Stig Andervang hat die Konkurrenz vom Start weg im Griff. Im Hyundai i20 Rally2 gewinnt er den Auftakt über 10 km durch den Reinharzer Wald mit 15 Sekunden vor Raphael Ramonat im Mitsubishi Evo 10. Auf dem 7-km-Sprint durch Österitz fährt er 8 Sekunden schneller als Petri Reinikainen im Ford Fiesta R5. Auf der 16 km langen Königsprüfung, dem Rundkurs am Gollmer Berg, schafft Herbert Lösch im Skoda Fabia R5 mit 15 Sekunden Rückstand auf Andervang die zweitbeste Zeit. Bei Halbzeit führt Andervang deutlich mit 46 Sekunden Vorsprung auf Lösch, 49 auf Ramonat und 74 auf Reinikainen. Hinter Michael Gerber im Subaru und Robby Fechner im Mitsubishi folgt schon auf Platz 7 der erste Nichtallradler: Patrick Pusch im Opel Corsa Rally4.
Die Schmiedeberger Schotter-Rallye ist einzigartig in Deutschland: 20% der Prüfungen führen über Asphalt-Sträßchen mit vier Ortsdurchfahrt, gut 30% über Feldwege und knapp 50% durch den Wald, mal auf breiten Schotterwegen, mal auf schmalen Naturwegen – eine großartige Herausforderung für die Aktiven. In diesem Jahr zeigte der Wald allerdings auch seine Tücken. Mehrer Baumkontakte – einmal muss der Arzt helfen – sorgen für Ausfälle und Zeitverzug. Die WP 4 kann nicht gestartet werden, weil – das vornweg fahrendende Histo-Feld kommt noch durch – ein heftiger Sturm zwei Kiefern abknickt, deren Stämme drohend über die Piste hängen.. Als die Rallye 70 auf WP 5 fortgesetzt wird, kommt Lösch bis auf eine Zehntelsekunde an Andervangs Bestzeit heran, büßt aber beim Finale am Gollmer Berg eine ganze Minute ein, weil – so Lösch – „wir ein paar Fehler gemacht haben“.
Somit gewinnen Stig Andervang und Aaron Jungnickel mit großem Vorsprung vor Herbert Lösch und Lara Quast. Raphael Ramonat und Karina Derda wuchten den Evo 10 auf Platz 3 und wittern dank Klassen- und Kategoriensieg wieder Titelchancen im Schotter-Cup. Petri Reinikainen und Timo Hallia verpassen das Podium als Vierte. Robby Fechner und Florian Pitzk auf Rang 5 sowie Markus und Renee Roch auf Rang 7 holen die Pokale für die Plätze 2 und 3 in der Klasse NC1. Ein Plattfuß stoppt Björn Beckers Fahrt zum NC2-Klassensieg. Dadurch siegen Maximilian Irmer und Mike Schütte im Audi 90 Quattro knapp vor René Kunze und Niklas Haase im BMW 325 Touring, die damit Platz 2 sowohl im Schotter-Cup als auch in der ADMV-Meisterschaft behaupten.
Bei den Fahrzeugen ohne Allrad treffen der frischgebackene Deutsche Meister Tom Kässer im Peugeot 208 und der Vize Patrick Pusch im Opel Corsa erneut aufeinander. Lokalmatador Patrick Pusch, 2023 im im Citroen R5 Gesamtzweiter, nutzt den Heimvorteil aus und lässt Schotter-Neuling Kässer bei Halbzeit um eine ganze Minute hinter sich. Im zweiten Umlauf haben sich Tom Kässer und Stephan Schneeweiß eingeschossen und holen sich zum Schluss eine 2WD-Bestzeit. Am Sieg von Patrick Pusch und Fabian Hoese ist jedoch nicht zu zweifeln, die Wittenberger sind klar schnellste „Zweiradler“ und fahren insgesamt auf Rang 6.
Nur wenige Sekunden hinter Kässer erreichen auch die Tiefflieger aus der 2-Liter-Klasse NC3 das Ziel. Fünf Schneider und zwei Bauern prägen diese Klasse, die am Ende einen Vierfach-Sieg der BMW 318 erlebt. Die Wittenberg-Sieger Jan Schneider und Melanie Schultz müssen sich mit Rang 3 begnügen, während sein Bruder Lars Schneider und Youngster-Co Jakob Hoffmann mit toller Fahrt auf Platz 1 fahren. Mit 20 Sekunden Rückstand schaffen David Bauer und Anika Gräber den Klassenrang 2 und den Sprung in die Top 10. Hinter den Wittenberger 318-Driftern Ronny Broda Broda und Matthias Eben erreichen Yannik Keller und Lilly Kunz im Ford Fiesta Platz 5; damit verteidigen sie die Spitze in einem halben Dutzend Meisterschaften. Ihre Teamkollegen Christian Bauer und Dominic Gräbner kommen mit demolierter Clio-Schnauze nur auf Rang 9, bleiben aber vorn in der Sächsischen Meisterschaft. Julia Schneider bringt ihren Fiesta R2 einmal mehr glatt durch, wird als beste Fahrerin geehrt und bleibt als Elfte im Vorderfeld des Schotter-Cups. Der fünfte Schneider, Lars‘ und Jans Onkel Norbert, fällt mit technischem Defekt auf WP 5 aus.
