Der Bundeswehr-Schießplatz Putlos, direkt am Ostsee-Strand, ist das Kernstück der 13. ADAC-Ostsee-Rallye, die als zweiter Lauf zum HD-Schotter-Cup und zum DSRC zählt. Ein 11-km-Sprint mit 50% Schotter und ein 14-km-Rundkurs mit 10% Schotter müssen zweimal absolviert werden. Zum Finale werden beiden Prüfungen zusammengelegt: 17 km mit 33% Schotter. Nach Sturm und Regen unter der Woche herrscht am Samstag gutes Rallye-Wetter mit bedecktem Himmel, milden Temperaturen – und mit keinem Tropfen Regen.
27 Teams aus Norddeutschland treffen auf 27 Teams aus dem Schotter-Cup. Je ein Team aus Württemberg und dem Vogtland sowie die beiden R5-Boliden von Dennis Rostek (VW Polo) und Armin Holz (Peugeot 208) komplettieren das Feld. Für die favorisierten R5-Teams läuft es extrem unterschiedlich: Während Armin Holz mit dem auffällig tief liegenden Peugeot nach dem zweiten Plattfuß einpackt, setzen sich Dennis Rostek und Michael Wenzel sofort an die Spitze, gewinnen alle fünf Wertungsprüfungen und erreichen das Ziel mit einem Vorsprung von 42 Sekunden. Ob ihn die ungewohnte (letzte) Startnummer 63 gestört habe? „Nein“, sagt Rostek, „alle Favoriten sind ja am Schluss des Feldes gestartet.“
Timo Broda und Julius Simon beenden die WP 1 als Zweitbeste, nur 10 Sekunden hinter Rostek. Doch wenig später stoppt ein defektes Getriebe die Fahrt ihres Evo 9. Ab diesem Moment liegen die Otterbach-Brüder auf Platz 2, die als Holsten-Sieger von 2019 das Putlos-Terrain kennen und schätzen. „Wir hätten gern eine Bestzeit gesetzt, aber dazu hat es nicht ganz gereicht“, sagt Kai Otterbach im Ziel. Immerhin: Auf dem 14-km-Rundkurs büßen sie lediglich 1,2 bzw. 3,2 Sekunden auf den R5-Polo ein. Der Otterbach-M3 hat zwar das beste Leistungsgewicht (rund 70 PS mehr bei rund 70 kg mehr Gewicht), aber der Polo hat als Allradler natürlich einen Riesenvorteil bei der Traktion.
Fast zwei Minuten hinter NC1-Klassensieger Otterbach kämpfen Ken Milde und Aaron Jungnickel im Evo 8 sowie Chris Gerhard und Christian Frorath im Evo 10 verbissen um Rang 3. Die Vorentscheidung fällt in WP 3, als Gerhard einen Highspeed-Dreher in der Wiese beendet – Zeitverlust rund 20 Sekunden. Das Ziel erreicht Milde mit 30 Sekunden Vorsprung und bleibt somit in der Schotter-Cup-Spitzengruppe. Kleiner Trost für Gerhard: Der Schlusswagen findet das hintere Nummernschild und bringt es ihm ins Fahrerlager.
Mit Sven Senglaub und Lydia Eschenhorn (Evo 8), Uwe Broda und Janik Buck (Evo 9) sowie Marco von Appen und York Mehlhorn in der historischen Celica GT-4 landen drei weitere NC1-Team in den Top Ten. Das Subaru-Duell um den Gruppe-G-Sieg gewinnen Timo Pöhls und Marcel Reinhold gegen Ulf Semmelhaack und Peter Kroll.
Die Lokalmatadoren Kai-Dieter Kölle und Theresa Bockwoldt werden in der Klasse NC2 ihrer Favoritenrolle gerecht und holen im Porsche 911 den Klassensieg mit fast vier Minuten Vorsprung. Patrick Rodewald und Andrea Selzer haben den zweiten Platz vor Augen, als sich in der letzten WP ein Kühlerschlauch löst. Mit heißem Motor muss der Eichsfelder den Volvo abstellen. So fahren die Volvo-Routiniers Werner Löseke und Paul Tenberge ihren 944 auf Rang 2, die in der letzten Prüfung noch am BMW von Norbert Meyer und Steffen Schrön vorbei ziehen.
Mit 17 Startern ist die Klasse NC3 wie üblich am stärksten besetzt. Als Matthias Rathkamp seinen Fiesta mit defekter Kupplung in der WP 2 abstellt, machen vier Teams den Sieg unter sich aus. Thomas und Melanie Schultz liegen im Renault Clio III nach drei WPs knapp in Front, werden aber dann durch Motoraussetzer um alle Chancen gebracht. So kämpfen der Schotter-Cup-Spitzenreiter Rigo Sonntag (mit Peter Messerschmidt im Honda Civic R) und 318is-Cup-Chef Jan Schneider (mit Sascha Wöll im 318 Compact) um den Sieg, wobei der 25-jährige Jan Schneider dank einer starken zweiten Putlos-Schleife die Oberhand behält.
