Rallye Lutherstadt Wittenberg

Skandinavischer Doppelsieg in Wittenberg

Beim Schotter-Auftakt rund um Wittenberg fährt der schwedische Favorit Stig Andervang einen überlegenen Sieg heraus. Der Finne Petri Reinikainen sorgt für einen Doppelsieg der Skandinavier. Lokalmatador Patrick Pusch steigt als bester Deutscher aufs Podium.

Leichter Nieselregen am Morgen, blauer Himmel mit milden Temperaturen am Nachmittag – das sind die Wetterbedingungen bei der 58. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg, die auch den zahlreichen Rallyefans an der Strecke gefallen. Weil 82% der 62 WP-Kilometer über losen Untergrund führen, spielt der Zustand der Feld- und Waldwege jedes Jahr eine bedeutsame Rolle. In diesem Jahr stellen die Waldwege – weil nicht abgetrocknet und stellenweise extrem schmierig – hohe Anforderungen, während im offenen Gelände recht gute Bedingen herrschen, die üblichen Sandlöcher rund um den Gallunberg inklusive. Nach 42% Ausfallquote bei der Rallye 35 im Vorjahr beträgt die Quote jetzt bei der Rallye 70 nur 27%, darunter etliche Schäden, die durch kleine Ausritte entstanden sind.

Alle 59 gemeldeten Teams rollen am Samstagmittag in der Wittenberger Innenstadt durch den Startbogen, darunter sechs Fahrzeuge aus der RC2-Klasse. Doch als die Zeiten der WP 1 Apollensdorf auf dem Bildschirm erscheinen, hat der Finne Petri Reinikainen – schon zum achten Mal in Wittenberg – mit dem „alten“ Mitsubishi seine Erfahrung ausgespielt und führt das Feld an. Stig Andervang ist aus Schweden glatteren Schotter gewohnt, verpasst zudem einen Abzweig und büßt somit zwei Sekunden auf den Finnen ein. Der Wittenberger Patrick Pusch kommt beim ersten R5-Einsatz gut mit dem Citroen DS3 von Waldherr zurecht und fährt auf Rang 3, fünf Sekunden hinter Andervang.

Hinter dem Spitzenquartett fahren vier NC1-Teams auf die Plätze 5 bis 8. Hinter Mark Schindler und Stefan Pfister zeigen Michael Gerber und Daniel Rosenmüller im betagten Impreza 555 eine starke Leistung. Björn Becker und Dirk Mürkens (Audi 90 Quattro) schaffen als Sieger der 3-Liter-Klasse noch den Sprung in die Top Ten. Die Klassenzweiten Norbert Meyer und Steffen Schrön sind im BMW M3 schnellste Hecktriebler, während Max Irmer und Mike Schütte einen weiteren Audi 90 Quattro auf Klassenrang 3 fahren.

In der 2-Liter-Klasse fallen die Favoriten Bernd Knüpfer (Astra), Ronny Gaumnitz (Honda) und Ronny Broda (BMW) aus. Danach liefern sich die BMW-318-Piloten Frank Zischkale und David Bauer ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Bauer und sein Co Henry Kruschke knapp zu ihren Gunsten entscheiden.

Für einen Donnerschlag sorgt der 26-jährige Fabian Schulze in der 1600-cm³-Klasse. Nachdem sein Dauerkonkurrent Uwe Joachim im Polo die erste Prüfung mit der Klassenbestzeit beendet, legt der Thüringer im Suzuki Swift anschließend ein Höllentempo vor, das ihm im Ziel sensationell Platz 9 in der Gesamtwertung beschert sowie den Pokal für den besten Fronttriebler. Die Klasse NC4 gewinnen Fabian Schulze mit mehr als einer Minute Vorsprung auf Uwe Joachim und Yasmine Fritzsche.

Routinier Thomas Leonhardt siegt mit seinem bekannten Audi B5 Quattro in der Gruppe G, obwohl er mit Moritz Wagner einen Debütanten im Cockpit hat, mit 40 Sekunden Vorsprung auf Axel Bayer und Anne Schönheider im Turbodiesel-Impreza sowie Patrick Buys und Ronny Hayn im Seat Ibiza. Klassensiege erringen auch die Niederbayern Stephan Wechsler und Sabrina Knödlseder im BMW 535 (Kalsse NC6) sowie Alex und Conny Klemm im Fiat Panda (Klasse NC5). Zur Gleichmäßigkeitsprüfung treten nur drei Teams an, Patrick Querner und Sebastian Geisler gewinnen im Fiat Cinquecento nach spannendem Verlauf gegen die AHRC-Meister Kay Rudolf und Mario Kretschmar im Skoda Octavia.

