Oster-Rallye Tiefenbach

Schwabenstreich im Bayerischen Wald

BMW-Pilot Jörg Dörre gewinnt die Oster-Rallye Tiefenbach nach einem packenden Duell mit Patrik Dinkel im Mitsubishi. 109 Starter bedeuten Saisonrekord.

Jörg Dörre / Hans-Jürgen Herzog - Foto: Gerleigner

Der zweite Lauf in der Region Süd des HJS-DMSB-Rallye-Cups findet im Bayerischen Wald in der Nähe von Passau statt. Die ADAC-Oster-Rallye bietet ein gängiges Konzept: zwei Schleifen mit zwei Sprints über 7 und 10 km sowie einem Rundkurs über 16 km in der Nähe des Rallyezentrums in Tiefenbach. Sie läuft ausschließlich auf Asphalt. Fahrer, Helfer und Zuschauer können schönsten Ostersonnenschein genießen. 

109 Teams rollen durch den Startbogen; dabei sind die Klassen NC1 über 3000 cm³ mit 30 Startern und die Klasse NC3 bis 2000 cm³ mit 37 Startern so gut besetzt wie mancherorts eine komplette Rallye. Provinziell wirkt die Startnummernvergabe, doch die Piloten richten es unterwegs, d.h. die ersten fünf Plätze gehen an die Startnummern 38, 15, 1, 18 und 37.

Beim Auftakt in Witzmannsberg sieht es lange so aus, als könnten die oberfränkischen Evo 9 von Patrik Dinkel und Felix Kießling sowie Roland Macht und Klaus Roßdeutscher einen Doppelsieg vor Hermann Gaßner und Lena Öttl (Evo 10) erzielen. Doch mit Nummer 38 überflügeln die Schwaben Jörg Dörre und Jürgen Herzog mit dem kräftig motorisierten BMW M3 alle Mitsubishi – mit einem Schnitt von 118 km/h auf den schmalen Asphaltwegen, die teils durch den Wald führen. Die zweite Prüfung bei Seining weist einen ähnlichen Charakter auf; wieder fährt Dörre am schnellsten – diesmal mit 114 km/h –, knapp vor Dinkel und deutlich vor Gaßner. Und auch auf dem Rundkurs bietet sich das gleiche Bild. Dörre setzt die dritte Bestzeit und rollt mit einem Vorsprung von 2,8 Sekunden ins Regrouping, während Gaßner als Dritter schon einen Rückstand von 24 Sekunden aufweist.

Hermann Gaßner, viermaliger Deutscher Meister und viermaliger Oster-Rallye-Sieger, lässt in der Pause neue Reifen aufziehen; doch Dörre und Dinkel diktieren weiterhin das Tempo. Dörre vergrößert den Vorsprung auf WP 4 um 1,1 Sekunden, auf WP 5 um 0,3 Sekunden. Dinkel tanzt auf der Rasierklinge und knöpft Dörre beim Finale auf dem Tiefenbach-Rundkurs 1,5 Sekunden ab. Damit verkürzt er zwar den Rückstand, doch Jörg Dörre und Jürgen Herzog behalten in diesem prickelnden Duell die BMW-Nase vorn und feiern den Tiefenbach-Sieg mit 2,8 Sekunden Vorsprung vor Patrik Dinkel und Felix Kießling. Hermann Gaßner und Lena Öttl fahren zum Abschluss noch eine Bestzeit und steigen – 36 Sekunden zurück – als Dritte aufs „Stockerl“. 

Die anderen Turbo-Allrad-Spezialisten erleben an diesem Karsamstag eher eine Leidensprozession. Rudi Reindl und Michael Ehrle erscheinen mit einem bildhübschen neuen Evo, der aber nicht so läuft wie gewünscht: Platz 6. Reinhard Honke und Stephan Schwerdt fahren auf Rang 8, ihre oberfränkischen Nachbarn Roland Macht und Klaus Roßdeutscher auf Rang 11, Rudi Weileder beim Debüt mit dem 15-jährigen Sohn Dominik auf Platz 12. Mitten zwischen den Evos schaffen Werner Mühl und Karsten Bendig im BMW M3 aus der Klasse NC1 Platz 9, während Bernd Michel seinen Subaru in der WP 2 abgestellt hat. Ein Ausrufzeichen setzt Florian Auer: Der ehemalige „Gaßner-Junior“ geigt mit dem uralten (aber gut gepflegten) Evo 2 prächtig auf und chauffiert Elke Irlacher auf Gesamtrang 5.

