Gelungene Premiere

Erste Truck-EM-Punkte für Nittel

Er kam, fuhr und punktete - und hatte anschließend einige Geschichten zu erzählen, so könnte man den Auftritt von Uwe Nittel im spanischen Albacete kurz umschreiben.

<strong>SCHWERGEWICHTE:</strong> Uwe Nittel ist vom Race-Truck begeistert

„An dem Wochenende ist soviel passiert, andere Truckfahrer brauchen dafür ein ganzes Jahr“, schmunzelte der Schwabe nach seiner Rückkehr. Die erste Infektion mit dem LKW-Bazillus holte sich der Rallye-Profi schon Mitte des vergangenen Jahres, als er beim deutschen Truck-Grand-Prix in einem Iveco des Lenz-Teams im Mittelrhein-Cup startete. Dass er dort schneller war als der dreifache Europameister Heinz-Werner Lenz, lies so manchen Teamchef aufhorchen. „Direkt nach meinem Start am Nürburgring gab es interessante Gespräche, im Frühjahr durfte ich dann einen Freightliner des tschechischen Buggyra-Teams testen.“

 

Bei der zweiten Runde der FIA European Truck Racing Championship im spanischen Albacete am vergangenen Wochenende wurde es ernst, Nittel bekam kurzfristig eine Starterlaubnis. Vier Rennen, je zwei am Samstag und Sonntag waren zu absolvieren. Doch was sind 800 PS im Mittelrhein Cup gegen die über 1.200 PS-starken LKW-Monster in der FIA Europameisterschaft. Der Inhaber der Rallye-Schule drift&drive war nach den ersten Test-Runden begeistert. Schließlich bewegte er einen Fünftonner von Buggyra, des dreifachen Team-Europameisters. Und: Sein Teamkollege war David Vresecky, der amtierende EM-Champion.

 

Beim ersten Lauf schaffte der Schwabe das scheinbar Unmögliche: Inmitten der weltbesten Truck-Piloten belegte er im ‚Langschnauzer’ den neunten Platz und sammelte sofort erste EM-Punkte. Voll motiviert ging er in das zweite Samstagsrennen. Nittel hing nur 0,3 Sekunden hinter den Rundenzeiten seines Teamkollegen David Vrsecky, der ist immerhin zweifacher Europameister der Truck-Racer, und rodelte ins Aus. Verursacht wurde der Ausritt durch gleich zwei geborstene Bremsscheiben. Bei den Truck-Racern passiert eine derartige Panne immer wieder, doch Nittel war so etwas in seiner langjährigen Motorsportkarriere-Karriere noch nicht passiert. „Sehr ärgerlich, das hätte ein weiteres gutes Resultat werden können.“

 

Doch es kam noch schlimmer: In der ersten Runde des warmup am frühen Sonntag kollabierte der 1.200-PS-Motor seines Freightliner. Die Buggyra-Crew konnte das Antriebsaggregat zwar in weniger als zwei Stunden tauschen, doch das dritte Rennen musste Nittel vom letzten Startplatz aus angehen. Nach dem Zieleinlauf hatte Uwe Nittel eines der breitesten Grinsen seiner Laufbahn im Gesicht und nicht nur das Team lobte ihn als ‚Held des Tages’: „David hatte mir wertvolle Tipps gegeben, wie ich die Konkurrenten am besten überholen kann, es hat geklappt.“ Seine Fahrt endete im Ziel auf Rang elf, nur knapp hinter Markus Östreich, der sich den letzten EM-Punkt sicherte. Das vierte Rennen brachte dann mit Rang 10 einen weiteren wertvollen Punkt in der EM-Wertung, viel Anerkennung von den Fahrer-Kollegen und allseits zufriedene Gesichter. „Das Team möchte unbedingt, das ich weiter für sie fahre, das müssen wir aber noch abschließend klären.“ Wer jedoch in das zufriedene Gesicht des Schwaben sah war sich sicher: Der Truck-Bazillus hat den Rallye-Profi fest im Griff.

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