Einsatz im Race-Truck

Nittel findet neue 'Freunde'

Uwe Nittel erlebte beim Truck Grand Prix auf dem Nürburgring einiges: Pole-Position, viele EM-Punkte, Disqualifikation und neue Freundschaften.

<strong>ATTACKE:</strong> Uwe Nittel hält sich auch im Race-Truck nicht zurück

„Alles in allem war es ein geniales Wochenende“, strahlte der Schwabe aus Adelmannsfelden nach dem letzten der vier Läufe zur Truck-Europameisterschaft auf dem Nürburgring. Der Einstand am frühen Samstag war schon famos: Nittel qualifizierte sich im Freightliner seines tschechischen Buggyra-Teams für die Superpole der zehn Zeitschnellsten. Dort belegte er inmitten der weltbesten Truck-Piloten den achten Platz. Diesen Platz konnte er bis ins Ziel verteidigen. Da beim zweiten Samstagsrennen die besten acht des ersten Laufes in umgekehrter Reihenfolge starten, stand der Schwabe erstmals bei einem Truck-Race auf der Pole.

 

Beim fliegenden Start spielten seine direkten Verfolger ihre Routine voll aus und nahmen den Truck-Rookie in die Zange. „Das ist schon ein wahnsinniges Gefühl, wenn du mit drei Sechstonnern mit 160 km/h nebeneinander über die Start- und Zielgerade des Nürburgringes donnerst“, berichtete Nittel. Dann ging es rasend schnell: „Sie machten die Zange zu und wir berührten uns. Dabei geriet ich mit meinen Vorderrädern an die Hinterräder der beiden Trucks und mein Freightliner stieg bei 160 km/h plötzlich vorne hoch, ich fühlte mich wie in einem Fahrstuhl.“

 

Durch die Aktion verlor Nittel zwar einige Plätze, kämpfte sich aber bis zur Ziellinie wieder auf den vierten Platz nach vorn. Von der Fachpresse wird der Rallyeprofi gerne als der Senkrechstarter der Truck-Saison 2010 betitelt, eine Bezeichnung, die nach diesem Ereignis eine ganz andere Bedeutung bekommt. „Das war was für echte Trucker“, lautete Nittels kurzer Kommentar.

Am Sonntag standen dann die beiden nächsten EM-Läufe an. Wieder war der Schwabe in der Superpole, diesmal war es sogar der siebte Startplatz.


Trotz der für einen Neuling guten Zeiten saß Nittel das gesamte Wochenende über den Datenaufzeichnungen und verglich seine Fahrten mit denen seines Teamkollegen und amtierenden Europameisters David Vrsecky. „Zwei Sekunden trennen mich noch von David. Der große Abstand ist für mich eine völlig neue Erfahrung. Ich muss noch einiges lernen. Aber mit David habe ich den besten Lehrmeister, den ich kriegen konnte.“

 

Das was am Samstag beim Start von der Pole noch misslang, machte Nittel am frühen Sonntag wesentlich besser: Offensichtlich völlig ausgeschlafen überraschte er die Konkurrenten und fuhr vom siebten Startplatz schon nach der ersten Kurve auf Platz drei. Zweimal wurde er anschließend ins Kiesbett abgedrängt und fand sich auf Platz neun wieder.

 

Dann folgte eine der spektakulärsten Aktionen des gesamten Wochenendes.
Die Fernsehkameras verfolgten zwölf Runden lang den Versuch Nittels, an dem vor ihm platzierten Anthony Janiec in einem Renault vorbeizukommen.
Der Franzose fuhr absolute Kampflinie, es kam immer wieder zum Blechkontakt der beiden Race-Trucks. An Nittel’s Freightliner fehlten anschließend einige Spoilerteile, aber schließlich ging es um Platz acht, der beim zweiten Lauf die Pole-Position bedeuten würde. Die Zuschauer auf den Rängen waren begeistert, aber eine der Berührungen war den Sportkommissaren zu hart, sie disqualifizierten Nittel. Gerd Körber, der dreifache Truck-Europameister, kam aber anschließend zu dem Schwaben und gratulierte zu dieser Leistung, das Duell sei seit Jahren das Beste gewesen, was er im Trucksport gesehen habe.

Dennoch musste Nittel beim vierten und letzten Lauf zur Truck-EM wegen der vorhergegangenen Disqualifikation vom letzten Platz aus starten.


Schnell hatte er sich wieder bis auf den siebten Platz nach vorne gekämpft. Dann war Schluss, denn vor ihm tauchten wieder die Rücklichter von Janiec, dem Franzosen mit der Startnummer zwölf auf. „Ich glaube, da habe ich einen neuen Freund gefunden“, schmunzelte Nittel anschließend. Leistung wird belohnt: Noch auf dem Nürburgring unterschrieb er den Vertrag mit Buggyra für die beiden nächsten EM-Runden in Most sowie in Jarama. „… da gibt es zwei weitere Möglichkeiten unsere Freundschaft zu pflegen.“

 

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