Osterburg-Rallye Weida

Osterburg-Erfolg für Bernd Michel

Als RUdi Reindls Mitsubishi am Start der WP 3 stehen bleibt, ist der Weg frei für Bernd Michel und Bernd Hartbauer. Die zwei „Franken-Bernds“ holen sich beim zweiten Einsatz im neuen Evo 9 ihren zweiten Gesamtsieg bei der Osterburg-Rallye nach 2008.

94 Teams erscheinen in Steinsdorf zur 45. ADMV-Osterburg-Rallye, 92 rollen auf dem Marktplatz in Weida durch den Startbogen (abends 72 durch den Zielbogen), nachdem ein Fahrzeug die technische Abnahme nicht überstanden und ein Neuling seinen Polo schon beim Besichtigen gerollt hat. Schwüle Hitze liegt über dem Vogtland, immer wieder wandert der Blick gen Himmel: „Wann wird das Gewitter herunter kommen?“ 

Die kurze erste Prüfung bei Frießnitz gibt den Teilnehmern einen Vorgeschmack, was auf sie zukommt. Auf nur drei Kilometern wechselt der Charakter von einer extrem welligen kurvenreichen und kuppenreichen Kreisstraße zum Asphaltweg mit schnellen Kurvenfolgen. Nach einem Stück Plattenweg, das einigen Mut erfordert, endet die Prüfung mit zwei scharfen Kurven und blinden Kuppen. Als zweite Prüfung wird der Osterburg-Klassiker von Rohna nach Schüptitz unter die Räder genommen, der trotz einer Schikane einen Schnitt von 118 km/h für den Schnellsten erlaubt. Auch die dritte Prüfung bei Langenwetzendorf beginnt höllisch schnell, doch dann fordern zwei kurze Schotterpassagen, eine enge Ortsdurchfahrt und jede Menge Kurven am und durch den Wald hohes fahrerisches Können.

Rudi Reindl und Michael Ehrle müssen auf einen Reserve-Evo umsteigen, ein Ex-Gruppe-A-Fahrzeug von 1998, weil für den bekannten Evo 7 nach dem Landsberg-Ausfall noch Teile fehlen. Bernd Michel und Bernd Hartbauer treten im Gruppe-F-Evo 9 an, für den sich Michel ein Fahrwerk nach Wunsch hat herrichten lassen. Das funktioniert offenbar gut, denn Michel ist auf WP 1 zwei Zehntel schneller als Reindl, der den Evo 5 zuvor noch keinen Meter gefahren ist. Auf der Königsprüfung zieht Reindl um knapp drei Sekunden an Michel vorbei, doch am Start der WP 3 endet die Hoffnung auf den dritten Osterburg-Sieg: „Beim Einkuppeln hats gekracht. Irgendeine Welle ist gebrochen.“

Michel erreicht die Halbzeitpause mit 13 Sekunden Vorsprung vor dem Evo 9 mit dem Niederbayern Jürgen Bachhäubl aus Mamming und seiner Copilotin Karina Petrusch, die aus Blankenstein im Südosten Thüringens kommt. Während der Pause ziehen dunkle Wolken auf, doch nur die ersten Autos erleben auf der WP 5 zwei nasse Kilometer; schnell trocknet die Piste wieder ab. Michel kann es sich leisten, vom Gas zu gehen, als hinter Rohna das Wasser über die Straße läuft. Dadurch setzt Bachhäubl eine Bestzeit, doch 20 Stempel-Sekunden sorgen dafür, dass der Abstand der Sieger Bernd Michel und Bernd Hartbauer zu den zweitplatzierten Jürgen Bachhäubl und Karina Petrusch mit 37 Sekunden deutlich ausfällt.

