"Rally2-Freigabe war überfällig"

Warum kommt die Freigabe zu diesem Zeitpunkt, mitten in der Saison?

Die Freigabe wäre besser schon vor zwei Jahren erfolgt, sie war überfällig. Sicherlich haben die Rally2-Vermieter in der Corona-Pause zusätzlichen Druck auf den DMSB ausgeübt, weil sich ein teures Auto nicht amortisiert, wenn es still in der Werkstatt steht.

Wieso war die Freigabe überfällig?

In allen Nachbarländern fahren die Rally2-Autos auch unterhalb der Meisterschaft: in der österreichischen Challenge, in der tschechischen Sprint-Meisterschaft, in Holland bei den Short Rallyes, in der belgischen zweiten Liga ASAF, in Frankreich im Coupe de France, in Italien in den neun regionalen Zonen-Cups. Nur in Deutschland gibt es diese Beschränkung. Die Rally2-Fahrzeuge hätten – ohne Corona - in diesem Jahr nur bei den sechs DRM-Läufen und bei der Cimbern- und Lausitz-Rallye fahren können. Und Deutschland ist die führende Auto-Nation in Europa und das Land mit der stärksten Wirtschaftskraft!

Wie wettbewerbsfähig ist Deutschland im internationalen Vergleich?

Gar nicht. Der Vergleich der Rallye-Meisterschaften in Europa ist ernüchternd. Bei der WP-Länge liegt die DRM immerhin noch im vorderen Mittelfeld. Bei der Starterzahl kommt die DRM mit einem Schnitt von 63 Teilnehmern nur auf Platz 19, noch hinter Ländern wie Slowenien, Kroatien und Lettland. Die Rally2-Autos sind in Europa der Standard in den Landesmeisterschaften; da liegt Deutschland nur auf Platz 21, im Sandwich von Rumänien und Österreich, weit weg von den Spitzenländern, die mehr als die doppelte Zahl verbuchen. Bemerkenswert: Die Schotter-Rallye in der Lausitz schneidet mit 166 WP-km, mit 83 Startern und 9 Rally2-Startern besser ab als die DRM.

Wie wirkt sich die Statistik konkret aus?

Kurz gesagt – ohne Masse keine Klasse. International können die deutschen Fahrer zurzeit keine Lorbeeren ernten. Wir brauchen mehr Einsatzmöglichkeiten für Rally2-Autos, gerade auch für aufstrebende Talente.

Welche Maßnahmen sollte der DMSB treffen?

In den letzten 15 Jahren sind leider viele Weichen falsch gestellt worden. Die Zahl der A-Rallyes ist mehr als halbiert worden, die Verzahnung von Rallye 70 und DRM fehlt. Der ADAC, der im DMSB den Ton angibt, ist auch Promoter der DRM. Von Promotion ist allerdings wenig zu spüren, es fehlen Anreize beim Preisgeld oder der Förderung. Als Hemmschuh erweist sich dabei auch die unzeitgemäße Trennung in „Breitensport“ und „Spitzensport“ – analog zu den Regionalclubs und der Zentrale. Flexibilität und ein Blick über den Tellerrand sind geboten, damit die DRM wieder in Fahrt kommt. Dazu zählt auch ein starker Unterbau; deshalb darf die Rally2-Freigabe nicht befristet bleiben, sondern muss auch zukünftig gelten.

Wann können die Fans die ersten Rally2-Fahrzeuge bei einer Rallye 70 erleben?

In 14 Tagen findet die Rallye Bad Schmiedeberg statt; dort hat Philipp Geipel im Fabia Rally2 evo genannt, eine zweite Nennung steht im Raum. Zwei Wochen später laufen gleichzeitig die Ostsee-Rallye und die Rallye Buten un Binnen; dort liegen jetzt schon vier Rally2-Nennungen vor – lange vor Nennschluss. Das Angebot wird also angenommen!

Vergleich der Meisterschaften