Volkswagen Golf R

Der Über-Golf

Auf der IAA in Frankfurt präsentierte VW den Top-Golf. Der 270 PS starke Golf R trägt zu Recht den Titel „stärkster Golf aller Zeiten“.

 

Nochmals mehr Kraft, aber deutlich weniger Verbrauch. Volkswagen macht zur Präsentation des Golf R klare Versprechungen. Statt 250 PS wie im Vorgängermodell „R32“ leistet der neue „R“ satte 270 PS (bei 6.000 U/min), verbraucht aber statt 10,7 Liter auf 100 km nur noch 8,5 Liter oder 21 Prozent weniger!

 

Parallel verbesserten sich die Fahrleistungen. Von 0 auf 100 km/h sprintet der neue Golf R – ebenfalls wieder per Allrad angetrieben – in 5,7 Sekunden. Beim Vorgänger blieb die Stoppuhr nach 6,5 Sekunden stehen. Die 1.000-Meter-Markierung lässt der Neue in 25,4 Sekunden hinter sich; der schon meisterliche Golf R32 schoss nach 26,7 Sekunden an dieser Marke vorbei. Noch besser legt sich der optional per DSG geschaltete Golf R ins Zeug: Er sprintet in sensationellen 5,5 Sekunden auf 100 km/h und begnügt sich an der Zapfsäule nach 100 Kilometern mit 8,4 Litern.

 

Die enorme Effizienz-Steigerung des neuen Golf R ist keine Zauberei, sondern ein Ergebnis hochmodernen Downsizings. Der legendäre Vorgänger schöpfte aus dem Hubraum von 3,2 Litern („32“) und sechs Zylindern seine Leistung. Im Neuen sind es vier Zylinder und 2,0 Liter Hubraum. Allerdings gehören die zu einem hochmodernen Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung (TSI). Und diese Hightech-Allianz ist einem klassischen Sechszylinder mit Saugrohreinspritzung an der Zapfpistole und auf der Piste überlegen. Dass dabei selbst der begleitende Sound eines Vierzylinders überzeugen kann, beweisen seit Jahren die fünfte und sechste Generation des Golf GTI, die ebenfalls von einem Vierzylinder-TSI befeuert werden. Und der Golf R zeigt hier ein nochmals größeres „Klangspektrum“.

 

Überzeugend ist auch die Drehmoment-Charakteristik des TSI. Zum Vergleich: Der Sechszylinder des Vorgängers entwickelte bei 2.500 U/min ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmetern. Der aufgeladene Vierzylinder-Direkteinspritzer des neuen Golf R wuchtet dagegen 350 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, stellt den Wert ebenfalls ab 2.500 U/min bereit, hält diese Spitze aber bis 5.000 U/min. Damit bietet der Neue eine faszinierendere Grunddynamik. Nur in einer Disziplin gibt es zwischen dem Golf R32 und Golf R einen Gleichstand: bei der Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h (beim Golf R elektronisch begrenzt).

 

Im neuen Golf R kommt der sehr flexibel per Turbolader bis in höchste Leistungsbereiche variierbare Benzindirekteinspritzer der Baureihe EA113 zum Einsatz. Die Literleistung des 1.984 cm3 großen TSI liegt bei respektablen 100,3 kW / 136,6 PS. Auf die Straße bringt der Golf R die Power des TSI serienmäßig über die neueste Generation des Volkswagen Allradantriebs 4Motion. Das System wurde gegenüber der im Golf R32 eingesetzten Version signifikant weiter entwickelt. Vor allem die Kraftübertragung zwischen der Vorder- und Hinterachse – und damit die in einem Ölbad laufende Allradkupplung – zeigt im Vergleich zur Vorgänger-Generation deutliche Fortschritte. Der wichtigste: Es bedarf keiner Drehzahlunterschiede zwischen Vorder- und Hinterachse mehr, um die Allradkupplung zu aktivieren.


Anders als bei der Vorgänger-Generation erfolgt der Druckaufbau erstmals über eine elektrische Pumpe. Über die elektrische Pumpe wird ein Druckspeicher mit Öl versorgt, dessen Arbeitsdruck 30 bar beträgt. Ein Steuergerät errechnet das ideale Antriebsmoment für die Hinterachse und regelt über ein Ventil, wie viel Öldruck auf den Arbeitskolben der Lamellenkupplung wirken wird. Dabei steigt der Anpressdruck auf die Kupplungslamellen proportional zum an der Hinterachse gewünschten Drehmoment. Mit der Höhe des ausgeübten Drucks auf die Kupplungslamellen lässt sich das übertragbare Drehmoment stufenlos variieren. Gegenüber der bisherigen 4Motion-Generation arbeitet das System schlupfunabhängig, da der Arbeitsdruck stets verfügbar ist. Beim Anfahren und Beschleunigen wird einem Durch drehen der Räder an der Vorderachse noch intensiver vorgebeugt, da das Steuergerät die Drehmomentverteilung entsprechend der dynamischen Achslasten regelt. Im Extremfall können weiterhin nahezu 100 Prozent des Antriebs moments an die Hinterachse geleitet werden.

