Morgenstern im Evo

Ein Adler mit Bleifuss

Skispringer Thomas Morgenstern schnuppert am Erzberg benzingeschwängerte Rallyeluft. Raimund Baumschlager zeigt sich von seinem Schützling begeistert.

<strong>BEGEISTERT:</strong> Thomas Morgenstern gab im Rallyeauto zügig Gas

Thomas Morgenstern musste nicht lange überlegen, als ihm sein Sponsor Red Bull zum Gesamtweltcup-Sieg 2007/08 einen Geschenkwunsch freistellte: „Autos und Geschwindigkeit haben mich schon als Kind interessiert, ein Rallyeauto zu steuern war ein großer Traum von mir.“ Nicht einmal ein Sturz beim Materialtest in Kuopio vor einer Woche konnte den Hobbypiloten davon abhalten, sich am Erzberg in ein neues Abenteuer zu stürzen. Raimund Baumschlager machte den Tag perfekt: „Normalerweise sitzt der Amateur am Beifahrersitz. Aber Morgi ist ein Naturtalent, daher durfte er von Beginn an ans Steuer.“


Als Thomas Morgenstern am Dienstagmorgen seine Strecke am Erzberg erreichte, wurde er von lautem Motorenlärm und dem Geruch von Benzin empfangen. Die Handwerker schraubten bereits eifrig an dem Mitsubishi Evo 9, der kurzfristig zum Arbeitsgerät des Skispringers werden sollte. Auch als Raimund Baumschlager den Rallye-Neuling gleich auf den Fahrersitz dirigierte, war von Nervosität nichts zu merken –  die Vorfreude überwog bei Weitem. „Schon als Kind wollte ich am Steuer eines solchen Autos sitzen, heute wird ein Traum wahr.“


Beeindruckend war vor allem, wie schnell dieser Traum wahr wurde: Nach kurzer Einführung und Sitzanpassung ging es sofort los mit Slalomtraining und Achten. Bereits nach wenigen Minuten wuchs die Höhe der Staubwolken konstant mit jener der Geschwindigkeit. Nach einer halben Stunde am Testgelände ging es bereits auf die Rallyestrecke. Morgenstern jagte den Mitsubishi unaufhörlich über die endlosen Serpentinen am Erzberg. Nach einer Stunde war für die Augen eines Rallye-Laien der Fahrstil nicht mehr von dem eines Profis zu unterscheiden.

 

STEILE LERNKURVE: Thomas Morgenstern ließ den Evo fliegen


Als Krönung des Tages durfte Morgi auch noch an den Trainings-Parcours ran: Über Sprünge, durch enge Steilkurven und über loses Geröll jagte der ÖSV-Adler sein neues Lieblings-Werkzeug, so dass auch Raimund Baumschlager nach drei Stunden Fahrt strahlend aus dem Auto stieg: „Unglaublich, so schnell hab ich noch keinen lernen sehen. Manche Kurven hätte ich selbst nicht besser nehmen können. Er scheint das Rennfahren im Blut zu haben, ich würde ihn ohne zu zögern als Beifahrer zu einem Rennen mitnehmen.“ Dieses Angebot nahm Morgi gerne an: „Ein unglaubliches Gefühl, am liebsten möchte ich gar nicht aussteigen. Wie beim Skispringen ist man total am Limit und muss in einer extremen Situation binnen Sekunden die richtige Entscheidung treffen.“


Auf die Frage, ob er sich nach dem Skispringen einen Karriere als Rallyepilot vorstellen könne, muss der Kärntner nicht lange nachdenken: „Das dauert mir zu lange, ich will so bald wie möglich wieder am Steuer sitzen. Vielleicht steh ich mit Raimund schon im kommenden Jahr am Start“, schmunzelte der 22-Jährige. Kommende Woche wird Morgi wieder in sein ursprüngliches Metier wechseln und in Bischofshofen auf der Schanze trainieren.

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