Thüringen-Rallye

Noller junior in Thüringen vorn

Das Comeback der DMV-Thüringen-Rallye endet mit einer Sensation: Der 19-jährige René Noller fährt im Opel Corsa Rally4 allen Mitsubishi und BMW davon und gewinnt vor M3-Pilot Werner Mühl.

René Noller und Anne K. Stein - Foto: Denny Michel

Zwanzig Mal zählte die Thüringen-Rallye zur DRM oder DRS. In der Ehrentafel steht Matthias Kahle siebenmal, Ruben Zeltner fünfmal und die Moufang-Brüder Markus und Norbert zusammen siebenmal. Doch seit dem 5. August 2017 herrschte Ruhe in der ostthüringischen Kleinstadt Pößneck. Am Wochenende erlebt die Thüringen-Rallye ihr Comeback als Rallye 70 – und es verläuft erfolgreich.

Der DRM-Standard ist in der Organisation überall zu spüren, die Strecken sind schnell und anspruchsvoll wie kaum anderswo, das Wetter ist spätsommerlich heiß, und die Pokalübergabe im Ziel geht pünktlich über die Bühne. Von den Fahrern gibt es viel Lob für den Veranstalter, gepaart mit tiefem Respekt vor den außergewöhnlichen Strecken. 72 Teams sind am Mittag durch den Startbogen gerollt, 49 stehen abends im Parc Fermé.

Zum Auftakt wird Carsten Mohe seiner Favoritenrolle gerecht und setzt auf der WP 1 über 13,4 km auf Asphalt – gespickt mit 5 Ortsdurchfahrten, einigen High-Speed-Abschnitten, vor allem aber vielen Passagen mit mittelschnellen bis schnellen Kurvenkombinationen, oftmals blind zu fahren wegen Kuppen oder dichter Buschreihen – klar die Bestzeit. Doch schon auf dem zweiten Platz taucht René Noller auf im kleinen Corsa mit 1200-cm³-Turbomotor, der rund 210 PS leistet. Nicht zuletzt durch seine Beifahrerin Anne Katharina Stein meistert der Youngster die vielen Tücken bestens und lässt die Routiniers Werner Mühl (BMW M3) und Michael Bieg (Evo 9) um 4 bzw. 7 Sekunden hinter sich.

Aber auch die „jungen Wilden“ aus der 2-Liter-Klasse NC3 rücken sich ins rechte Licht: Tom Kässer und Stephan Schneeweiß (Honda Civic), Bernard Moufang und Lena Tippner (BMW 320i) sowie Max Schumann und Kevin Lennartz (Honda Civic, danach Ausfall mit defektem Ölkühler) liefern tolle Zeiten ab. Und die renommierten Evo-Fahrer?

Rudi Reindl liegt bei der ersten Ausfahrt im Evo 10 auf Platz 8, Chris Gropengießer im Evo 9 auf Platz 9, Oliver Bliss – arg behindert durch den Ausfall der Sprechanlage - im Evo 6 auf Platz 11 und Raphael Ramonat beim ersten Evo-10-Einsatz auf Platz 13.

Mohes Solo wird auf der WP 2 jäh gestoppt. Nach einer harmlos aussehenden schnellen Rechtskurve kommt er aufs Bankett und überschlägt sich heftig; Carsten Mohe und Co Alexander Hirsch bleiben unverletzt, aber der Fabia Rally2 sieht böse aus.

René Noller erzielt auf der kurzen Prüfung, die nach dem langjährigen Rallye-Chef Harald Neumann benannt ist, seine erste Bestzeit und übernimmt die Führung! Als WP 3 folgt der Klassiker Bankschenke, ein Landstraßen-Rundkurs von knapp 14 km, auf dem viele PS auch viel helfen. Insofern überrascht die Bestzeit von Rudi Reindl mit 116 km/h nicht, knapp zwei Sekunden vor Mühl. Doch selbst auf dieser Power-Strecke schiebt sich Noller mit dem Corsa noch dazwischen und erreicht als Führender die Halbzeitpause in Pößneck. Nur Mühl ist mit 6,5 Sekunden Rückstand in Schlagdistanz, Bieg fehlen schon 18 Sekunden auf die Spitze, dann folgen Kässer, Reindl und Moufang.

Zu Beginn der zweiten Schleife verabschieden sich die beiden Ehrle-Evo von Gropengießer (Beifahrerin krank) und Reindl mit einem Defekt am hinteren Differenzial. Wer auf der WP 4 - auf dem 13-km-Sprint von Zickra nach Löhma -  einen Konter der Mitsubishi und BMW erwartet, liegt daneben: Die Schwaben-Junioren schlagen doppelt zu. René Noller setzt seine zweite Bestzeit, der 24-jährige Tom Kässer folgt dichtauf.

Beim abschließenden zweiten Durchgang an der Bankschenke hätte Werner Mühl mit dem bärenstarken BMW M3 je Kilometer um 1,3 Sekunden schneller fahren als Noller, um ihn noch von der Spitze zu verdrängen. Mühl und sein Co Karsten Bendig schaffen auch die Bestzeit, doch Noller fliegt förmlich über den Rundkurs, ist nur um eine winzige Zehntel langsamer und gewinnt die DMV-Thüringen-Rallye mit 17 Sekunden Vorsprung.

