Rallye News

Tyczka Totalgaz Rallyecup 2004

Tyczka Totalgaz schreibt für 2004 erstmals eine Pokalwertung für Fahrzeuge aus, die mit alternativen Treibstoffen gemäß der Gruppe AT-G angetrieben werden.

<strong>Kein Benzin:</strong> Der Focus rennt mit Flüssiggas

War das Jahr 2002 mit dem VW New Beetle für das Tyczka-Totalgaz-Racingteam eher noch ein Lern- und Testjahr, so griff die Truppe 2003 richtig an: Mit zwei weiteren Teams lagen Anette Sorgalla und Doreen Zemanik mit ihrem flüssiggasbetriebenen Ford Focus beim ersten Endlauf zur deutschen Rallye-Challenge punktgleich an der Tabellenspitze. Beim zweiten Endlauf war die Spannung demzufolge entsprechend groß. Die Gesamtplatzierungen der Endläufe entschieden letztendlich die Meisterschaft. Das Tyczka-Totalgaz-Racingteam erreichte dabei den achtbaren dritten Platz.

 

Der Ford Focus des Tyczka-Totalgaz-Racingteams basiert auf dem Modell ST170 und verfügt natürlich über eine komplette Rallyeausstattung, wie Überrollkäfig, Sechspunktgurte, Schalensitze, Feuerlöscheinrichtung und Spezialfahrwerk. Auch an dem Zweilitermotor sieht man zunächst nichts Auffälliges. Der große Unterschied zu seinen Serien-Brüdern besteht allerdings darin, dass die Wahlmöglichkeit zwischen zwei ?Nahrungsmitteln? besteht: Neben Benzin kann er auch mit Flüssiggas betrieben werden. Dafür wurde er von der Tyczka Totalgaz GmbH umgerüstet. Das Kernstück bildet die Gasgemischbildungsanlage.

 

Durch Einblasdüsen, die in zusätzlich angebrachten Bohrungen in den Ansaugrohren sitzen, strömt das Gas-Luft-Gemisch ähnlich einer herkömmlichen Einspritzanlage in den Brennraum. ?Hatten wir beim New Beetle noch eine zentrale Multipoint-Einblasung, so wird im Ford Fo-cus nun jeder Zylinder sequentiell mit einem separaten Magnetventil angesteuert?, verrät Walter Farkas. ?So wird noch weniger Gas verbraucht und ein Leistungszuwachs erreicht.? Weiterhin sind im Motorraum noch ein Gasfilter sowie zwei Ver-dampferdruckminderer installiert. Das Gasteuergerät arbeitet dabei seriell mit dem vorhandenen Benzinsteuergerät und liefert die notwendigen Informationen zur Errei-chung einer optimalen Gemischbildung im Gasbetrieb.

 

Im Gassteuergerät werden alle notwendigen Informationen verarbeitet und die Öffnungszeiten der Gaseinbla-seventile errechnet. Im Heck wurde ein 60 Liter großer Flüssiggastank aus circa drei Millimeter dickem Stahlblech mitsamt Füllanschluss, Tankarmaturen und einem gas-dichten Armaturenkasten installiert. ?Zwar führen wir auch noch eine kleine Menge Benzin mit, dieses wird aber benötigt, um den Motor zu starten. Nach Erreichen der notwendigen Betriebstemperatur - je nach Außentemperatur innerhalb von etwa 30 Sekunden bis zu einer Minute, schaltet die Anlage automatisch auf Gasbetrieb um? erklärt die Pilotin Anette Sorgalla.

 

?Der Umbauaufwand auf den Betrieb mit Autogas hält sich in Grenzen und ist der gleiche wie bei einem Serienfahrzeug?, erklärt Walter Farkas, Produktmanager bei der Tyczka Totalgaz GmbH. ?Das aus Propan und Butan bestehende Gas ergibt mit Luft ein homogenes Ge-misch, das aufgrund seiner Zusammensetzung eine optimale und nahezu rück-standsfreie und damit saubere Verbrennung ermöglicht. Dies führt zu einer Senkung der Schadstoffemissionen?, erläutert Walter Farkas weiter. ?Flüssiggas hat zudem den Vorteil, dass es dem Benzin ähnlicher ist als Erdgas?, so Farkas.

 

Bei den Kraftstoffkosten würden die Autogas-Fahrzeuge sicherlich einen der größten Pokale bekommen. Je nach Fahrweise benötigt er laut Anette Sorgalla gerade mal zehn bis fünfzehn Liter Autogas auf 100 Kilometern. Beim Preis von etwa 50 Cent pro Liter ist die Gasvariante um circa die Hälfte preisgünstiger als im Benzinbetrieb. Eine Tankfüllung reicht etwa für eine nationale Rallye.

 

?Die Angst vor ausströmendem Gas kann als unbegründet angesehen werden, weil die eingebaute Sicherheitstechnik ein ungewolltes Freiwerden von Gas zuverlässig verhindert?, beruhigt Holger Claus. Auch beim Tanken braucht man sich nicht vor hohem Druck wie beim Erdgas zu fürchten. Holger Claus erklärt, dass der System-druck bei maximal 12 bar liegt. Infolge der niedrigen Siedetemperatur von Propan (minus 42°C) kann Autogas unter geringem Druck verflüssigt werden und nimmt dann nur noch 1/260 seines Volumens ein. Mit Autogas kann man also nicht nur umweltfreundlich, sondern auch sicher fahren.

 

Darüber, dass sie es im Gesamtklassement der Rallyes nicht ganz leicht haben, sind sich alle einig: "Im Vergleich zu den relativ kompromisslos auf Leichtbau getrimmten Worldrallycars, Kitcars und Gruppe-N-Autos haben wir es sicherlich etwas schwerer, nach vorne zu kommen, jedoch möchten wir eine Art Vorreiterrolle in der Klasse ein-nehmen", beschreiben Anette Sorgalla und Doreen Zemanik ihr Ziel. Mit der hervor-ragenden Platzierung und sieben Klassensiegen bei sieben Läufen zur deutschen Rallye-Challenge haben sie in diesem Jahr sicherlich dieses Ziel erreicht.

 

Tyczka Totalgaz schreibt für 2004 erstmals eine Pokalwertung für Rallyefahrzeuge aus, die mit alternativen Treibstoffen gemäß der DMSB-Gruppe AT-G angetrieben werden. Melden Sie sich bis 27.02.2004 an.

Weitere Infos unter: [URL]www.tytogaz.de[/URL]

 

Text/Bild: P.Knierim

« zurück