Richtig gekämpft wird allerdings um Platz 3, den Dritten und den Achten trennen im Ziel nur elf Sekunden. Am Ende haben die Hofer Routiniers Helmut Hodel und Wolfgang Plank ganz knapp die Nase des 1er Golf vorn, mit dem sie die 2-Liter-Klasse der Gruppe H vor den beiden Golf von Ronny Meischner und Stefan Gersdorf sowie dem Clio von Christian Bauer gewinnen. Lars Anders und Marcel Eichenauer (Evo 6) schnappen auf den letzten Metern noch den C28-Klassensieg dem Oranienburger Andreas Rink im Subaru weg, dessen Copilotin Claudia Kreuzer – bisher im Trabant unterwegs – hellauf begeistert ist; Rink kann sich mit der Führung im ADMV-Rallye-Pokal ein wenig trösten. Sven Karpa und Katharina Heß zeigen mit dem BMW M3 Compact erneut eine gute Leistung, gewinnen ihre Klasse F3B (nach dem frühen Ausfall des Bayern Martin Stuckenberger) und landen mit Startnummer 6 auf Gesamtrang 6. Heini Russner, bei der Osterburg-Rallye 2004 schon mal Zweiter, fährt seinen Cossie zwölf Jahre später auf Platz 8 – und zum Klassensieg in der Klasse H16.

In der Gruppe F fahren Jan Horlbeck und Enrico Lenk im Ford Fiesta ST einen Start-Ziel-Sieg heraus. Doch auch bei Sascha Lang und Ingo Dörstling läuft die Saison prima weiter, sie holen den zweiten Platz im Renault Clio vor ihren zunächst unterschätzten Markenkollegen Tobias Meisert und Sophia Strauß. Die 1600er-Klasse sichern sich Veit König und Hans-Hermann Zappe im Suzuki Swift, die in diesem Jahr den Suzuki-Cup in Italien (!) bestreiten.

In der Gruppe H kämpfen Conrad Rüdiger im Lada VFTS und Frank Hornfeck im Opel Corsa B verbissen um den Sieg, den Rüdiger und sein Co Steffen Reichmann erst auf dem letzten Sprint klar machen. Auch in der Klasse bis 1300 cm³ geht es eng zu: Zunächst haben Andre Daßler und Enrico Fischer die Polo-Nase vorn, doch im zweiten Umlauf zieht der favorisierte Jan Rößner – mit Jonny Nestler als Co – im Suzuki Swift GTI an ihnen vorbei. Das Trabant-Feld umfasst nicht weniger als 15 Zweitakt-Pappen, auch sämtliche Spitzenfahrer haben sich auf der riesengroßen Rallye-Wiese bei Steinsdorf versammelt. Überraschend deutlich setzen sich Mike Knorn und Jens Krajewski gegen die Konkurrenz durch: Mario Keller und Sebastian Krowiors brauchen elf Sekunden länger, die Trabant-Cup-Titelverteidiger Andreas Schramm und Maik Bruder sogar 26 Sekunden.

Rallyeleiter Willy Naumann, 76, der an allen 45 Osterburg-Rallyes mitgewirkt hat, bekommt viel Applaus für eine unfallfreie Veranstaltung mit herausfordernden Strecken und pünktlichem Ablauf, die Siegerehrung eingeschlossen.

Ergebnis 45. ADMV-Osterburg-Rallye 

1.Bernd Michel / Bernd HartbauerMitsubishi Evo 9F3A18:54,1
2.Jürgen Bachhäubl / Karina PetruschMitsubishi Evo 9F3A+37,5
3.Helmut Hodel / Wolfgang PlankVW Golf I 1.8H14+48,0
4.Lars Anders / Marcel EichenauerMitsubishi Evo 6C28+49,3
5.Andreas Rink / Claudia KreuzerSubaru ImprezaC28+54,7
6.Sven Karpa / Katharina HeßBMW M3 CompactF3B+57,5
7.Ronny Meischner / Sven HandschackVW Golf II 16VH14+58,8
8.Heini Russner / Nina BlumreichFord Sierra H16+59,2
9.Reinhard Honke / Mario NitscheSubaru Impreza G21+1:24,4
10.Stefan Gersdorf / Michael Preiß VW Golf I 16VH14+1:27,4

 

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