Nationale Szene

Rallye Grünhain: Top und Flop für Ramonat

Nach Rudi Reindls frühem Aus erlebt die Rallye Grünhain ein Solo von Raphael Ramonat. Doch oben auf dem Siegertreppchen steht ein strahlender Roland Macht.

Raphael Ramonat Mitsubishi Lancer Evo
Raphael Ramonat hatte in Grünhain den Sieg vor Augen

Die 13. ADMV-Rallye Grünhain präsentiert sich in neuem Gewand: Sie zieht mit dem Rallyezentrum in die Nachbargemeinde Lauter-Bernsbach um. Fünf Fußminuten vom Kulturhaus entfernt gibt es für die Zuschauer einen neuen Rundkurs, den Edgar Weiß in einem Lada 2101 einweiht; dabei lässt der in Lauter beheimatete DDR-Meister von 1976 auch vierzig Jahre später den Lada ordentlich fliegen. „Ein wenig ungewohnt für mich“, meint der flotte Rentner, „vor allem das Ein- und Aussteigen. Außerdem hatte ich heute sechs Gänge, damals nur vier.“

109 Teams starten in Lauter auf die Doppelschleife mit 35 WP-Kilometern, vollständig auf und mit sechs Ortsdurchfahrten. Die beiden Start-Ziel-Prüfungen zwischen Neundorf, Wiesa und Schönfeld sowie Raschau und Waschleithe enthalten einige Abschnitte, die aus früheren Jahren bekannt sind. Der Rundkurs ist komplett neu; anfängliche Sorgen, ob die schmalen Wege nicht zu Behinderungen führen, zerstreuen der Starter und die Einlass-Sicherung durch erstklassige Arbeit. Dennoch hat es der von vielen Zuschauern besuchte Rundkurs in sich: Eine mittelschnelle Links erlebt zahlreiche Ausritte, die den Einsatz der gelben Flagge mehrmals nötig machen. Dennoch kommt Feld fast geschlossen und fast pünktlich ins Ziel, wenn auch reduziert auf 75 Fahrzeuge, die im Parc Fermé stehen. Eine Reihe von Ausrutschern – alle ohne Verletzungen – und jede Menge defekte Antriebswellen treiben die Ausfallquote auf über 30% hoch. Bei hochsommerlichem Wetter und extrem anspruchsvollen Strecken wird auch die Kondition der Teilnehmer gefordert: „Ich bin noch nie so eine schwierige Rallye gefahren“, erklärt ein Grünhain-Neuling nach Zieldurchfahrt.

Zeitstrafe für Ramonat

Zwei Grünhain-Kenner, die beide schon drei Siege in der früheren Bergstadt geschafft haben, starten als Favoriten. Die Gruppe-H-Mitsubishi von Rudi Reindl und Raphael Ramonat tragen die Nummern 1 und 2. Beim Auftakt hat Ramonat um 1,2 Sekunden die Nase vorn. Doch bereits auf der zweiten Prüfung endet das Duell, als Reindl und sein Co Ehrle schon wieder mit technischem Defekt aufgeben müssen. Ohne gefordert zu werden erzielen Ramonat und Co Felix Wolf auch die anderen fünf Bestzeiten und rollen mit 45 Sekunden Vorsprung als Schnellste durch den Zielbogen. Doch dann trifft sie ein Nackenschlag in Form von 300 Strafsekunden! Was ist geschehen? Um den Teams die Möglichkeit zu geben, für den abschließenden Rundkurs eventuell Zusatzlampen zu montieren, ist die Fahrzeit zur WP 6 am Morgen – schriftlich und gegen Unterschrift – um fünf Minuten verlängert worden. Ramonats Co Felix Wolf denkt vor dem letzten Rundkurs wohl schon mehr an die Siegesfeier als an die Zeit-Änderung – und stempelt fünf Minuten zu früh! Das bedeutet den Absturz von Platz 1 auf Platz 51.

Somit kommt der Zweite zum Zuge. Lange haben der Niederbayer Jürgen Bachhäubl und seine Thüringer Copilotin Karina Petrusch im Gruppe-F-Evo 9 Platz 2 gehalten, doch zum Schluss ziehen Roland Macht und Felix Kießling im identischen Auto an ihnen vorbei. Roland Macht, einer der Clubsport-Heroen aus den Neunzigern. Bei der Frankenland-Rallye im Herbst 2001 feiert er im Ford Escort Cosworth seinen letzten Gesamtsieg, danach zieht er sich weitgehend zurück. Erst 2011 unternimmt er mit dem betagten Cossie einen neuen Anlauf, teilt sich die letzten zwei Jahre mit seinem Sohn John Macht einen älteren Evo 6, bis er sich im Frühjahr einen Gruppe-F-Evo 9 zulegt, den er bei der Main-Kinzig-Rallye erstmals ausführt. Schon beim zweiten Einsatz in Grünhain passt alles: Der 48-jährige Roland Macht und sein 22-jähriger Co Felix Kießling zeigen eine starke und fehlerfreie Leistung und holen sich den Gesamtsieg. Weil auch Bachhäubl/Petrusch fünf Minuten zu früh stempeln, erobert die Honke-Familie die anderen Podiumsplätze. Dabei lässt Vater Reinhard Honke, mit Tina Annemüller unterwegs, im Gruppe-N-Evo 9 seinen Sohn Dominik und Co Matthias Motschenbacher im Gruppe-CTC-Subaru um knappe drei Sekunden hinter sich. Mit John und Julia Macht im Gruppe-H-Evo 6 landet ein viertes Team aus Oberfranken auf Rang 4.

