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Rallye Extrication Seminar

Kommt es im Motorsport zu Unfällen, sind die Fahrzeuge häufig stark beschädigt - und die Fahrer nicht selten schwer verletzt. Dann ist schnellste Hilfe gefragt. Dabei kommen die Safety Cars der FRW Funkrettungswacht-Motorsport zum Einsatz.

Die Safety Cars der FRW Funkrettungswacht-Motorsport sind das bewegliche Auge der Rennleitung und stehen mit dieser über Funk stets in Verbindung. Die Fahrzeuge stehen an bestimmten Abschnitten der Rennstrecke, um Material und Rettungskräfte schnell zum Unfallort zu bringen. Es sind die einzigen Fahrzeuge, die direkt ins Renngeschehen eingreifen dürfen: Selbst wenn das Rennen weiterläuft, können die Fahrzeuge der FRW ausrücken. Und das ist häufig der Fall: Wenn ein technischer Defekt an einem Fahrzeug auftritt, ein Rennwagen die Strecke blockiert oder die Fahrbahn gesäubert werden muss. Auch dabei kommen die Safety Cars zum Einsatz.

 

Solche Einsätze sind fast Routine, erklärt FRW-Vorsitzender Roman Häseler. „Schwere Unfälle mit Verletzten oder eingeklemmten Personen sind eher die Ausnahme als die Regel. Gerade deswegen müssen die Helfer besonders geschult sein.“

 

Genau dafür waren die Mitglieder und Fahrzeuge der FRW am Wochenende bei der Treburer Feuerwehr, wo von der Funkrettungswacht ein ganz besonderes Seminar angeboten wurde. Verschiedene Wege der Rettung eines Rennfahrers aus seinem Fahrzeug wurden dort erprobt. Etwa die „Crash-Rettung“ ohne weitere Hilfsmittel, die nur dann zum Einsatz kommt, wenn das Leben des Fahrers oder Beifahrers akut bedroht ist und dieser sofort aus dem Fahrzeug befreit werden muss, da sonst keine Überlebenschance besteht. Dies kann beispielsweise bei einem Fahrzeugbrand der Fall sein.

 

Andere Wege führen über Systeme mit Wirbensäulenkorsetts, Halskrausen oder KET-Systemen bis hin zur Rettung über das demontierte Fahrzeugdach. Am Wochenende wurden auch neue internationale Vorgaben der Federation Internationale de l'Automobile (FIA) erprobt. So testeten die Fachleute eine neuartige Kopfschutzhaube, die unter dem Helm getragen wird. Die Haube - erst vor wenigen Wochen zum Patent angemeldet - ermöglicht es den Rettern, den Helm mit einem Handgriff abziehen zu können, ohne die Wirbelsäule zu belasten.

 

Für die Übungen hatten die Veranstalter sogar echte Rallyefahrzeuge mitgebracht.

Für den Einsatz ist auf Safety Cars alles vorhanden, was bei einem Unfall gebraucht wird - nicht nur technische Geräte, auch Mittel zur Brandbekämpfung wie Feuerlöscher oder Löschdecken. Aber auch alles, was für die Versorgung eines verletzten Fahrers gebraucht wird, ist an Bord. Dazu zählen Rettungskorsett, Halskrausen und Equipment für die Reanimation. Werkzeuge, Abschleppseile, Wagenheber, Besen, Schaufeln, Bindemittel für ausgelaufene Kraftstoffe und Öle und natürlich akkubetriebenes hydraulisches Rettungsgerät gehören gleichfalls zur Ausstattung.

 

Dennoch: „Wir ersetzen keinesfalls die Feuerwehr. Wir ergänzen nur die Rettungskette und ermöglichen professionelle Erstversorgung“, betont Häseler. „Bei größeren Einsätzen auf der Rennstrecke können wir der Feuerwehr auch als Fachberater für die Motorsportfahrzeuge dienen.“ Daher seien auch die Retter gefordert, sich stets den neuesten Stand der Technik anzueignen.

 

Die Rettung selbst läuft ähnlich ab wie bei einem Unfall auf einer öffentlichen Straße. Dennoch gibt es Besonderheiten: Ist die Seitentür abgenommen, kann der Patient noch nicht befreit werden. Die Sicherheitszelle, die den Rennfahrer bei einem Unfall schützt, erweist sich als weitere stählerne Hürde. Auch das Dach zu entfernen gestaltet sich schwierig - dafür müssen die Stahlrohre des Käfigs, der mit dem Dach verschweißt ist, durchtrennt werden. Soll die A-, B- oder C-Säule zusammen mit den Stahlrohren durchtrennt werden, stößt die hydraulische Rettungsschere an ihre Grenzen, wodurch Zeit verloren gehen kann. Die Säbelsäge hat sich als effizienter erwiesen. Diese Spezialsäge, ebenfalls im Akkubetrieb benutzt, schneidet durch Glas und Metall wie durch Butter und ermöglicht es, schnell zum Verletzten zu gelangen. Das sichere Entfernen der Windschutzscheibe als größter Öffnung wurde ebenfalls in verschiedenen Techniken geübt.

 

30 Personen aus ganz Deutschland, die in der FRW oder allgemein im Motorsport tätig sind, waren beim Ausbildungswochenende dabei. Zu den Teilnehmern gehörten auch der deutsche Rallye-WM-Leiter Armin Kohl sowie der Leiter der Streckensicherung, Alfred Rommelfanger. Es ist das erste „Rallye Extrication Seminar“, das in dieser Form durchgeführt wurde. Thomas Frielingsdorf, stellvertretender Wehrführer der Treburer Feuerwehr, fährt bei der FRW und stellte den Kontakt her. Häselers Fazit: „Wenn am Limit gefahren wird, darf an der Sicherheit nicht gespart werden.“

 

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