Rallycross-WM

Timo Scheider: „Nähe zu den Fans muss bleiben“

Seit dieser Saison tritt Ex-DTM-Profi Timo Scheider in der Rallycross-WM an. Dort begeistern ihn nicht nur die engen Duelle auf der Strecke, sondern auch die Nähe zu den Fans. Doch der verstärkte Werkseinsatz birgt aus seiner Sicht Gefahren.

Timo Scheider fühlt sich im Rallycross pudelwohl und möchte gerne noch eine Weile bleiben
Timo Scheider fühlt sich im Rallycross pudelwohl und möchte gerne noch eine Weile bleiben

Timo Scheider bestreitet in diesem Jahr seine erste volle Saison in der Rallycross-WM. Der ehemalige DTM-Pilot ist voll des Lobes über die Gepflogenheiten auf und neben der Rennstrecke. Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen, um über seinen Wechsel zu sprechen.

„In der DTM hast du als Werksfahrer ein Top-Hotel, ein Shuttle fährt dich ständig von A nach B. Im Rallycross triffst du Spitzenfahrer, wenn sie morgens mit dem Kulturbeutel unter dem Arm zur öffentlichen Dusche laufen“, vergleicht Scheider seine neue Welt mit der alten. „Du kannst ganz entspannt zu den Konkurrenten gehen, einen Kaffee trinken. In der DTM habe ich, wenn ich mich recht entsinne, 2004 das letzte Mal in einer anderen Hospitality als der meines Teams gesessen. Die Atmosphäre im Rallycross-Fahrerlager ist so entspannt, wie man sich das als Fahrer wu?nscht. Auch die DTM-Fahrer hätten es lieber so. Aber das lassen dort leider die inzwischen u?blichen teaminternen Spielregeln nicht zu.“

In den vergangenen Monaten erlebte die Rallycross-WM einen wahren Boom. Immer mehr Hersteller drängten in die Serie. Wie üblich bedeuten solche Engagements Chancen und Risiken zugleich. „Ich habe das Gefu?hl, die im Rallycross engagierten Hersteller haben gemerkt, dass hier ein anderer Wind weht“, beschreibt Scheider seinen Eindruck. „Natu?rlich versucht jeder, seine Marketing- Botschaften ru?berzubringen. Die Ansätze sind schon zu sehen, dass sich das in die falsche Richtung entwickeln könnte. Vermarktung muss sein, aber bitte in den Zuschauerbereichen. Es ist die Aufgabe der IMG (Vermarkter der Rallycross-WM, d. Red.), dafu?r zu sorgen, dass der Aufwand im Fahrerlager nicht zu groß wird. Die Nähe zwischen Fahrern und Fans muss erhalten bleiben.“

"Zum Teil schon frustrierend"

Die Begeisterung der Zuschauer ist ein weiterer Pluspunkt der Rallycross-WM. „Die Stimmung ist Wahnsinn, die Leidenschaft der Fans ist unglaublich. Genau diese Fußballstadion-Atmosphäre wu?nscht man sich als Rennfahrer“, ist Scheider begeistert und zieht erneut den Vergleich zur DTM. „Dort musste man der Fahrerparade schon froh sein, wenn von den Zuschauern einer zuru?ckgewinkt hat. Da frage ich mich als Rennfahrer schon: Warum seid ihr eigentlich hier? Wollt ihr eine gute Zeit haben, oder nicht? Das war zum Teil schon frustrierend.“

„Das ist beim Rallycross völlig anders. Selbst wenn es in Strömen geregnet, sind die Tribu?nen voll besetzt. Die Fans machen Laola-Wellen, singen Sprechchöre und tanzen manchmal. Dieses Feedback will man als Fahrer spu?ren. In diesem Punkt ist Rallycross eine ganz andere Welt, die mir unglaublich gut gefällt. Ich habe richtig Bock drauf, das noch einige Jahre zu machen“, meint Scheider abschließend.

Das ganze Interview mit Timo Scheider gibt es in der neuen Ausgabe von ‚rallye – Das Magazin’.

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