Deutschland, ein tief verschneites Wintermärchen. Auf einer abgelegenen Landstraße macht ein junger Fahrer erstmals Bekanntschaft mit dem instabilen Fahrzustand. Begeistert vom Driftwinkel entschließt er sich, tief in die Welt des Rallyesports einzutauchen. Das fällt ihm sichtlich leicht. Volkswagen und Opel bieten speziell für junge Talente perfekte Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten an. Schon vor einiger Zeit hat man das von Suzuki geborgte Motto ?Road to WRC? auch für den eigenen Konzern übernommen.
Rasch wird klar, dass der junge Fahrer das Zeug zu mehr hat. Sein neuer Mentor Walter Röhrl entscheidet deshalb, dass er bereits ein Jahr nach seinem Debüt in der JWRC fahren soll. Opel nimmt ihn in sein Junior-Team auf und stellt einen Opel Corsa R2 zur Verfügung. Mit großem Können bestätigt unser Held das in ihn gesetzte Vertrauen und Dank der Bemühungen Röhrls winkt am Ende der Saison ein Werksvertrag mit dem Volkswagen-Team und der Einsatz im Golf VI WRC. Die ersten WM-Siege lassen nicht lange auf sich warten und sorgen für einen ungeahnten Höhenflug des Sports.
Bei RTL wird die zuständige Redaktion um das Doppelte aufgestockt, ARD und ZDF planen mehrstündige Sondersendungen zum Thema und in der Presse wird der neue deutsche Superstar auf der Titelseite gefeiert. Eurosport überträgt Snooker in der tiefen Nacht, längst brauchte man Platz für die Driftshow zur besten Sendezeit am Sonntagabend. Auch für die deutsche Szene sorgt die neue Popularität für einen kaum für möglich gehaltenen Schub. Sponsoren stehen plötzlich Schlange und überhäufen jede noch so kleine Rallye mit einem wahren Geldsegen. Um den ungeheuren Ansturm von Fans und Fahrern irgendwie Herr zu werden, legt der DMSB in einer Sondersitzung fest, dass mindestens zehn Veranstaltungen an einem Wochenende gleichzeitig stattfinden müssen. Der Bund für Naturschutz stimmt zu, dass asphaltierte Feldwege wieder zurückgebaut werden, um mehr Schotterpisten zu schaffen. Selbst über eine zeitweise Split-Aufschüttung auf der Nordschleife diskutieren große Event-Agenturen, um den verblüfften Marketingleute das Phänomen ?Rallye? näher zu bringen.
Das neue deutsche Drift-Wunder sorgt auch im Umfeld für Bewegung. ISC-Chef David Richards kann mittlerweile die TV-Rechte so teuer verkaufen, dass er Bernie Ecclestone in der englischen Reichenliste längst überholt hat. Nach dem Debakel in der Formel-1 entwickelt Toyota wieder ein World Rally Car und selbst bei Mercedes werden Stimmen laut, die erfreut daran erinnern, dass vor langer Zeit ein gewisser Walter Röhrl bei den Schwaben unter Vertrag stand. FIA-Präsident Ari Vatanen, ein gestandener Rallye-Champion, der für VW den ersten Diesel-Sieg bei der Dakar holte, legt ab sofort zuerst den Kalender für die Rallye-WM fest, die Formel-1 und alle weiteren Meisterschaften müssen sich danach richten. In einer jährlichen Befragung können die Fans ihre Meinung zum Sport kundtun, Wünsche und Anregungen werden in kürzester Zeit umgesetzt.
In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern und Freunden Frohe Weihnachten und einen gepflegten Drift ins neue Jahr. Und wer weiß, vielleicht gehen Wünsche ja doch in Erfüllung...
