Die Osterburg über Weida, Stammsitz der Vögte des Vogtlandes, zeigt sich – zwecks Renovierung eingerüstet – zurzeit wenig glanzvoll. Umso mehr Glanz versprühen der Bayer Rudi Reindl und der Thüringer Michael Ehrle bei der Osterburg-Rallye. Im pechschwarzen Mitsubishi Lancer Evo 7 fahren sie der Konkurrenz auf und davon und holen sich mit den Riesenabstand von 1:11 Minuten ihren sechsten Gesamtsieg in der laufenden Saison.
Dabei setzt Reindl alle sechs Bestzeiten auf den Landstraßen Ostthüringens, die mit dem ständigen Wechsel von scharfen zu superschnellen Kurven und von glattem zu buckligem Asphalt sowie den zahlreichen Kuppen den Fahrern viel abverlangen. Zur neuen Königsprüfung der Osterburg-Rallye hat sich die Prüfung „L120“ entwickelt, zusammengelegt aus zwei bekannten Wertungsprüfungen, mit 9,7 Kilometern Länge knapp unter dem erlaubten Höchstgrenze, gespickt mit vier Ortsdurchfahrten. Vor allem in Rohna versammelten sich sehr viele Zuschauer, um den Flug über die kleine Steinbrücke und die anschließende Kurvenkombination zu verfolgen.
Einzig Raphael Ramonat kann Reindls Tempo halbwegs mitgehen Dennoch liegt er vor der letzten Prüfung schon 24 Sekunden zurück, als er einen gebrochenen Querlenker erkennt und mit Co Steffen Schmidt seinen verbreiterten Lancer auf den Hänger lädt. Dadurch erobern die Sachsen Wolfram Centner und Ralf Eichhorn – wie schon fünf Wochen zuvor in Freiberg – den zweiten Platz. Der dritte Platz auf dem Podest ist heftig umkämpft. Die Lancer von Torsten Binder (der Lokalmatador stoppt in WP 3 mit gebrochener Halbwelle), Michael Dinkel (im Endspurt zu vorsichtig) und Matthias Koch streiten sich mit dem PS-unterlegenen Audi A4 Quattro von Patrick Neidhardt und Peter Messerschmidt. Neidhardt erwischt den besseren Start auf den beiden kurzen Prüfungen bei Langenwetzendorf und Wildetaube und rettet eine gute Sekunde des Vorsprungs gegen die Koch-Brüder bis ins Ziel.
Bei den 2-Liter-Autos dominiert Mark Muschiol im Gruppe-N-Clio. Der Chemnitzer und seine Freundin Julia Siegel fahren auf allen sechs Prüfungen die schnellsten Zeiten und bauen ihren Vorsprung auf Christian Bauer – im gleichen Fahrzeug und erstmals mit Freundin – gleichmäßig aus auf über zwanzig Sekunden. Andreas Suchan sichert sich den Klassensieg in der Gruppe H und kann die beiden zeitgleichen Gruppe-F-Renner aus Bayern, Wolfgang Stopfer im Honda und Bastian Limpert im BMW, auf die Plätze 10 und 11 verweisen. In der 1600er Klasse siegt erneut Rigo Sonntag im Honda Civic, während Carsten Wiegands Lupo mit Differenzialschaden ausrollt. Die Gruppe F erlebt einen überraschenden Sieg der Schwaben-Ladies Melanie Schulz und Anke Gläser (Suzuki Swift), weil Maik Lobstein und Stefan Streitenberger (Suzuki Ignis) einmal am Abzweig vorbeischießen. Die knappste Entscheidung fällt der Gruppe H bis 1300 cm³. Stephan und Christian Reißig jagen ihren Skoda Favorit um acht Zehntelsekunden schneller durchs Vogtland als Stephan Monté und Max Menz den Nissan Micra. Nur noch acht Zweitakt-Trabis finden sich in der ehemaligen Hochburg ein – unter ihnen gewinnt Mario Keller klar überlegen.
Bei sonnigem und trockenem Sommerwetter herrscht zwei Tage lang eine Bombenstimmung auf den „Rallye-Campus“ in Steinsdorf – erst recht, als die deutsche Fußball-Elf am Freitagabend mit dem 4:2-Sieg gegen Griechenland ins EM-Halbfinale einzieht. Für die anspruchsvollen Prüfungen, den minutenpünktlichen Ablauf und zwei Abende mit Rallye-Party im Festzelt spendieren die 89 Teams, von den 70 die Osterburg-Rallye beenden, dem Team des MC Weida kräftigen Applaus. In der ADMV-Rallye-200-Meisterschaft bleibt Stephan Monté, der schon viermal gepunktet hat, an der Spitze. Die Verfolger Rigo Sonntag, Stephan Reißig, Matthias Koch und Mirko Graf warten auf ihre Chance beim nächsten Lauf, der ADMV-Rallye Zwickauer Land am 4. August.
Ergebnis 41. ADMV-Osterburg-Rallye am 23. Juni 2012:
01. Rudi Reindl/Michael Ehrle, Mitsubishi Evo 7, H16, 17:33,5,6
02. Wolfram Centner/Ralf Eichhorn, Mitsubishi Evo 6, H16, +1:11,3
03. Patrick Neidhardt/P. Messerschmidt, Audi A4 Quattro, F3A, +1:20,7
04. Matthias Koch/Marcel Koch, Mitsubishi Evo 8, N3A, +1:22,3
05. Michael Dinkel/Michael Bayer, Mitsubishi Evo 7, C28, +1:32,7
06. Mark Muschiol/Julia Siegel, Renault Clio Ragnotti, N8, +1:54,7
07. Mario Kunstmann/Burkhardt Galle, Mitsubishi Evo 7, G21, +2:05,5
08. Christian Bauer/Claudia Seifert, Renault Clio Ragnotti, N8, +2:15,6
09. Andreas Suchan/Marcel Reinwardt, VW Golf GTI 16V, H14, +2:22,3
10. Wolfgang Stopfer/Heinz Neumeier, Honda Civic R, F8, +2:25,3
11. Bastian Limpert/Fabian Schneider, BMW 318is, F8, +2:25,3
12. Stefan Gersdorf/Benjamin Fidyka, VW Golf I 16V, H14, +2:27,4
