HJS DMSB Rallye Cup

Petersen (74) hauchdünn vorn bei turbulenter Holsten-Rallye

Mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung gewinnen Rolf Petersen und Jürgen Krabbenhöft im Mitsubishi die Holsten-Rallye vor Andreas Dahms und Lena Zornig im Porsche 911.

Mit 57 Startern erlebt die 54. ADAC-Holsten-Rallye, vierter Lauf in der Nord-Region des DMSB-Rallye-Cups, ihr größtes Feld seit 15 Jahren. Die Teilnehmer pendeln zwischen Gut Görtz (Start, Pause, Ziel), dem Truppenübungsplatz Putlos an der Ostseeküste (WP 1+3+5) und Suxdorf bei Grömitz (WP 2+4 als Rundkurs).

Putlos wird in diesem als 15 km lange Start-Ziel-Prüfung abgesteckt, sehr abwechslungsreich mit schnellen Asphaltabschnitten, mit 28% Schotter auf festem und ebenem Untergrund. Aber Putlos hat seine Tücken, vor allem blinde Kuppen, Hinkelsteine und zahlreiche Abzweige mit Belagwechsel. Die WP 1 läuft bis Posten 30, rund 3 km vor dem Ziel, nach Plan. Martin Schütte führt im Evo 7 das Feld an, zehn Sekunden dahinter liegen Andreas Dahms im Porsche 911 (mit 3,2-Liter-Motor) und Rolf Petersen im Evo 9 gleichauf, Axel Nörenberg im BMW M3 folgt mit weiteren fünf Sekunden Abstand.

Doch bei Posten 35 – Abzweig mit Kuppe und Hinkelsteinen - verschiebt sich alles: Schütte dreht sich und trifft mit dem Heck den Findling, kann aber zügig weiterfahren. Dahms verbremst sich und trifft den Stein frontal, muss rangieren und büßt rund 40 Sekunden ein. Petersen verpasst drei Abzweige, wobei einmal der Motor abstirbt, und verliert ebenfalls rund 40 Sekunden. Nörenberg ergeht es ähnlich, jedoch bleibt der Verlust mit rund 20 Sekunden erträglich. Das Ziel der ersten Prüfung erreichen Martin Schütte und Kerstin David mit 32 Sekunden Vorsprung auf den Evo 9 von Uwe Broda und Andreas Brudermann, denen der sechsmalige Holsten-Sieger Kai-Dieter Kölle (mit Theresa Bockwoldt im 2,7-Liter-Carrera von 1976) im Nacken sitzt.

Posten 35 wird auch dem Youngster Christian Lemke zum Verhängnis, der im Opel Adam R2 mit Routinier Armin Holz und die Führung bei den Fronttrieblern kämpft: Ein Ausritt mit Überschlag beendet seine Holsten-Rallye, so dass Armin Holz im Citroen DS3 knapp vor Stephanie Zorn (Renault Clio), Matthias Rathkamp (Ford Fiesta) und Nils Gulba (Peugeot 206) liegt. DRC-Spitzenreiter Maurice Naumann ist schon früh mit defekter Kupplung an seinem Honda Civic ausgefallen.

Während auf Putlos die Sonne strahlt und eine leichte Brise von der Ostsee die Staubfahnen wegbläst, wartet 20 km südlich in Suxdorf eine dunkle Regenwolke und beschert den Teams einen regennassen Rundkurs; zweieinhalb Runden auf Asphalt und ein Kilometer Ausfahrt ergeben 10 WP-Kilometer. Rolf Petersen, 74, und Jürgen Krabbenhöft, 69, bewegen ihren postgelben Evo 9 mit sanfter Hand über die Knickwege und überraschen die Konkurrenz mit der Bestzeit.

Schütte fährt zwar nur eine Zehntel langsamer, gibt aber anschließend – immer noch in Führung liegend - wegen des Ausritts am „Posten 35“ auf, weil Kat und Endrohr arg beschädigt sind. Auch für die Spitzenreiter der Klasse NC3 bringt Suxdorf kein Glück: Steffi Zorn (Schaltgestänge) und Matthias Rathkamp bleiben auf der Strecke, so dass Nils Gulba die Führung übernimmt, während sich Axel Potthast Im Ford Escort BDA mit der drittschnellsten Gesamtzeit als Verfolger nach vorn schiebt.

Beim zweiten Durchgang auf Putlos erwischt Rolf Petersen alle Abzweige richtig, setzt die Bestzeit vor Dahms und Broda und übernimmt die Spitze vor Broda, Kölle, Holz und Dahms. In der NC2 überholt Potthast den Gulba-Peugeot. Auch diesmal spielt Posten 35 Schicksal: Nach zwei Ausritten wird die Feuerwehr zum Bindemittel-Einsatz und der Krankenwagen wegen einer Rippenprellung zu Hilfe gerufen. Nach der Hälfte des Feldes wird die WP 3 abgebrochen, der Rest ohne Zeiteintrag in die Pause nach Gut Görtz geschickt. Dort treffen rund 20 Autos zeitgleich ein und starten zur zweiten Halbzeit in bunt gemischter Nummern-Reihenfolge.

