissner, Skoda +3:04,1
06. Gerald Rigler / Pirmin Winklhofer, Ford +3:07,2
07. Johannes Keferböck / Ilka Minor, Skoda +3:23,6
08. Peter Eibisberger / Claudia Dorfbauer, Ford +3:24,5
09. Jeffrey Wiesner / Marcel Eichenauer, Subaru +3:49,1
10. Christoph Zellhofer / Christina Ettel, Suzuki +4:00,1

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