Die 17. Emmersdorfer ADAC-Baron-von-Aretin-Rallye präsentiert sich so, wie sie bekannt und beliebt ist. Der Weißbierstadel der Aldersbacher Brauerei bildet den „ruhenden Pol“, die zwei entscheidenden Wertungsprüfungen finden auf den schmalen Waldwegen in den Aretinschen Wäldern statt, wo die Bäume oft so dicht an der Ideallinie stehen. dass nur noch zwei Zentimeter Platz bleibt zwischen Borke und Außenspiegel. Die kurze dritte Prüfung in der Kiesgrube läuft hingegen auf breiten Trassen und lädt zum Tempobolzen ein. Das Wetter zeigt sich sommerlich warm, doch ergiebiger Regen in der Nacht von Freitag auf Samstag und ein 15-Minuten-Schauer am Samstagnachmittag sorgen dafür, dass die Pisten im Wald immer rutschig bleiben.
60 Teams, davon 27 aus dem Schotter-Cup, starten mittags im 2-Minuten-Takt. Weil der dreimalige Emmersdorf-Sieger Jaakko Keskinen aus familiären Gründen seine Nennung zurück zieht, gelten die Lokalmatadoren Rudi und Simone Weileder als Favoriten. Doch den Auftakt im Wald zwischen Aidenbach und Haidenburg verschläft Weileder im Evo 8 ein wenig.
Hellwach sind dagegen Michael Dinkel und Bernd Allstadt, die im Evo 7 die erste Bestzeit setzen und Weileder um fünf Sekunden das Nachsehen geben. Weitere fünf Sekunden zurück formiert sich ein kampfstarkes 2-Liter-Trio in der Reihenfolge Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt (BMW 318), Bernd Knüpfer und Daniel Herzig (Opel Astra GSi) sowie Thomas und Melanie Schultz (Renault Clio).
Die zweite Prüfung beginnt mit der Ortsdurchfahrt Emmersdorf, nach eineinhalb Asphalt-Kilometer folgen vier Schotter-Kilometer auf der „Hohen Straße“, einer pausenlosen Folge von leichten Kurven, garniert mit Kuppen, Matsch und Pfützen und flankiert von Bäumen. Weileder kontert mit der Bestzeit, doch Dinkel büßt weniger als eine Sekunde ein. Bei den F5-Autos fährt Knüpfer eine Zehntel schneller als Vollak, während Schultz einige Sekunden verliert und Gesamtrang 5 an DAM-Meister Stefan Schulze und Lisa Kuhn im Subaru Impreza abgegeben muss.
Die Aldersbacher Kiesgrube erlebt eine wahnwitzige Fahrt von Dinkel, der den Evo in der Ziel fast wegwirft, aber vier Sekunden auf Ken Milde und Weileder herausfährt. Die 2-Liter-Klasse notiert diesmal Hannes Arndt im Fiesta als Schnellsten vor Schultz und dem jungen Nico Weigert im BMW 318is. In der Halbzeitpause freut sich Dinkel über einen Vorsprung von gut acht Sekunden gegenüber Weileder. „Normal schaffe ich das nicht,“ meint der Hausherr, „und mit der Brechstange fahre ich nicht!“ Weitere 18 Sekunden zurück hält Sebastian Vollak mit dem – nach dem Überschlag bei der Roland-Rallye – wieder hergerichteten 318 Compact Platz 3, doch Knüpfer und Schultz hängen an seiner Stoßstange. Stefan Schulze liegt auf Rang 6: „Ich habe mich bei der Reifenwahl vergriffen“, meint der Pfälzer.
Die Weileders starten mit der Bestzeit auf WP 4 in die zweite Schleife und liegen nur noch 5 ½ Sekunden hinter Dinkel. Das 2-Liter-Trio wird gesprengt, als Bernd Knüpfer den Astra dächlings im Graben parkt, während Thomas Schultz bis auf zwei Sekunden an Vollak heranrückt. Auf der „Hohen Straße“ fällt dann die Vorentscheidung: Michael Dinkel rutscht auf der schmierigen Piste von der Ideallinie, muss kurz zurücksetzen und verliert 6,4 Sekunden auf Weileder, der hier seine dritte Bestzeit erzielt und mit sieben Zehntel Vorsprung die Führung übernimmt.
Das Finale in der Kiesgrube endet mit einem toten Rennen zwischen den Spitzenreitern. So schaffen Rudi und Simone Weileder ihren zweiten Heimerfolg nach 2011. Michael Dinkel steht nach zwei Jahren Rallye-Pause, sein Co Bernd Allstadt nach über zwanzig Jahren, wieder auf dem Podium. Starke Dritte werden Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt als bestes Team ohne Allradantrieb, noch vor Stefan Schulze und Lisa Kuhn (Platz 4), Mitropa-Cup-Fahrer Martin Kainz und Sandra Müller-Hauner (Platz 6) sowie Ken Milde und Heinke Möhrpahl (Platz 8).