Schnelle Fronttriebler

Nicht nur Dörre und Dinkel, auch die besten Frontantriebspiloten zeigen im heimatlichen Bayerischen Wald eine heldenhafte Leistung: Raffael Sulzinger und Christian Allkofer. Sulzinger bringt einen nagelneuen Ford Fiesta Mk8 mit 1-Liter-Turbo-Motor und 200 PS an den Start, Allkofer tritt mit seinem bekannt kräftigem feuerroten Clio III an. Auf WP 1 sind sie gleichschnell auf Platz 5, auf WP 2 schafft Sulzinger Rang 4 und nimmt Allkofer vier Sekunden ab, dann dreht Allkofer den Spieß und liegt auf dem Rundkurs als Vierter gut zwei Sekunden vorn. Im zweiten Umlauf kann sich Allkofer nur auf dem Rundkurs vor Sulzinger platzieren, der auf den beiden Sprints, die viel Mut erfordern, mit den Rängen 5 und 3 unglaublich stark fährt. Am Ende erreichen Raffael Sulzinger und Copilotin Lisa den vierten Gesamtplatz und gewinnen die Klasse RC4 vor Steffen Schmid und Anna-Carin Föhner im Citroen C2 R2.

Christian Allkofer und Kathi Götzenberger kommen als Siebente ins Ziel und lassen die 36 Klassenkonkurrenten aus der NC3 hinter sich. Erste Allkofer-Verfolger sind ihre Renault-Kollegen Patrick Bannert und Michael Just; die Lokalmatadoren büßen rund 30 Sekunden ein und schaffen den Sprung unter die ersten Zehn. Dann folgen die beiden schnellsten BMW, wobei das fränkische Vater-Sohn-Team Hans und Max Limpert knapp vor den jungen Schwaben Tom Hettenbach und Robin Zaiß bleibt. Thomas Wallner und Anja Willnecker freuen sich über einen problemfreien Einsatz mit dem Peugeot 206 Super 1600 auf Platz 19, während Tom Kässer und Stephan Schneeweiß im Honda Civic R die Top-20 beschließen. Rang 23 reicht Jürgen Geist und Ramona Kees zum NC2-Klassensieg im Opel Manta 400, der noch nicht optimal läuft.

Nach dem Ausfall des blitzschnellen Saar-Juniors Marco Thomas erlebt die 1600-cm³-Klasse NC4 eine große Überraschung: Eine Woche nach ihrem 22. Geburtstag gelingt Simone Unholzer mit Nicole Scheungraber auf dem heißen Sitz im VW Polo ein Damen-Sieg vor dem Saarland-Youngster Timo Schulz, der sich Alessandra Baumann in seinen Suzuki geholt hat. In der Gruppe G geht der Sieg an Josef Haagn und Siegi Schrankl im BMW 325i, die die Klasse NC7 vor Tobias Zöls und Anna-Maria Baumgartner im Opel Corsa OPC gewinnen und auch Martin und Claus Hartmann, im BMW 130i Sieger der Klasse NC6, hinter sich lassen. In den beiden kleinsten G-Klassen nehmen Jan-Marc Soutschka und Daniela Kurz (VW Polo 9N) sowie Nick Loof (erst 17 Jahre!) und Nico Eichenauer (Volvo 940) die Klassensiegerpokale in Empfang.

Mit 35% liegt die Ausfallquote hoch, nur 71 Fahrzeuge stehen am Abend im Parc Fermé. Vielen technischen Defekten stehen auch einige Ausrutscher gegenüber, die allesamt mit Blechschäden ausgehen. Eine 30-Minuten-Lücke nach zwei Ausritten in der WP 2 kann in der Pause aufgefangen werden, und am Ende strahlen die Tiefenbacher Organisatoren mit den Gesamtsiegern um die Wette, weil in diesem Jahr alle sechs Prüfungen auch vom letzten Teilnehmer absolviert werden konnten.

Ergebnis Oster-Rallye Tiefenbach
1.Jörg Dörre / Hans-Jürgen HerzogBMW M3 E36NC134:39,6
2.Patrik Dinkel / Felix KießlingMitsubishi Evo 9NC1+2,8
3.Hermann Gaßner / Lena ÖttlMitsubishi Evo 10NC1+36,2
4.Raffael Sulzinger / Lisa KieferFord Fiesta R2TRC4+1:02,2
5.Florian Auer / Elke IrlacherMitsubishi Evo 2NC1+1:07,8
6.Rudi Reindl / Michael EhrleMitsubishi Evo 9NC1+1:16,7
7.Christian Allkofer / Kathi GötzenbergerRenault Clio III RSNC3+1:21,3
8.Reinhard Honke / Stephan SchwerdtMitsubishi Evo 9NC1+1:36,0
9.Werner Mühl / Karsten BendigBMW M3 E46NC1+1:45,3
10.Patrick Bannert / Michael JustRenault Clio II RSNC3+1:59,2
11.Roland Macht / Klaus RoßdeutscherMitsubishi Evo 9NC1+2:00,5
12.Rudi Weileder / Dominik WeilederMitsubishi Evo 8NC1+2:13,8
13.Steffen Schmid / Ann-Carin FöhnerCitroen C2 R2 MaxRC4+2:15,4
14.Hans Limpert / Max LimpertBMW 320is E30NC3+2:33,3
15.René Schubert / Nadine RaabMitsubishi Evo 6NC1+2:35,4


Stand HJS-DRC Süd: 1. Hettenbach 1884, 2. Kässer 1762, 3. Soutschka 1733, 4. Schulz 1671, 5. Arnold 1286, 6. Ertz 1223, 7. Scheidhammer 1174, 8. Loof 1111

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