RX 2017

Halbzeit in Hell

Ganz hoch im Norden, nahe Trondheim, trifft sich am kommenden Wochenende die Rallycross-Elite, um Halbzeit zu feiern: in einem kleinen norwegischen Dörflein namens Hell, das kaum mehr als 1500 Einwohner beherbergt.

Na gut, die meisten (echten) Rallycross-Strecken haben nie in großen Ballungszentren gelegen. Niedrige Einwohnerzahlen in der Nähe von (Randsport-) Rennstrecken weisen selten große Bevölkerungsdichten aus. Bis dann die Renntermine anstehen und zigtausende Fans einfallen, um die Rallycross-Stars live zu sehen. Nördlicher als an diesem Wochenende wird der Rallycross-Tross nicht kommen und etliche Fans verbinden das Rennen mit einem ausgedehnten Norwegen-Urlaub. Eine schöne Gegend, auch wenn man mit dem Wörtchen „Hell“ stets etwas anderes assoziiert, als bergige Märchenlandschaften. Die Übersetzung bedeutet laut Wikipedia übrigens nicht viel mehr als „Felsüberhang“. 

Das Rennen verspricht Spannung, denn die Tabellenspitze liegt sehr dicht beieinander. Das Trio Johan Kristoffersson, Mattias Ekström und Petter Solberg trennen nur sieben Punkte. Das Verfolgerfeld dahinter – bestehend aus den Peugeot-Tretern Timmy Hansen und Sebastien Loeb (Plätze vier und fünf) sowie dem Ford-Duo Andreas Bakkerud und Ken Block (Positionen sechs und sieben) liegt dagegen bereits mehr als 25 Zähler zurück. Die norwegischen Lokalmatadoren haben es in der Vergangenheit allerdings nicht immer leicht gehabt: Petter Solberg stand erst einmal in Hell auf dem Podest und Andreas Bakkerud ist bisher der einzige Norweger, der dort vor heimischer Kulisse einen WM-Sieg einfahren konnte. Selbst Solberg gibt zu, dass es auf seiner Heimstrecke nie wirklich glänzend lief.

Solberg hat den Schlüssel

Es wäre ein Traum für Solberg, in seinem Heimatland die Tabellenführung zu erobern. Er wurde in der Saison immer stärker und nur sein Teamkollege Kristoffersson liegt derzeit noch vor ihm. Wenn es so weiter geht, steht ein Führungswechsel kurz bevor. „Ich hatte hier in Norwegen mit meinen Autos immer irgendwie Probleme, aber wir haben das jetzt behoben“ freut sich Solberg und gibt sich geheimnisvoll: „Ich sage nicht, was wir verändert haben, aber wir haben den Schlüssel zum Erfolg in Norwegen jetzt gefunden“.

Damit steht der Sieger also schon im Vorfeld fest – doch wer die bisherigen Rennen verfolgt hat, der weiß auch, dass die anderen Werksteams immer besser geworden sind. Für Hansen oder Loeb reicht ein Sieg und sie stehen wieder in Schlagdistanz. Das gleiche gilt für Block und Bakkerud – das Team um den berühmten Driftstar aus Amerika steht ebenfalls gut da, wenn auch mit etwas mehr Abstand zur Spitze. 

Bei den Privatteams steht Timo Scheider wieder in den Startlöchern. Obwohl der Deutsche das Rennen in Lydden Hill ausgelassen hatte, steht er noch als bester Privatfahrer in der Tabelle auf Rang acht. Überhaupt können die Privatteams – insbesondere die beiden Rennställe aus Österreich – mit den bisherigen Ergebnissen durchaus zufrieden sein. Das STARD Team von Manfred Stohl wird mittlerweile zum Dauergast in den Semifinalläufen und auch für Max Pucher und sein MJP Racing Team Austria füllt sich das Punktekonto stetig. Hoffen wir also, dass diesen Teams ein perfektes Wochenende gelingt und das Feld wieder etwas mehr zusammenrücken kann. 

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