Fahren mit Schweden-Spikes

Quer erziehbar

Nicht nur Thierry Neuville ging vor der Rallye Schweden in die Schule. Auch wir lernten den richtigen Umgang mit den Spikereifen und weilten zur exklusiven Ausbildung mit Profi Armin Schwarz im finnischen Ivalo.

<strong>BESONDERES VERGNÜGEN:</strong> Im Gruppe-N-Boliden auf Spikereifen driften

Auf dem Schulungsprogramm in Ivalo, am Nordzipfel von Finnland stehen zweieinhalb Tage Schneegestöber im Eiltempo. Die Augen leuchten dabei mit dem Polarlicht um die Wette. Denn Sitzposition und Lenkradhaltung sind schnell erklärt, hier geht es um aktives Fahren. Erst im knapp 300 PS starken Serien-Subaru Impreza WRX STi, später im Exklusivtraining gar im Gruppe-N-Boliden des Deutschen Rallyemeisters Sandro Wallenwein, mit dessen Familienclan Armin Schwarz das „Ice&Action Wintertraining“ im hohen Norden betreibt.

 

Zur optimalen Ausbildung hält Schwarz eine riesige Spielwiese bereit, aufgeteilt in diverse selektive See, Handling- und Waldrundkurse, die durch hohe Schneewälle begrenzt werden. So geht auf der Suche nach dem Limit jeder Abflug glimpflich aus. „Woanders ist das gar nicht möglich“, sagt der 48-jährige Rallyecrack. „Bei solchen Geschwindigkeiten einen Baum oder eine Mauer zu treffen wäre fatal.“ Nun nehmen wir wieder Fahrt auf. „Jungs, nicht wie bei den Tellerwäschern. Haltet das Lenkrad fest. Und nicht vergessen: Ihr müsst immer wissen wo die Räder stehen. Wer im Rallyeauto nicht weiß wo seine Räder stehen, hat auch keine Chance, richtig zu reagieren“, lässt Schwarz seine Schüler per Funk wissen. Ab und an gibt er oder Youngster Mark Wallenwein den Copiloten.

 

„Das Lenken klappt schon gut, jetzt heißt es Impulse setzen. Auch wenn die Drifts noch so weich aussehen, im Grunde fährt man ein Rallyeauto digital“, legt Schwarz am Nachmittag die Latte höher. Heißt Volllast, beim Bremsen und beim Gasgeben. Im Serienauto fahren wir mit jenen Spike besetzen Winterreifen, die in der Rallye-WM bei der Monte Carlo zum Zuge kommen. Das Prinzip ist aber das gleiche, wie später im Rallyeboliden mit den Flexscheiben-dünnen Spezialpneus an denen die Nägel fast einen Zentimeter aus dem Gummi ragen. „Beim harten Bremsen kann sich der Reifen am besten ins Eis beißen“, erklärt Schwarz. „Du musst mit den Auto fahren und nicht umgekehrt.“ Siehe da, bei optimaler Umsetzung bieten Spikereifen auf Eis eine ähnliche gute Haftung wie Slicks auf trockenem Asphalt. Sofern man digital fährt. Wie wichtig unter diesen Bedingungen gezieltes und hartes Bremsen ist – vom Wissen um die Lenkradstellung ganz zu schweigen –, erfahren wir am Nachmittag.

 

Rein ins Rallyecockpit und raus in den Wald. In manchen Passagen pflügen wir im gehobenen Reisetempo durch das weitläufige Kurvenlabyrinth. Doch Vorsicht: Beim extremen Exkurs reißen die Nägel solch gewaltige Furchen in die Bahn, dass man sich fühlt wie auf einem Schlitten in Schienen. „Schon bei der dritten oder vierten Runde stehen die Reifenkanten außen auf und die Nägel finden kaum noch Halt“, weiß Schwarz aus eigener Wettbewerbserfahrung. „Damit es am Ende einer Gerade dann nicht dahin geht, versuchen die Toppiloten daher meist eine eigene und etwas griffigere Linie zu finden. Deshalb kommen die oft auch so quer daher. Denn nur wer auf der Strecke bleibt, sieht auch das Ziel.“ Das dürfte nach dem vorzeitigen Aus bei der Monte auch Thierry Neuville versuchen.

 

LINK:www.iceaction.de 

GALERIE:Mehr Bilder vom Ice & Action Wintertraining ...

« zurück