Eine überragende Leistung zeigen Fabian Schulze und Clara Bettge in der 1600-cm³-Klasse. Diesmal hält das Getriebe des Suzuki Swift und Schulze landet auf Gesamtrang 11, gewinnt die Fronttriebler-Wertung des Schotter-Cups und lässt die Klassenkonkurrenten Andreas Schramm und Sindy Schneider im Polo um 45 Sekunden, Uwe Joachim und Yasmine Fritzsche (ebenfalls Polo) um 55 Sekunden hinter sich. Die Klasse bis 1400 cm³ gewinnen Alexander und Cornelia Klemm im Fiat Cinquecento souverän vor dem Trabant von Thomas Grimm und Mandy Seidel.
Mit 300 KIlo Gewichtsvorteil und zwei angetriebenen Räder mehr haben André Raupach und Clara Wildgrube im Toyota GR Yaris keine Mühe, den Gruppe-G-Sieg gegen Alois Scheidhammer und August Regner im Nissan 350Z zu holen. Nachdem ADMV-Meister Axel Bayer im Subaru Impreza früh ausgefallen ist, machen zwei Seat Ibiza den Sieg in der Klasse NC8 unter sich aus: Patrick Buys und Ronny Hayn setzen sich gegen Benjamin Zander und Joshua Sander durch. Dass in der Klasse NC9 fünf Team starten, dürfte eine Rekordmarke sein. Sören Nicolaus und Katharina Schröder feiern im Volvo 940 einen haushohen Klassensieg.
Regen am Montag und Freitag sorgt für eine fast staubfreie Rallye. Von den 85 gestarteten Teams erreichen 60 das Ziel in Wertung. Einmal mehr besticht die Schmiedeberger Schotter-Rallye durch eine Top-Organisation und einen exzellenten Zuschauer-Service – und trotz der Verspätung herrscht bei der Siegerehrung im Festzelt eine ausgelassene Stimmung.
Vor dem Rallye-70-Feld starten 10 Teams zur 9. Histo-Rallye Bad Schmiedeberg, dem Finale des ADMV-Histo-Rallye-Pokals. Während vorn das Ehepaar Ralf und Annette Hermans im 1994er Impreza zum unangefochtenen Gesamtsieg fährt, erlebt der Titelkampf ein Drama. Das Berliner Opel-Team Stephan Ehrke und Verena Lebek hat den ADMV-Titel vor Augen, als sich am Start einer WP das Seitenfenster nicht schließen lässt. Elf Minuten vergehen, bis das Fenster notdürftig mit einer Folie verklebt ist. Die fälligen 11 Strafsekunden werfen sie auf Platz 6 zurück. Die Thüringer Trabant-Piloten Thomas Spöhrer und Michael Senf schaffen mit Platz 2 in der Tageswertung den Sieg im ADMV-Histo-Pokal knapp vor den Titelverteidigern Kay Rudolf und Mario Kretschmar sowie Ehrke/Lebek.
Ergebnis 19. ADMV-Rallye Bad Schmiedeberg | ||||
1. | Stig Andervang / Aaron Jungnickel | Hyundai i20N Rally2 | RC2 | 30:56,4 |
2. | Herbert Lösch / Lara Quast | Skoda Fabia R5 | RC2 | + 1:46,3 |
3. | Raphael Ramonat / Karina Derda | Mitsubishi Evo 10 | NC1 | + 1:56,8 |
4. | Petri Reinikainen / Timo Hallia | Ford Fiesta R5 | RC2 | + 2:12,3 |
5. | Robby Fechner / Florian Pitzk | Mitsubishi Evo 10 | NC1 | + 2:44,5 |
6. | Patrick Pusch / Fabian Hoese | Opel Corsa Rally4 | RC4 | + 3:11,7 |
7. | Markus Roch / Renee Roch | Subaru Impreza N12 | NC1 | + 4:09,4 |
8. | Tom Kässer / Stephan Schneeweiß | Peugeot 208 Rally4 | RC4 | + 4:10,7 |
9. | Lars Schneider / Jakob Hoffmann | BMW 320i Compact | NC3 | + 4:21,1 |
10. | David Bauer / Anika Gräber | BMW 318is Compact | NC3 | + 4:44,4 |
11. | Fabian Schulze / Clara Bettge | Suzuki Swift Sport | NC4 | + 4:55,0 |
12. | Jan Schneider / Melanie Schultz | BMW 318is Compact | NC3 | + 4:57,7 |
Stand Schotter-Cup: 1. Yannik Keller 2266, 2. René Kunze 2234, 3. Jan Schneider 2054, 4. Alexander Klemm 1795, 5. Herbert Lösch 1742, 6. Patrick Buys 1723, 7. Stefan Weigel 1624, 8. Uwe Joachim 1614, 9. Fabian Schulze 1544, 10. Raphael Ramonat 1542, 11. Julia Schneider 1455, 12. André Raupach 1455 Stand ADMV-Meisterschaft: 1. Yannik Keller 3310, 2. Fabian Schulze 3134, 3. Raphael Ramonat 3114, 4. Stefan Weigel 3048, 5. Uwe Joachim 2836, 6. Christian Bauer 2630, 7. René Kunze 2582, 8. Stig Andervang 2437, 9. Björn Becker 2271, 10. Axel Bayer 2257 Nächster Lauf: Havelland-Rallye in Beelitz am 5. Oktober Infos und Tabellen unter www.schotter-cup.de und www.admv-rallye.de |