In der 2-Liter-Klasse glänzt nicht nur Vollak, auch Thomas und Melanie Schultz (Clio, Platz 5) und die Thüringer Hannes Arndt und Christian Stützer (Fiesta, Platz 9) fahren in die Top Ten. Werner Müller wird diesmal „nur“ Vierter vor dem 22-jährigen Jan Schneider (Bester im 318is-Cup), während der 19-jährige Nico Weigert seinen vierten Klassenrang nach Baumkontakt in WP 4 verliert. Eindrucksvoll scheuchen Patrick Rodewald und Marcel Eichenauer den Gruppe-F-Volvo 242 durch die Aretinschen Wälder, werden Siebente und gewinnen die 3-Liter-Klasse vor dem einheimischen Diesel-Astra-Team Alois Scheidhammer und Gust Regner.
Werner Löseke und Sascha Wöll erreichen das Ziel als bester Cup-Volvo. In der 1600-cm³-Klasse fällt der Favorit Hannes Heldt (VW Polo) mit defekter Kraftübertragung aus; so feiern ihre Nordhäuser Clubkameraden Fabian Schulze und Anna-Lena Pfützenreuter im Suzuki Swift den Sieg. Martin Plattner setzt sich nach dreißig Beifahrer-Jahren selbst ans Steuer eines Peugeot 106 und lässt sich von seiner 15-jährigen Tochter Sara zum Sieg in der 1400-cm³-Klasse lotsen.
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In der Gruppe G zeigt Sabine Stöttner im Opel Astra der männlichen Konkurrenz die Rücklichter und gewinnt mit Co Michael Sagmeister Gruppe und Klasse G9. Thomas Madl und Stefanie Peuker (318 Compact) setzen sich in der Klasse G10 ganz knapp gegen Martin und Alexandra Neumaier (Golf) durch. Die erste Ausgabe der Emmersdorfer Retro-Rallye sieht das Wittenberger Golf-III-Team Rocco Voigt und Torsten Paul-Jaquet vorn - im Alleingang, aber mit nur 3,6 Sekunden Zeitabweichung.
Nur zehn der 60 gestarteten Teams stehen nicht im Parc Fermé, wobei kein einziger Ausritt mehr als Blechschäden nach sich zieht. Die ohnehin gute Stimmung im Ziel erreicht den Höhepunkt bei der Mannschafts-Siegerehrung. Denn das Prestige-Duell der Bayern – „Do san ma dahoam“ - gegen die „Preußen“-Mannschaft vom MSC Bad Schmiedeberg bleibt bis zuletzt spannend, am Ende wird der Bayern-Hattrick unter tosendem Jubel gefeiert, und Preußen-Kapitän Vollak muss sich bis zum nächsten Lauf in Teterow am 14. Juli eine neue Taktik ausdenken.
Ergebnis 17. Emmersdorfer Baron-von-Aretin-Rallye
1. | Rudi Weileder / Simone Weileder | Mitsubishi Evo 8 | F1 | 18:50,5 |
2. | Michael Dinkel / Bernd Allstadt | Mitsubishi Evo 7 | C18 | +0,8 |
3. | Sebastian Vollak / Peter Messerschmidt | BMW 318 Compact | F5 | +38,7 |
4. | Stefan Schulze / Lisa Kuhn | Subaru Impreza | C18 | +42,3 |
5. | Thomas Schultz / Melanie Schultz | Renault Clio III RS | F5 | +44,5 |
6. | Martin Kainz / Sandra Müller-Hauner | Mitsubishi Evo 9 | F1 | +1:03,4 |
7. | Patrick Rodewald / Marcel Eichenauer | Volvo 242 | F4 | +1:14,9 |
8. | Ken Milde / Heinke Möhrpahl | Mitsubishi Evo 8 | C18 | +1:16,5 |
9. | Hannes Arndt / Christian Stützer | Ford Fiesta ST | F5 | +1:17,9 |
10. | Alois Scheidhammer / August Regner | Opel Astra H CDTi | F4 | +1:20,0 |
11. | Max Kern / Franziska Gassner | Mitsubishi Evo 9 | F1 | +1:38,5 |
12. | Rafael Klein / Jacqueline Kaiser | BMW M3 E36 | F4 | +1:41,1 |
13. | Werner Müller / Jasmin Trabs | BMW 318is E30 | F5 | +1:47,4 |
14. | Jan Schneider / Markus Genthe | BMW 318 Compact | F5 | +1:48,8 |
15. | Jürgen Grohs / Alexander Grohs | BMW 318 Compact | F5 | +1:58,4 |
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