Petter Solberg kam kaum aus dem Auto heraus, behutsam hievte ihn sein Team hervor. Mit hängenden Armen schritt er langsam in den bequemeren Bereich seines Teamzeltes und man sah ihm die Qualen an, die jeder Schritt verursachen musste, den er tat. Hin und wieder schüttelte er vorsichtig die ein oder andere Hand – viele wollten Mr. Hollywood gratulieren, wenn er wieder einmal nach ein paar Runden Rallycross zur Box zurückgekehrt war. Nach seinem Unfall in Riga, Diagnose Schlüsselbein- und doppelter Rippenbruch, dachte niemand daran, dass er ernsthaft zwei Wochen später wieder hinterm Lenkrad sitzen könnte.
Nur ein paar Tage nach einer Operation riskierte Solberg dies aber, er wollte es einfach versuchen. Natürlich ging es auch noch ein wenig um die Vizeweltmeisterschaft für ihn, aber als er dann tatsächlich antrat und die ersten Meter unter Rennbedingungen angegangen war, staunten alle nicht schlecht: die fünftbeste Zeit am Samstag im ersten Qualifikationslauf? Wie konnte das sein, der Himmelhund muss doch Schmerzen haben ohne Ende. Hinzu kam, dass sich am Samstag auf der legendären Höhengerade ein tiefes Loch im nagelneuen Schotter herausgebildet hatte. Wer da durch raste, den hebelte es aus, die Supercars flogen meterhoch durch die Luft, auch Solberg blieb nicht verschont.
Es war also ein hartes Wochenende für Solberg, doch der wurde immer besser, steigerte sich am Samstag und holte am Sonntag sogar zwei Bestzeiten. Damit hatte er die Qualifikation für sich entschieden und die Pole-Position erobert. Einen kleinen Gefallen tat ihm dabei unfreiwillig Mattias Ekström. Der hätte eigentlich als Sieger der Qualifikation hervorgehen müssen, auch er sicherte sich eine Bestzeit und wurde zweimal Zweiter, doch ein Fehlstart in Q4 zwang ihn dazu, zweimal die Jokerlap aufzusuchen – und das kostete immens Zeit. Wie schnell der Schwede aber an diesem Wochenende unterwegs war, wurde daran deutlich, dass er trotz Fehlstart-Fauxpas noch eine achtschnellste Zeit markierte. Solberg und Ekström würden es an diesem Wochenende also unter sich ausmachen.
Erwartungsgemäß siegten in ihren Semifinals, doch im Finale kam es diesmal nicht zum Foto-Finish zwischen Ekström und Solberg, das viele noch aus dem Jahr 2015 in Erinnerung hatten. Diesmal ließ Ekström nichts anbrennen, ungefährdet raste er zum Sieg, während Solberg nach einem kleinen Fahrfehler gleich mehrere Plätze verlor und mit Rang vier am Ende das Podium denkbar knapp verpasste. Seine Strapazen wurden nicht belohnt, jedenfalls nicht so, wie er es für seinen Einsatz verdient gehabt hätte.
Scheider bester Deutscher
Im Ergebnis verliert er nun vier Punkte Vorsprung auf Ekström im Kampf um die Vizemeisterschaft, ein kleiner Zähler bleibt ihm aber noch. Dafür ist der Abstand zu Sebastien Loeb wieder größer geworden, der ebenso wie Solbergs Teamkollege Johan Kristoffersson nicht über das Semifinale hinausgekommen war. Auch für die Deutschen Fahrer gab es nur sehr kleine Einzahlungen auf die Punktekonten. Bester Deutscher wurde Timo Scheider vor Gaststarter Dieter Depping, sie belegten die Plätze 15 und 16. René Münnich und Andreas Steffen gingen diesmal leer aus.
Ergebnis RX Estering
1. Mattias Ekström 3:41.663
2. Timmy Hansen 3:44.292
3. Toomas Heikkinen 3:45.380
4. Petter Solberg 3:48.531
5. Niclas Grönholm 3:49.752
6. Kevin Hansen 4:29.902
Rallycross-WM Fahrer
1. Kristoffersson 286
2. Solberg 234
3. Ekström 233
4. Loeb 204
5. Bakkerud 179
6. Hansen 175
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