Für eine Überraschung sorgen die Thüringer Steffen Oppel und Nadine Dittrich, die den Renault Mégane mit Frontantrieb und 2-Liter-Turbomotor auf Platz 5 fahren; damit gewinnen sie – nach dem Ausfall des großartig gestarteten Ulmers Jochen Baumhauer im Audi TT – die Gruppe G vor dem einheimischen Mitsubishi-Team Mario Kunstmann und Heiko Langer. Als zweitbeste Thüringer erreichen Lars Anders und Marcel Eichenauer im Evo 6 den sechsten Rang vor Bernd Knüpfer und Daniel Herzig. Das Team vom MC Grünhain tritt beim Heimspiel mit einem angemieteten Citroen DS3 in der Klasse RC3 an. Auf den ersten zwei Prüfungen verliert Knüpfer noch viel Zeit, dann platzt der Knoten und Deutschlands schnellster Postbote schafft nach vier „Zweiradler“-Bestzeiten noch den 7. Platz.

Die 2-Liter-Klasse der Gruppe H sieht Gerrit Schmitt und Sara Phieler im Opel Kadett vor Christian Bauer und Julia Sieger im Renault Clio, nachdem Ronny Meischner ebenso mit gebrochener Halbachse ausfällt wie Helmut Hodel. Bei den 1600er glänzen Tobias Edelmann und André Sommer im Skoda Fabia als Klassensieger und Gesamtelfte; ebenso eindrucksvoll fahren ihre Verfolger Jan Weidner und Nicole Petzold im  zwanzig Jahre älteren Lada VFTS. Als schnellstes Team in der 1300-cm³-Klasse erreichen die Lokalmatadoren Ulf Grünert und Daniel Nowak das Ziel, doch ein verschobener Reifenstapel in einer Schikane kostet sie 30 Sekunden und wirft sie auf Platz 2 hinter den Schwaben Markus Wiederoder und Kirstin Wieland (VW Polo I) zurück. In der Trabant-Klasse bestätigen die sechs Prüfung die Papierform: Andreas Schramm und Sebastian Nagel gewinnen mit 24 Sekunden Vorsprung auf Mario Keller und René Mittmann, dem Mike Knorn und Karsten Stimpel mit nur einer Sekunde Rückstand folgen.

Laun gewinnt 'Königsklasse'

Am besten besetzt ist auch in Grünhain die 2-Liter-Klasse der Gruppe F mit 23 Teams. Stefan Laun und Christian Stützer gewinnen im Opel Astra die Klasse, im 10-Sekunden-Abstand folgen Jan Horlbeck und Enrico Lenk im Ford Fiesta und danach Daniel Voigt und Andreas Beck im Honda Civc. Sehr gut besetzt ist auch die 1600-cm³-Klasse, in der sich der Zschopauer Veit König im Swift (mit Tino Krajewski als Co) auf fünf Prüfung vom Rest absetzt und an den Top Ten kratzt. Beim Ausritt im abschließenden Rundkurs reißt er den halben linken Kotflügel ab und rettet gerade noch eineinhalb Sekunden vom scheinbar dicken Polster zum Klassensieg. Die Verfolger kommen aus Nordhessen: Steven Philippent und Routinier Manfred Radziej jagen den roten Peugeot 106 beim ersten Sachsen-Ausflug auf Platz 2 vor Carsten Wiegand, der im gemieteten Polo den dritten Platz herausfährt.

Beim erstmals ausgetragenen ADMV-Histo-Rallye-Cup schaffen die Erzgebirgler Robert Kunz und Alexander Weigel im 60-PS-Kadett den zweiten Saison-Erfolg gegen fünf Konkurrenten.

Ergebnis 13. ADMV-Rallye Grünhain

1.Roland Macht / Felix KießlingMitsubishi Evo 9F3A22:22,9
2.Reinhard Honke / Tina AnnemüllerMitsubishi Evo 9RC2+10,2
3.Dominik Honke / Ma. MotschenbacherSubaru Impreza GTC28+13,5
4.John Macht / Julia MachtMitsubishi Evo 6H16+26,8
5.Steffen Oppel / Nadine DittrichRenault Mégane RSG21+34,8
6.Lars Anders / Marcel EichenauerMitsubishi Evo 6C28+47,0
7.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigCitroen DS3 R3TRC3+52,7
8.Gerrit Schmitt / Sascha PhielerOpel Kadett GSiH14+1:18,6
9.Mario Kunstmann / Heiko LangerMitsubishi Evo 7G21+1:32,3
10.Christian Bauer / Julia SiegelRenault Clio IIH14+1:32,5
11.Tobias Edelmann / André SommerSkoda Fabia 1.4H13+1:33,5
12.Veit König / Eric BeckSuzuki Swift SportF9+1:36,1
13.Steven Philippent/ Manfred RadziejPeugeot 106 S16F9+1:38,5
14.Jan Weidner / Nicole PetzoldLada 2105 VFTSH13+1:38,6
15.Stefan Laun / Christian StützerOpel Astra GSiF8+1:39,5

GALERIE: Rallye Grünhain


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