Die zweite Schleife beginnt mit dem Suxdorf-Rundkurs. Auf trockenem Asphalt spielt Nörenberg seine BMW-Pferdchen aus, doch Petersen braucht nur eine Sekunde länger, womit er die Führung behauptet. Armin Holz und Jürgen Nußbeck fahren im Citroen DS3 die drittschnellste Zeit und verbessern sich auf Gesamtrang 2, mit Broda, Dahms, Nörenberg und Kölle im Sekundenabstand dahinter.

Zum Finale wird wieder Putlos angesteuert, diesmal in umgekehrter Fahrtrichtung. Andreas Dahms und Lena Zornig knallen eine sagenhafte Bestzeit hin, die sie vom fünften auf den zweiten Platz nach vorn bringt. Uwe Broda und Andreas Brudermann tauschen noch mit Armin Holz und Jürgen Nußbeck die Plätze, während Kai-Dieter Kölle und Theresa Bockwoldt auf Platz 5 vorrücken. Axel Nörenberg hat außer Problemen auf Schotter auch noch einen Plattfuß und fällt auf Rang 7 zurück. Auch Rolf Petersen und Jürgen Krabbenhöft haben Kummer beim Putlos-Finale und rauschen mal wieder an einem Abzweig vorbei. Aber sie haben Glück: Das herausgefahrene Zeitpolster reicht zum Holsten-Sieg mit ganzen zwei Zehntelsekunden Vorsprung.

Vor vier Jahren hat Rolf Petersen, Deutscher Vizemeister 1985, mit seinem Atlantis-Sieg einen Rekord aufgestellt als ältester Gesamtsieger in Deutschland. Jetzt toppen Rolf Petersen und Jürgen Krabbenhöft ihren eigenen Rekord: Rolf ist 74, Jürgen 69 – und die drei Mechaniker im Team überschreiten ihrerseits die 200-Jahre-Summe locker. Hut ab!

In der starken Klasse NC3 gibt es nach den Ausfällen von Zorn, Rathkamp und Naumann einen Sieg von Axel Potthast und Inka Lerch im Escort BDA, einen überraschenden zweiten Platz von Nils und Mats Gulba im Peugeot 206 und einen dritten Platz für die Hessen Bernard Moufang und Hans-Karl Mänz im BMW 320. Bei den NC4-Autos glänzen Martin Ritschel und Christoph Kasper im Suzuki Swift als Gesamt-13. vor Steffen Weber und Janika Schwehn (Honda Civic) sowie Marco Thomas und Daniel Kühn (Citroen C2). In der Klasse NC2 belegen die M3 von Timo Grätsch und Alexandra Gawlick sowie Uwe und Ninette Harms die Plätze hinter Kölle. Olaf Müller muss sein Debüt im BMW M3 als Klassenzweiter am Start zur WP 4 beenden - aus kuriosem Grund: Die rechte Seitenscheibe steckt in der Beifahrertür fest, der Starter verweigert (hart, aber zu Recht) die Weiterfahrt.

In der Gruppe G setzen sich Thomas Schnelle und Christine Hagen im Evo 9 durch, die kleinere Klasse gewinnen Jan Potthast und Julius Simon im BMW 318is mit ein wenig Glück, nachdem der führende Philip Schwarz mit seinem Mitsubishi Colt in der letzten WP einen Ausritt hat. Mehr über die HJS-Junioren in einem weiteren Bericht.

40 Teams erreichen das Ziel der Holsten-Rallye, die Ausfallquote beträgt 30%. Nur einen Ausfall gibt es bei der Retro-Rallye, die Peter Rogalski und Reiner Glasewald (Volvo 142) mit deutlichem Abstand gewinnen vor Axel Haack und Erik Weber (VW Golf II) sowie Stefanie Knöbel und Sarah Bachmann (VW Polo).

Ergebnis 54. ADAC-Holsten Rallye
1.Rolf Petersen / Jürgen KrabbenhöftMitsubishi Evo 9NC145:20,2
2.Andreas Dahms / Lena ZornigPorsche 911 CarreraNC1+0,2
3.Uwe Broda / Gerd BrudermannMitsubishi Evo 9NC1+10,5
4.Armin Holz / Jürgen NußbeckCitroen DS3 R3TRC3+12,0
5.Kai-Dieter Kölle / Theresa BockwoldtPorsche 911 CarreraNC2+22,8
6.Axel Potthast / Inka LerchFord Escort RS 1800NC3+47,5
7.Axel Nörenberg / Marcus KolitschBMW M3 CSLNC1+1:04,1
8.Nils Gulba / Mats GulbaPeugeot 206 RCNC3+1:27,5
9.Timo Grätsch / Alexandra GawlickBMW M3 E30NC2+1:45,6
10.Uwe Harms / Ninette HarmsBMW M3 E36NC2+1:54,8
11.Bernard Moufang / Hans-Karl MänzBMW 320i E36NC3+1:55,7
12.Thomas Schnelle / Christine HagenMitsubishi Evo 9NC6+1:57,1
13.Martin Ritschel / Christoph KasperSuzuki Swift SportNC4+2:10,2
14.Marco von Appen / Peter SebrallaToyota Celica 205 NC1+2:22,0
15.Johannes Treimer / Gerd BrudermannOpel Astra CDTINC2+2:33,9

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