 

 

In Sachen Fahrwerk konnten die Entwicklungsingenieure auf das erstklassige System des aktuellen Serien-Golf zurückgreifen. Sprich: Vorne arbeitet die bekannte Federbeinachse mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern; hinten sorgt eine Mehrlenkerhinterachse dafür, dass das serienmäßige ESP nur selten aktiv wird. Allerdings wurde das Grundlayout in ein 25 Millimeter tiefer gelegtes Sportfahrwerk ver wandelt und die Federn, Dämpfer und die Stabilisatoren dement sprechend komplett neu abgestimmt. Den höheren Fahrleistungen des Golf R angepasst wurde auch die Bremsanlage. Statt eines 16-Zoll-Systems kommt eine 17-Zoll-Anlage mit rundum innenbelüfteten Scheiben und R-spezifisch glänzend schwarz lackierten Bremssätteln mit R-Logo zum Einsatz. Vorn weisen die Scheiben einen Durchmesser von 345 Millimetern, hinten von 310 Millimetern auf.

 

Modifiziert wurde ebenfalls das elektronische Stabilisierungsprogramm (ESP). Es kann via ESP-Taste in einen neuen Sportmodus geschaltet werden. Bei sehr schnellen und kurvenreichen Fahrten – etwa auf der Rennstrecke – spricht das ESP in der Folge später an und ermöglicht so nochmals agilere Handlingeigenschaften. Mit einer sportlicheren Kennlinie versehen wurde über dies hinaus auch die elektromechanische Servolenkung des Golf R. Wird der Sportler mit der optionalen Fahrdynamikregelung DCC bestellt, bietet die Servo lenkung analog zum jeweiligen Modus (Sport, Normal, Comfort) sogar eine jeweils spezifisch abgestimmte Kennlinie.

 

Den Kontakt zur Straße stellt das Fahrwerk serienmäßig über neu gestaltete 18-Zoll-Leichtmetallfelgen (Typ „Talladega“) mit Reifen der Dimension 225/40 her. Optional stehen die gleichen Felgen in einer 19-Zoll-Version mit Reifen der Dimension 235/35 zur Wahl.

 

Wie bereits die ersten zwei Generationen des Super-Golf (I ab 2002, II ab 2005) und das neue Schwestermodell, der Scirocco R, differenziert sich auch der neue Golf R über eine komplett modifizierte Ex- und Interieur-Ausstattung. Die Volkswagen Designer unter der Leitung von Klaus Bischoff haben dem Golf R mit einem Bündel wohl abgestimmter Verfeinerungen einen eigenständigen Auftritt verpasst. Der Golf R markiert so unmissverständlich die Spitze der Modellreihe, folgt dabei in der Qualität seines Designs der von Konzerndesignchef Walter de Silva gesetzten Prämisse des „La Semplicità“.

 

 

Außen gehören zur dieser Individualisierung neue Felgen und Bremsen sowie neu gestaltete Stoßfänger. Vorne kennzeichnen den Golf R dabei im Stoßfänger drei sehr große Luft einlässe; die Lamellen der Einlässe sind hochglänzend schwarz gehalten, in die zwei äußeren wurde zudem eine serienmäßige LED-Leiste als Tagfahrlicht integriert. Glänzend schwarz lackiert sind auch die zwei Lamellen des Kühlergrills. Rechts trägt der Grill zudem das neu gestaltete R-Logo in Chrom. Ohne Auf preis weisen Bi-Xenonscheinwerfer den Weg durch die Nacht. Seitlich ist der Golf R an den Talladega-Felgen, Schwellerverbreiterungen in Wagenfarbe und hochglänzend schwarz lackierten Spiegelgehäusen zu erkennen. Im Heckbereich ist der Golf R ebenfalls sehr deutlich als eigen ständiges Topmodell auszumachen. Hier sind es neben dem Stoßfänger samt Diffusor und Endrohren, dem R-Logo und dem größeren Dachkantenspoiler insbesondere die neu entwickelten Rückleuchten. Sie arbeiten serienmäßig mit markanter LED-Technik. Die Verglasung der Rückleuchten ist zudem abgetönt.

 

Ein zentrales Ausstattungselement im Innenraum ist hier die neugestaltete „Top-Sportsitzanlage“ mit ihren herausragenden ergonomischen Eigenschaften. Reinsetzen, Längs- und Höhenposition einstellen, Lenkrad justieren, anschnallen, fertig.

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