Interview Ralph Leistenschneider

Nachgefragt zum Thema Rallye 200 Plus

Im November berichteten wir über das Projekt Rallye 200 Plus, eine erweiterten Rallye 200 mit 50 bis 70 Kilometern auf Bestzeit, und einer Rallye-Challenge für derartige Veranstaltungen. Nach vier ruhigen Monaten hat der DMSB gestern mitgeteilt, dass 2014 fünf Testveranstaltungen stattfinden können und dass der jetzige Rallye-Pokal im nächsten Jahr 2015 durch die Rallye-Challenge ersetzt wird. Wir haben mit Ralph Leistenschneider, dem Vorsitzenden des DMSB-Fachausschuss Rallye, über die Hintergründe gesprochen.

<strong>NEU:</strong> Der DMSB führt die Rallye 200 Plus ein und will im kommenden Jahr die Rallye-Challenge wiederbeleben

Die Pläne des Rallyeausschusses für eine Rallye 200 Plus haben ein reges und positives Echo bei Aktiven und Veranstaltern ausgelöst. Warum konnte das Vorhaben nicht für 2014 umgesetzt werden?

„Für den Fachausschuss Rallye habe ich das Projekt im November den DMSB-Gremien vorgestellt. Auch hier war die Resonanz durchaus positiv. Doch danach kamen - aus verschiedenen Richtungen und zu verschiedenen Themen - Nachfragen auf, so dass es im November und Dezember nicht wie geplant vorwärts ging. Üblicherweise benötigt man für Entscheidungen mit diesen Auswirkungen einen formalen Beschluss des Exekutivkomitees, das aber regulär erst im Juli wieder tagen wird. Anfang Februar wurde dann eine schriftliche Abstimmung beim Exekutivkomitee in Gang gebracht. Die Rückmeldefrist endete letzte Woche mit einer Mehrheit für das Projekt Rallye 200.“

 

Worin unterscheidet sich die Rallye 200 Plus von der Rallye 200?

„Die Gesamtlänge der Wertungsprüfungen liegt bei 45 bis 70 Kilometern statt bisher 35. Die maximale Länge einer Wertungsprüfung beträgt 15 Kilometer statt bisher 10. Empfohlen wird maximal ein Rundkurs, der – wie alle Prüfungen – höchstens zweimal gefahren werden darf. Die zeitliche Begrenzung auf einen Tag wird erweitert auf 1,5 Tage. Unter Umständen dürfen auch Reifen gewechselt werden. Ansonsten gelten die Bestimmungen der Rallye 200.“

 

Was ist unter der Zeitvorgabe von „1,5 Tagen“ zu verstehen?

„Wenn doppelt so viele WP-Kilometer gefahren werden, kann die Zeit für Besichtigung und Wertungsprüfungen knapp werden. Eine Rallye 200 Plus muss nicht vor 6 Uhr beginnen. In der Testphase wollen wir den Veranstaltern die Freiheit geben, unter Umständen auch am Freitag Strecken zu besichtigen.“

 

Unter welchen Bedingungen dürfen Reifen gewechselt werden?

„Grundsätzlich bleibt das Reifen-Reglement der Rallye 200 bestehen. Nur wenn die WP-Länge 50 km überschreitet, kann der Veranstalter eine Reifenwechselzone einrichten. Die FIA hat die Regularien hierfür gerade neu eingeführt. Die Teams können hier einen Satz Reifen deponieren und dann eigenhändig und mit Bordwerkzeug wechseln.“

 

Bisher war für die Fahrer ab 35 WP-Kilometer die Nationale A-Lizenz vorgeschrieben, jetzt reicht die C-Lizenz, die vor Ort gekauft werden kann. Gibt es in diesem Punkt keine Bedenken?

„Aus heutiger Sicht bestehen hierzu keine Bedenken. Die Erfahrungen der letzten Jahre mit Rallye-200-Doppelveranstaltungen an einem Tage bieten kein Anlass zur Sorge, dass Teilnehmer nicht über die notwendige körperliche Verfassung verfügen.“

 

Wie geht es jetzt weiter?

„Wir werden die letzten Ergänzungen – wie die Reifenwechselzone – ins Rallye-Reglement einfügen und das Regelwerk voraussichtlich nächste Woche ins Netz stellen. Danach werden wir die Termine festlegen, je eine Testveranstaltung in jeder der fünf Regionen und zusätzlich den Endlauf des DMSB Rallye Pokals als großes Rallye-Finale. Für die Planung der Rallye-Challenge 2015 wird der Fachausschuss Rallye die Erfahrungen der Pilotveranstaltungen abwarten und hieraus dann im Herbst die Eckpunkte für die neue Saison herausarbeiten.“

 

Wann wird die erste Rallye 200 Plus laufen?

„Von unserer Seite steht nichts dagegen, wenn die beiden Osterrallyes in Tiefenbach (Bayern) und Zerf (Rheinland-Pfalz) den Auftakt machen.“


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