Der 64-jährige Schwede zeigt jedoch auf der neuen WP 2 seine Klasse. 13 km mit zwei Waldpassagen, die gleichermaßen Mut und Können erfordern, knapp 2 km Highspeed-Landstraße und vielen Windrad-Schotterwegen ziehen das Feld auseinander. Andervang verbläst die Konkurrenz, Pusch um 19, Reinikainen um 23 Sekunden. Raphael Ramonat hat sich auf seinen Ford Fiesta R5 noch nicht eingeschossen und verliert 46 Sekunden, muss sogar den bayerischen NC1-Fahrern Mark Schindler (Subaru) und Michael Dinkel (Evo 7) den Vortritt lassen. Nach einer weiteren Bestzeit auf dem Rundkurs Zörnigall – überwiegend Asphalt – erreicht Andervang die Halbzeitpause mit 36 Sekunden Vorsprung auf Pusch, die sich allerdings – zum großen Ärger von Andervang – auf 6 Sekunden verringern, weil er eine 30-Sekunden-Strafe bekommt.

Matthias Pahlitzsch hat auf der WP 2 eine Schikane dermaßen komplett abgeräumt, dass nicht eine einzige der drei Plast-Schranken noch auf der Straße steht. Drei der folgenden Teams fahren erkennbar auf der Linie der atomisierten Schikane, die anderen fünf werden vom Sachrichter gemeldet. Stig Andervang und Lars Andersson, die als Schweden mit dieser deutschen Regel nicht vertraut sind, antworten mit drei klaren Bestzeiten in der zweiten Schleife und gewinnen die Rallye Lutherstadt Wittenberg mit fast einer Minute Vorsprung. Petri Reinikainen und Timo Hallia zeigen eine Top-Leistung, fahren auf Rang 2 und verlassen Deutschland als Schotter-Cup-Spitzenreiter. Patrick Pusch und Fabian Hoese, ebenfalls mit 30 Strafsekunden belastet, ziehen auf der 13-km-WP wieder an Ramonat vorbei und gewinnen knapp das interne Wittenberger Duell mit Karina Derda, der einheimischen Copilotin von Raphael Ramonat.

Ergebnis 58. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg
1.Stig Andervang / Lars AnderssonSkoda Fabia Rally2RC237:02,0
2.Petri Reinikainen / Timo HalliaMitsubishi Evo 6NC152,2
3.Patrick Pusch / Fabian HoeseCitroen DS3 R5RC2+ 1:23,9
4.Raphael Ramonat / Karina DerdaFord Fiesta R5RC2+ 1:27,6
5.Mark Schindler / Stefan Pfister Subaru Impreza STINC1+ 2:24,5
6.Michael Gerber / Daniel RosenmüllerSubaru Impreza GTNC1+ 2:45,6
7.Robby Fechner / Floria PitzkMitsubishi Evo 10NC1+ 3:25,5
8.Michael Dinkel / Bernd AllstadtMitsubishi Evo 7NC1+ 3:36,9
9.Fabian Schulze / Clara BettgeSuzuki Swift SportNC4+ 5:01,9
10.Björn Becker / Dirk MürkensAudi 90 QuattroNC2+ 5:27,0
11.Norbert Meyer / Steffen Schrön BMW M3 E46NC2+ 5:39,8
12.Jürgen Hohlheimer / Jacqueline KaiserSkoda Fabia S2000RC2+ 5:40,6

Erster Spitzenreiter Im Schotter-Cup ist Petri Reinikainen mit hauchdünnem Vorsprung auf Fabian Schulze. David Bauer, Stig Andervang, Mark Schindler, Uwe Joachim und Björn Becker bilden den Pulk der Verfolger. Von den 70 eingeschriebenen Teams sind 56 beim Auftaktlauf gestartet. In der Wertung für den DMSB-Schotter-Rallye-Cup führt Becker vor Schulze und Leonhardt. Schon in zwei Wochen folgt der zweite Schotter-Cup-Lauf, die ADAC-Hochtaunus-Rallye am 18. März in Weilrod-Riedelbach.

Beim Auftakt zur ADMV-Rallye-Meisterschaft kämpfen 26 Teams um Punkte. Fabian Schulze sammelt die meisten Punkte, gefolgt von Thomas Leonhardt, Frank Zischkale, Norbert Meyer und Titelverteidiger Uwe Joachim. Die Asphalt-Spezialisten werden erst beim DRM-Lauf im Erzgebirge eingreifen, der am 31. März und 1. April als zweiter ADMV-RM-Lauf stattfindet.

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