Baron-von-Aretin-Rallye

Weisert siegt mit einer Zehntel Vorsprung

Erst auf den allerletzten Metern der Emmersdorfer Baron-von-Aretin-Rallye fällt die Entscheidung: Mit einer einzigen Zehntelsekunde Vorsprung siegt Felix Weisert im BMW M3 vor Raphael Ramonat, während Jaakko Keskinen als Dritter aufs Podium steigt.

Die 4.000-Seelen-Gemeinde Aldersbach in Niederbayern – ehemaliges Kloster, imposante Barockkirche, Brauerei – erlebt einen heißen Pfingstsamstag. Das gilt zum einen fürs Wetter, denn die Sonne sorgt den ganzen Tag für Backofenhitze. Tagsüber rinnen viele Liter Wasser durch die Kehlen, am Abend dann ebenso reichlich Aldersbacher Urhell oder Weißbier. Ebenso heiß her geht es aber auch auf dem sportlichen Sektor.

Bei der Emmersdorfer Schotter-Rallye bestätigt sich der Trend, dass die Allrad-Piloten sich nicht auf losen Untergrund trauen – kein Subaru, nur vier Mitsubishi treten an. Die erste Prüfung, die „Hohe Straße“ zwischen Lindberg und Köching, führt zwar zu 90% über Schotter, enthält jedoch mit nur einem einzigen Abzweig. Bei dieser endlosen Folge von Vierer- und Fünfer-Kurven auf schmalen Waldwegen sind fahrerisches Können und das blinde Vertrauen zwischen Fahrer und Co wichtiger als die Traktion. Ehrlicher Ramonat-Kommentar: „Nichts für mich und mein Auto.“

Florian Auer und Elke Irlacher setzen im alten Evo 2 die Bestzeit, mit nur zwei Sekunden Rückstand folgen zwei BMW-Teams, Felix Weisert und Marcel Eichenauer im 290 PS starken M3 sowie Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt im 180 PS starken 318 Compact. Erst dann folgen die Evos von Raphael Ramonat und Sara Phieler sowie Jaakko Keskinen und Sirpa Salonen. Der Finne hat es besonders schwer, denn seine Beifahrerin sitzt zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Rallye-Auto; also fährt er die gesamte Rallye auf Sicht!

Die zweite Prüfung im Wald zwischen Haidenburg und Aidenbach enthält zwei Asphalt-Abschnitte und etliche Abzweige. So liegen die Mitsubishi von Auer und Ramonat vor den BMW von Vollak und Weisert. Die kurze dritte Prüfung findet in der Kiesgrube neben dem Rallyezentrum statt, die Zuschauer erleben Auers dritte Bestzeit vor Keskinen und Ramonat. Bei Halbzeit führt Auer mit acht Sekunden Vorsprung vor Ramonat. Weitere acht Sekunden dahinter liegen die BMW von Weisert und Vollak gleichauf, Keskinen lauert eine Sekunde dahinter.

Spitzenreiter Florian Auer startet mit Sorgenfalten in die zweite Schleife, denn der Evo-Motor überhitzt. Copilotin Elke Irlacher packt fünf große Wasserflaschen in den Schminkkoffer – vergebens, denn auf der „Hohen Straße“ steht ein Baum im Weg. Felix Weisert und Marcel Eichenauer legen hingegen einen Teufelsritt hin und distanzieren Vollak um vier Sekunden und Ramonat um fünf Sekunden. Sebastian Vollak und Peter Messerschmitt wollen Weisert den Schotter-Cup-Kategoriensieg nicht kampflos überlassen und kontern mit einer Gesamt-Bestzeit auf WP 5. Vor dem Finale in der Aldersbacher Kiesgrube führt Ramonat mit 0,8 Sekunden vor Weisert, 4 Sekunden vor Vollak und acht Sekunden vor Keskinen.

Der Finne zeigt auf der breiten Trasse, was er kann, und fährt auf den zwei Kilometern sechs Sekunden schneller als die Konkurrenz. Das reicht am Ende für Rang 3, weil Vollak hinten rechts platt fährt und auf der blanken Felge ins Ziel humpelt. Ramonat leistet sich einen kleinen Verbremser, vielleicht nimmt er auch in Sichtweite des Ziels das Gas zu früh zurück. Weisert prügelt den pinkfarbenen BMW M3 auf der letzten Rille über Kies und Sand und setzt sich beim Herzschlagfinale durch. Felix Weisert und Marcel Eichenauer gewinnen die Baron-von-Aretin-Rallye mit einer winzigen Zehntelsekunde Vorsprung vor Raphael Ramonat und Sara Phieler. „Heut hat endlich mal alles gepasst“, jubelt der Schwabe im Ziel. 

Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt belegen beim dritten Schotter-Cup-Lauf zum dritten Mal Rang 4 und bauen die Führung im Cup aus durch den dritten Klassensieg in der 2-Liter-Klasse der Gruppe F. Auf dem zweiten Platz in der stärksten Klasse behaupten sich lange Stefan Bretzner und Melanie Heller im Peugeot 306, bis ein Plattfuß auf WP 4 zwei Plätze kostet. Thomas und Melanie Schultz werden im Clio am Ende Klassenzweite nach schlechtem Start. „Erst an einer Gabel vorbei, und dann noch den Motor abgewürgt“, ärgert sich Schultz über das Missgeschick. Auf den dritten Platz driftet Werner Müller im BMW 318is, dem seine erst 15-jährige Tochter Jasmin das Gebetbuch vorliest. Die 1600-cm³-Klasse gewinnen die Polo-Routiniers Jochen Krieger und Willi Stolle vor Uwe Joachim und Yasmine Fritzsche, ebenfalls im Polo.

Im Volvo-Cup gewinnen Jeffrey Wiesner und Stefan Harloff erwartungsgemäß vor den Titelverteidigern Werner Löseke und Paul Tenberge und erreichen ins gesamt die Plätze 5 und 7. Damit erteilen sie dem bayerischen Evo-9-Team Martin Kainz und Markus Steininger, wegen eines Regelverstoßes mit einer Geldbuße bestraft, die sportliche Maximalstrafe: Platz 6 zwischen zwei 150-PS-Volo 940. Eine ausgezeichnete Leistung zeigt Patrick Rodewald bei seiner erst vierten Rallye. Mit Co Marcel Gruber gewinnt er die Gruppe G und fährt den Serien-Volvo auf einen beachtlichen Gesamtrang 10.

Spontane Aktion mit Erfolg

Die 16. Ausgabe der Emmersdorfer Rallye ist ein Highlight. Sehr anspruchsvolle Strecken auf gut fahrbarem Schotter, ein einfaches aber bestens funktionierendes Rallyezentrum und trotz sommerlichen Wetters keine Staubprobleme dank Zwei-Minuten-Abstand. Und die Rallyeleitung denkt im Sinne der Aktiven: Nach dem superpünktlichen Ablauf werden die Zeiten für Ergebnisaushang und Siegerehrung an der Ziel-ZK per Bulletin vorgezogen, der Parc Fermé wird vor der Siegerehrung aufgehoben, damit die Autos aufgeladen werden können. Als der Namenspatron, der Baron von Aretin, zur Siegerehrung erscheint, erlebt er eine Bombenstimmung in „seinem“ Weißbierstadel.

Nur ein Punkt passt nicht: Lediglich 35 Teams kommen zur Rallye – zu wenig, um die Kosten zu decken. Während der Siegerehrung gehen zwei Teams spontan mit dem Hut herum und sammeln Spenden, mit erstaunlichem Erfolg. Der MSC Emmersdorf möchte sich auf diesem Wege für die Unterstützung sehr herzlich bedanken.

Ergebnis 16. Emmersdorfer ADAC-Baron-von-Aretin-Rallye

1.Felix Weisert / Marcel EichenauerBMW M3 E36F418:27,4
2.Raphael Ramonat / Sara PhielerMitsubishi Evo 7F1+0,1
3.Jaakko Keskinen / Sirpa SalonenMitsubishi Evo 9RC2+2,3
4.Sebastian Vollak / Peter Messersch.BMW 318F5+7,5
5.Jeffrey Wiesner / Stefan HarloffVolvo 940 VOCF4+1:01,4
6.Martin Kainz / Markus SteiningerMitsubishi Evo 9F1+1:10,2
7.Werner Löseke / Paul TenbergeVolvo 940 VOCF4+1:30,6
8.Thomas Schultz / Melanie SchultzRenault Clio III RSF5+1:36,5
9.Werner Müller / Jasmin TrabsBMW 318is E30F5+1:55,8
10.Patrick Rodewald / Marcel GruberVolvo 940 GLG11+2:04,3

GALERIE: Baron-von-Aretin-Rallye


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