Das ist ein großartiger Erfolg für den Youngster René Noller, den die Auslandseinsätze im Mitropa-Cup sichtlich vorwärts gebracht haben. Und auch die Thüringer haben Grund zum Jubel, denn Copilotin Anne Katharina Stein ist in Thüringen aufgewachsen, auch wenn sie jetzt mit dem österreichischen Top-Fahrer Simon Wagner in der Nähe von Linz lebt.

Michael Bieg und Conny Nemenich holen sich den dritten Platz auf dem Podium, Oliver Bliss und Fabian Peter verbessern sich in der Klasse NC1 noch auf Rang 3 hinter Mühl und Bieg. Ron Schumann und Claudia Harloff haben den BMW M3 von Mats van der Brand angemietet; an die Handschaltung muss sich Schumann erst mühsam gewöhnen, immerhin reicht es zum Klassensieg NC2 vor den BMW-Kollegen Kai Weidlich und Hartmut Geist. Als Gesamtvierte gewinnen Tom Kässer und Stephan Schneeweiß natürlich die Klasse NC3 mit über einer Minute Vorsprung auf Hans und Max Limpert im BMW 320is.

In der 1600-cm³-Klasse NC4 setzen sich Lars Meyer und Jan Franke im Polo gegen ihre Clubkameraden und Markengefährten Andreas Schramm und Andrea Selzer durch. Maik Knorn und Mandy Seidel gewinnen die Trabant-Klasse NC5 und lassen dabei noch sechs Autos aus größeren Klassen hinter sich. Die Gruppe G haben Reinhard Honke und Philipp Hutzler im BMW 140ix voll im Griff, die schwächere G-Klasse sieht den Golf von Michael Mathes und Julius Emmert vorn.

In den FIA-Klassen ist René Noller nicht der einzige Fahrer, der in der RC4 glänzt. Mit dem älteren Citroen C2 fahren Timo Schulz und Benedikt Preißmann nicht nur auf Klassenrang 2, sondern auch auf Gesamtrang 6. Tobias Just und Robert Nikol (ebenfalls C2) stehen ihnen als Achte kaum nach. Klassensiege gibt es für Lars und Sven Anders (Skoda Fabia S2000, RC2), Fred Teschner und Kerstin Teuscher (Ford Fiesta Rally3, RC3) und den Lokalmatador René Sebesta, der seinen Cup-Adam mit nur 140 PS auf Gesamtrang 16 steuert und mit klarem Vorsprung – zusammen mit Doreen Zemanik – den Sieg in der Klasse RC5 feiert.

Als erste Tabellenführer in der ADMV-Rallye-Meisterschaft verlassen Bernd Knüpfer und Daniel Herzig die Thüringen-Rallye. Sie hatten den Start schon abgesagt, weil der Motor ihres Opel Astra OPC auseinandergeflogen war. Dann hat Torsten Brunke ihnen seinen Schotter-Golf überlassen, mit dem sie auf Platz 3 in der Klasse NC3 fahren. Die nächsten Verfolger sind Andreas Schramm (Polo) und der Debütant Arwed Jungnickel im BMW 318. Die ADMV-Meisterschaft wird bei der Rallye Bad Schmiedeberg in zwei Wochen fortgesetzt; dort können die Zuschauer zudem den späten Saisonstart des Schotter-Cups erleben.

Ergebnis 57. SEV-DMV-Thüringen-Rallye
1.René Noller / Anne K. SteinOpel Corsa Rally4RC4+34:58,7
2.Werner Mühl / Karsten BendigBMW M3 E46NC116,9
3.Michel Bieg / Conny NemenichMitsubishi Evo 9NC128,3
4.Tom Kässer / Stephan SchneeweißHonda Civic RNC334,9
5.Oliver Bliss / Fabian PeterMitsubishi Evo 6NC1+1:06,5
6.Timo Schulz / Benedikt PreißmannCitroen C2 R2 MaxRC4+1:27,3
7.Hans Limpert / Max LimpertBMW 320is E30RC4+1:49,2
8.Tobias Just / Robert NikolCitroen C2 R2 MaxRC4+1:51,7
9.Raphael Ramonat / Steffen SchmidtMitsubishi Evo 10NC1+2:06,1
10.Martin Wagner / Alexander RödigerMitsubishi Evo 7NC1+2:07,8
11.Ron Schumann / Claudia HarloffBMW M3 E30NC2+2:14,2
12.Lars Anders / Sven AndersSkoda Fabia S2000RC2+2:15,7
13.Reinhard Honke / Philii HutzlerBMW 140i xDriveNC6+2:18,9
14.Kai Weidlich / Hartmut GeistBMW M3 Compact E36NC2+2:39,7
15.Nick Heilborn / Benjamin MeldeBMW M3 E36NC2+2:59,2
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