Schotter-Cup

Martin Christ fliegt zum Teterow-Sieg

Dinkel raus, Wiesner raus - Das Weitsprung-Festival auf dem Bergring Teterow gewinnt Martin Christ knapp vor seinem Mitsubishi-Kollegen Sven Senglaub. Als Dritter steigt Astra-Pilot Bernd Knüpfer aufs Podium.

Der vierte Lauf zum Schotter-Cup, die 8. ADAC-Rallye Bergring Teterow, findet als Rallye 35 in der “Mecklenburgischen Schweiz” statt. Die Eiger-Nordwand sucht man hier vergebens, doch die 85 Meter Höhenunterschied zwischen dem Spiegel des Teterower Sees und dem höchsten Punkte der Heidberge reichen aus, um die legendäre Grasbahn als atemberaubende Achterbahn zu erleben, mit Steigungen und Gefällen von 15%, zahllosen blinden Kuppen und zwei Buckeln, die Sprünge bis zu 30 Metern erlauben.

Wegen der Urlaubszeit fehlen einige bekannte Fahrer wie Ken Milde, Jean Ihlefeldt oder Daniel Herzig. Die Schotter-Cup-Tabellenführer Hannes Arndt und Christof Wagner haben ihren Fiesta zur PS-Kur weggegeben. Als Dark Liebehenschel sich am Freitagnachmittag abmeldet, weil die Motorelektronik seines zweimal siegreichen Evo 7 spinnt, fällt der mit Spannung erwartete Zweikampf gegen den Vorjahressieger Patrik Dinkel aus. 53 Teams starten am Samstagmittag zur Rallye, die komplett auf dem Gelände des MC Bergring läuft – ohne einen Meter auf öffentlicher Straße!

Senglaub gibt Tempo vor

Zweieinhalb Runden auf dem Original-Bergring, eine 10 bis 15 Meter breite Grasbahn von knapp 2 km Rundenlänge, und zweieinhalb Runden auf einem kurzen, mit engen Tor-Durchfahrten gespickten Schotter-Kurs rund um das Speedwaystadion bilden die erste Sektion – ganz ohne Asphalt! Sven Senglaub und Lydia Eschenhorn, die hier in den letzten vier Jahren dreimal auf dem Podium standen, setzten im blauen Evo 6 die erste Bestmarke, die einige Minute später von Martin Christ und Norman Jakobs egalisiert wird – auf die Hundertstelsekunde exakt.

Dann warten die Zuschauer auf Patrik Dinkel und Felix Kießling, die als Letzten starten. Doch Dinkel ist übermotiviert, kracht in die Bande und beschädigt die Front seines Evo 9. Senglaub gewinnt auch die zweite Prüfung knapp vor Christ und kommt mit zwei Zehntel Vorsprung in die erste Pause. Schon auf Rang 3 liegen Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer im heckgetriebenen Volvo 940, dann folgen die beiden Subaru Impreza von Thomas Böhm und Daniel Rosenmüller sowie Jan und Magnus Eriksson, zwischen denen noch Bernd Knüpfer im Opel Astra OPC als schnellster Fronttriebler liegt.

Drama um Petersen und Wiesner

Die zweite Sektion auf der gleichen Strecke erlebt einen starken Zwischenspurt von Martin Christ – übrigens der einzige Mecklenburger Fahrer bei der einzigen Rallye in diesem Bundesland. Er gewinnt beide Prüfungen und setzt sich um fast neun Sekunden von Senglaub ab. Besonders eindrucksvoll ist jedoch der zweite Platz von Wiesner auf dem Bergring – Motto: „Gebremst wird nur einmal, am Stopp“ -, nur eine Sekunde hinter Christ, der ihm jedoch auf der winkligen, also Allrad-freundlichen WP 4 satte 14 Sekunden abnimmt. Als Böhm mit einem Kurzschluss ausfällt, übernimmt Knüpfer, diesmal mit Copilotin Heinke Möhrpahl, den vierten Platz mit Jan Eriksson, den Oldies Rolf Petersen und Jürgen Krabbenhöft (Evo 7) sowie Stephan Dammaschke und Winnie Helm (Renault Clio) als Verfolger.

Dann wird die Strecke umgebaut, aus den zwei Rundkursen wird ein großer Rundkurs zusammengestellt: Knapp drei Runden ergeben 9,2 km mit immerhin 6% Asphalt. Sven Senglaub attackiert, fährt die beste Zeit, doch Martin Christ büßt lediglich zwei Sekunden ein. Zum Abschluss setzen Martin Christ und Norman Jakobs noch eine Bestzeit und gewinnen im orangefarbenen Evo 7 die Bergring-Rallye vor Sven Senglaub und Lydia Eschenhorn. Dahinter spielen sich noch zwei Dramen ab: Rolf Petersen hat Rang 5 im Visier, als er in WP 5 einen der stabilen Sandsäcke trifft und hier zum dritten Mal in Folge ausfällt. Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer liegen unangefochten auf Platz 3, als sie – nach Zeugenberichten nach einem Materialfehler – frontal einen der massiven Torpfosten rammen und die Volvo-Schnauze heftig eindrücken. Der 18-jährige Jan Eriksson fährt – nach vier Aus- und Unfällen – mit Vater Magnus als Co betont vorsichtig, verpasst das Podium deshalb und zwei Sekunden, sieht aber das Ziel auf Rang 4 und wird als bester Junior ausgezeichnet.

