Premiere in Spa: Rallycross wie es sich gehört

Die Erwartungen vor dem Rennen im belgischen Spa-Francorchamps waren nicht besonders hoch. Noch eine dieser Formel 1 Pisten, die irgendwo am Rande eines riesigen Areals ein wenig Platz für die Rallycrosser geschaffen hat, um einen Teil der laufenden Kosten zu decken, die ohnehin anfallen. Ein großer Name im Terminkalender, aber am Ende rollen alle nur ein wenig durch die Gegend und freuen sich, dass trotz gelegentlicher Regenschauer die Schuhe sauber geblieben sind. 

Das Gegenteil war der Fall. Tiefer Schotter, Haarnadelkurven und eine Jokerlap, die nicht viel langsamer war als die herkömmliche Strecke - freie Sicht für alle Fans auf den Tribünen, richtige Stadionatmosphäre mit Lärm und Staub - und geregnet hat es nur am Samstag und das auch nicht den ganzen Tag.

Die Fans waren begeistert: eine riesige Tribüne bot ausreichend gemütliche Sitzmöglichkeiten, um das Rallycross-Treiben im Stadion neben der Eau Rouge, die übrigens teilweise in die Piste integriert worden war, zu verfolgen. Die Protagonisten im Inneren lieferten eine einmalige Geräuschkulisse und vor allem jede Menge spektakuläre Rennen.

Wer eine Dominanz der Gebrüder Hansen erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Bereits am Samstag wurde klar, dass hier an diesem Wochenende andere den Ton angeben würden. Das Rallycross-Cartel, bestehend aus Andreas Bakkerud und Liam Doran sicherte sich die beiden Bestzeiten am Samstag. Die Hansens dümpelten da noch um Rang zehn herum. Timo Scheider nutzte diese Gelegenheit und biss sich in den Top 5 fest.

Ekström und Scheider scheitern im Halbfinale

Es sah alles danach aus, als würden diesmal die Audis vom Kartell den Ton angeben, doch am Sonntag wendete sich erneut das Blatt: Die Hyundai-Piloten Joni Wiman und Timur Timerzyanov zeigten beeindruckende Konstanz und mischten sich unter die besten vier in der Qualifikation, Timmy Hansen meldete sich derweil mit der letzten Bestzeit des Tages zurück.

Durch die beiden Semifinals wurden Tabellenführer Kevin Hansen sowie die beiden ehemaligen DTM-Champions Mattias Ekström und Timo Scheider aussortiert. Mit letzter Kraft hatte es Timmy Hansen, der die Saison bisher dominiert hatte, schlussendlich ins Finale geschafft - doch viel ausrichten konnte er dort nicht.

Der Sieg wurde die Beute vom Timur Timerzyanov, der nach über 60 Teilnahmen an Rennen der Rallycross Weltmeisterschaft seinen ersten WRX-Sieg feiern durfte. Damit ist er zugleich der erste Russe, der ein solches Rennen gewinnt. Auch für Hyundai ist das ein Riesenerfolg, vor allem auch deshalb, weil Joni Wiman als Dritter das Rennwochenende abschließt - er war als Ersatz für Niclas Grönholm angetreten und hatte alle mit seinen sensationellen Fahrten zum Staunen gebracht.

In der Tabelle rücken alle ein wenig zusammen und im nächsten Jahr wird es auch auf den Tribünen enger werden. Von den 17.500 Zuschauern, die es an diesem Wochenende die WRX-Premier in Spa erlebten, werden die meisten wiederkommen - und sie werden Freunde mitbringen.