Die beiden Fahrer liegen jetzt in der Schotter-Tabelle an der Spitze – nur um wenige Punkte getrennt. Hinter dem Honda-Team Dirk Schlerfer und Markus Drümmer – auf Asphalt sehr schnell – landet Jan Schneiders Bruder Lars im 320 Compact auf Platz 4; damit übernimmt der 23-jährige Landwirt die Führung sowohl in der Junioren- als auch in der Einsteiger-Wertung. Schnellster Fronttriebler-Pilot ist allerdings Lukas Thiele, der seinen Cup-Adam mit Jara Hain auf dem heißen Sitz auf den 10. Platz steuert – das wohl beste Resultat des jungen Hamburgers, der erst seit einem Jahr Rallyes fährt.
Die Klasse NC4 machen die HD-Cup-Teams unter sichaus. Fabian Schulze und Jean Ihlefeldt fahren im Schotter klar am schnellsten, liegen im Suzuki Swift von der WP 1 bis ins Ziel an der Spitze und feiern den ersten Klassensieg in einer bislang verkorksten Saison. Uwe Joachim tritt überraschend mit Veit Königs PS-starken Swift an und erreicht nach kurzer Eingewöhnung mit Co Arwed Jungnickel Rang 2 vor den Schmiedeberg-Siegern Hannes Heldt und Heiko Schmidt im Polo.
Den spannendsten Kampf erlebt die kleinste Klasse NC8. Patrick Buys und Lena Pfützenreuther erwischen im Seat Ibiza (1998 cm², 150 PS, 1230 kg) den besseren Start. Doch auf der dritten Prüfung ziehen Thomas Leonhardt und Kevin Linke im Audi B5 Quattro (1781 cm³, Turbo, 160 PS, 1590 kg) vorbei. Nur drei Zehntel trennen die Kontrahenten vor dem Start zur letzten Prüfung. Mit 9 Sekunden Vorsprung setzt sich der 66-jährige Leonhardt gegen den 27-jährigen Buys durch und bleibt somit in der Spitzengruppe des HD-Schotter-Cups.
Von den 58 gestarteten Teams kommen 40 ins Rallyezentrum Gut Görtz zurück. Der einzige heftige Ausritt fordert keine Verletzten, die entstandene Lücke im Feld wird beim Regrouping geschlossen. Somit kommt auch der letzte Teilnehmer noch vor dem Wachwechsel vom Truppenübungsplatz herunter, der Parc Fermé kann schon um 19.28 Uhr aufgehoben werden und um 20 Uhr steht das offizielle Endergebnis im Netz – nur der Corona-bedingte Postversand der Ehrenpreise steht noch aus. Tolle WP-Strecken und der zügige Ablauf sorgen für zufriedene Fahrer.
Ergebnis 13. ADAC-Ostsee-Rallye | ||||
1. | Dennis Rostek / Michael Wenzel | VW Polo GTI R5 | RC2 | 41:56,8 |
2. | Kai Otterbach / Nico Otterbach | BMW M3 E36 | NC1 | +41,9 |
3. | Ken Milde / Aaron Jungnickel | Mitsubishi Evo 8 | NC1 | + 2:31,0 |
4. | Christopher Gerhard / Christian Frorath | Mitsubishi Evo 10 | NC1 | + 2:44,8 |
5. | Sven Senglaub / Lydia Eschenhorn | Mitsubishi Evo 8 | NC1 | + 3:14,0 |
6. | Uwe Broda / Janik Buck | Mitsubishi Evo 9 | NC1 | + 3:33,8 |
7. | Kai-Dieter Kölle / Theresia Bockwoldt | Porsche 911 Carrera | NC2 | + 3:45,9 |
8. | Marco von Appen / York Mehlhorn | Toyota Celica 205 GT-4 | NC1 | + 3:57,5 |
9. | Timo Pöhls / Marcel Reinhold | Subaru Impreza STI | NC6 | + 4:19,7 |
10. | Lukas Thiele / Jara Hain | Opel Adam Cup | RC5 | + 5:03,3 |
11. | Uwe Semmelhaack / Peter Kroll | Subaru Impreza STI | NC6 | + 5:06,0 |
12. | Jan Schneider / Sascha Wöll | BMW 318ti E36 | NC3 | + 5:45,0 |
13. | Sven Horakh / Sarah Nolte | Mitsubishi Evo 9 | NC1 | + 5:54,2 |
14. | Rigo Sonntag / Peter Messerschmitt | Honda Civic R | NC3 | + 5:57,7 |
15. | Dirk Schlerfer / Markus Drümmer | Honda Civic R | NC3 | + 6:36,8 |
Stand im HD-Schotter-Cup: 1.Sonntag 1230, 2. J.Schneider 1223, 3. Milde 1151, 4. Heldt 1035, 5. Leonhardt 996, 6. Heß 943, 7. L.Schneider 884, 8. Buys 854, 9. Mollitor 824, 10. Joachim 773 Nächster Lauf: Havelland-Rallye am 23. Oktober |