Mit einer großartigen Leistung fahren Bernd Knüpfer und Heinke Möhrpahl im Opel Astra OPC auf den dritten Gesamtrang und gewinnen die Klasse NC3 und die Fronttriebler-Wertung, wobei Knüpfers Puls auf den allerletzten Metern in die Höhe schnellt, weil ein lockeres Batteriekabel Aussetzer verursacht. Fast gleichschnell lassen Stephan Dammaschke und Winnie Helm den Renault Clio über den Bergring fliegen; von den 13 Sekunden Rückstand auf Knüpfer haben sie sich zehn in einer Staubwand in der WP 2 eingehandelt. Nach dem Ausfällen von Thomas und Melanie Schultz (Clio III, Antriebswelle) sowie Björn Becker und Dirk Mürkens (Audi 90 Quattro, Getriebe) schaffen die Berliner Brüder Ralf und Jörg Schlerfer im Honda Civic R einen starken 6. Platz in der Gesamtwertung vor den Klassenkonkurrenten Silvio März und Karina Derda (VW Golf) sowie Ronny Broda und Rigo Sonntag (BMW 318), die überraschend die Hecktriebler-Wertung vor ihren Wittenberger Club- und Markenkameraden Tobias Gutewort und Andreas Scheer gewinnen.

In der Klasse NC2 sichern sich nach Wiesners Ausfall die früheren Schotter-Cup-Champions Alex und Conny Klemm den Sieg erst auf der letzten Prüfung knapp gegen die beiden Quattro von Sebastian und Dennis Rauhe sowie Sven Schumann und Torsten Hopfer. Die interne Volvo-Wertung sieht Jochen Walther vor Martin Gerstenberger und Andreas Leue. In der 1600-cm³-Klasse NC4 siegen Manuel Schneider und Julia Wolanski (Suzuki Ignis) mit der Winzigkeit von einer Zehntelsekunde Vorsprung auf Fabian Schulze und Anna-Lena Pfützenreuter, die in WP 2 rund zehn Sekunden im Staub verloren und den Rückstand mit einem Husarenritt in der letzten Prüfung fast noch ausgeglichen haben. Bestes Team aus dem Lada-Cup sind Thomas Funke und Nico Rostalski im VFTS auf Klassenrang 4. Die kleinste Klasse NC5 sieht sie beiden Nissan Micra vorn, Lukas Heinze und Ronny Hayn fahren acht Sekunden gegen Steffen Günl und Thomas Heise heraus.

In der Gruppe G zeigen Patrick Rodewald und Jacqueline Kaiser im Volvo 940 GL (Klasse NC9) eine exzellente Leistung. Neben dem Klassen- und Gruppensieg holen sie auch den Sieg im Volvo-Original-Cup und kassieren als drittschnellster Hecktriebler so viele Punkte im Schotter-Cup, dass sie als neue Cup-Spitzenreiter nach Thüringen zurückkehren und auch die Tabellenführung in der ADMV-Meisterschaft Sachsen-Anhalt/Berlin-Brandenburg vor Fabian Schulze übernehmen. Die beiden anderen Klassensiege in der Gruppe G gehen an Thomas Leonhardt und Andrea Lukas (Audi S4, NC6) sowie Sönke Sellhorn und Heike Thielke (Mazda 323, NC7+8).

Während weite Teile Deutschlands ein regnerisches Wochenende erleben, fallen in Teterow am Freitag nur weinige Tropfen. Am Samstag herrscht Sonnenschein mit sommerlichen Temperaturen, so dass eine Menge Staub aufgewirbelt wird. Dem begegnet die Rallyeleitung mit verlängerten Startabständen, die zu einer Stunde Verzögerung führen. Der guten Stimmung tut es keinen Abbruch, die Ausfallquote bleibt im Rahmen, 41 von 53 Fahrzeugen erreichen das Ziel.

Ergebnis 8. ADAC-Rallye Bergring Teterow
1.Martin Christ / Norman Jakobs Mitsubishi Evo 9NC125:35,6
2.Sven Senglaub / Lydia EschenhornMitsubishi Evo 6NC1+11,4
3.Bernd Knüpfer / Heinke MöhrpahlOpel Astra OPCNC3+1:32,2
4.Jan Eriksson / Magnus ErikssonSubaru Impreza STINC1+1:34,4
5.Stephan Dammaschke / Winnie HelmRenault Clio II RSNC3+1:45,5
6.Ralf Schlerfer / Dirk Schlerfer Honda Civic RNC3+2:18,6
7.Silvio März / Karina DerdaVW Golf III GTINC3+2:35,4
8.Ronny Broda / Rigo SonntagBMW 318is E36NC3+2:43,0
9.Alexander Klemm / Cornelia KlemmSeat Ibiza TDINC2+2:49,2
10.Sebastian Rauhe / Dennis RauheAudi 90 QuattroNC2+2:54,9
11.Sven Schumann / Torsten HopferAudi 90 QuattroNC2+3:11,2
12.Tobias Gutewort / Andreas ScheerBMW 318is E30NC3+3:11,3
Zwischenstand Schotter-Cup: 1. Rodewald 1873, 2. Arndt 1659, 3. Zischkale 1607, 4. Schulze 1502, 5. Milde 1392, 5. Becker 1310, 7. Wiesner 1285, 8. Leonhardt 1250, 9. Schultz 1220, 10. Gerstenberger 1219
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