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Martin Christ: "In den nationalen Rallyesport wird einfach zu wenig investiert"

Rallye-Magazin besuchte den jungen Piloten in seinem Heimatort Haar/bei Neuhaus an der Elbe und sprach mit ihm über die Saison 2002 und seine Pläne für das Jahr 2003.

Martin Christ wurde als bester U-23 Fahrer in der Saison 2002 durch den ADMV ausgezeichnet.

[b]"Martin, erst einmal herzlichen Glückwunsch für die Auszeichnung zum besten U-23 Fahrer durch den ADMV. Hattest Du mit dieser Ehrung insgeheim schon gerechnet?"[/b]

 

"Nein, überhaupt nicht. Für mich kam diese Ehrung völlig überraschend. Ich hatte zwar insgesamt eine gute Saison, mit vielen Einzelsiegen. Doch die Konkurrenz war groß. Es gibt viele gute Fahrer und auf so eine Auszeichnung zu spekulieren, wäre da völlig fehl am Platze gewesen. Doch nun freue ich mich umso mehr und es ist ein kleiner Trost für den verlorenen Titel im Trabant-Cup 2002, wo wir doch über lange Zeit in Führung lagen. Rallyeinteressierte wissen, dass wir diesen Titelkampf auf der Lausitz-Rallye verloren haben."

 

[b]"Du warst also nicht ganz zufrieden mit Deinen Leistungen?"[/b]

 

"Es war unsere erste komplette Saison, trotzdem bin ich mit meiner Leistung nicht voll zufrieden. Es gab einige Veranstaltungen, die waren wirklich perfekt für mich. Da stimmte einfach alles. Das Auto war technisch in einem sehr guten Zustand und unsere Tagesform passte ganz einfach dazu. Ich spreche hier von unseren Klassensiegen bei der Welfen-, Fontane-, Wartburg- und Erzgebirgs-Rallye. Das waren alles sehr schöne Momente. Weniger gerne denke ich an die Thüringen- und die Lausitz-Rallye zurück. Hier gab es jeweils am Ende ein zerstörtes Auto. Doch andersherum muss man auch sagen, dass meinem Co-Piloten, Danilo Christ und mir zum Glück nichts passiert ist. Es waren doch beides sehr harte Crashs und man kann froh sein, wenn man diese so wie wir gut übersteht. Insgesamt betrachtet muss ich allerdings sagen, hatten wir doch eine gute Saison. Vizemeister ist doch auch was und vielleicht klappt es ja in dieser Saison. Wer weiß?"

 

[b]"Wenn ich das richtig verstanden habe, plant ihr also einen neuen Anlauf auf den Meistertitel im Trabant-Cup?" [/b]

 

"Sicher wäre das keine schlechte Fortsetzung, denn die letzte Saison hat riesigen Spaß gemacht und es gab einen heißen Kampf um den Meistertitel mit Jan Gantikow und Marc Fritsche. Doch so ganz konkret wissen Danilo und ich das noch nicht. Wir stecken im Moment noch in Gesprächen mit Sponsoren, die noch nicht abgeschlossen sind. Uns schwebt vor, mit einem VW-Polo an den Start zu gehen. Aber wie gesagt, noch stecken wir voll in Verhandlungen. Warten wir ab, wie sich diese entwickeln. Ihr könnt gerne später noch einmal nachfragen."

 

[b]"Also denkt ihr doch ernsthaft über einen Klassenwechsel nach?"[/b]

 

"Wie gesagt, entscheidend dafür ist der Gewinn von Sponsoren und jeder, der mit der Rallye zu tun hat, weiß, dass das nicht ganz so einfach ist. In den nationalen Rallyesport wird einfach zu wenig investiert. Mit Schuld daran ist auch, dass die Medien viel zu wenig über den Rallyesport berichten. Live-Übertragungen im Fernsehen gibt es gar nicht, wenn überhaupt, kommt mal ein fünfminütiger Gesamtbericht und das war es. Man tut dem deutschen Rallyesport damit eigentlich keinen Gefallen. Das ist umso bedauerlicher, da es viele junge Talente in Deutschland gibt, die ungefördert bleiben. Aber um auf eure Frage zurück zu kommen. Ein Start in der neuen Saison beim Trabant-Cup heißt, dass wir erst einmal ein neues Auto aufbauen müssen und natürlich auch einen neuen Motor benötigen um vorne mitzufahren. Es wurde ein neuer Motor entwickelt, den die Konkurrenz im letzten Jahr bereits bei einigen Rallyes eingesetzt hat. Dieser Motor verfügt ungefähr über 20 PS mehr Leistung. Das ist allein mit fahrerischem Können nicht auszugleichen. Zwar habe ich mir vor kurzem einen Trabant 1.1 gekauft, den aber will ich nur bei Asphalt-Rallyes einsetzen."

 

[b]"Du hast gerade die Frage nach Sponsoren und dem damit nötigem Kleingeld angesprochen. Wo und wie bereitet ihr das Auto vor?"[/b]

 

"Selbst ist der Mann. Mein Copilot und ich sind Cousins und stammen beide aus einer Rallyesport begeisterten Familie. Unser Herz gehört diesem Sport. Ich denke, sonst hätten wir so manches Mal vielleicht auch schon aufgegeben. Das Rallyeauto wird in der Werkstatt meines Vaters vorbereitet, der mich in jeder Hinsicht voll unterstützt. Den Hauptteil dabei mache ich allerdings selbst. Ich bin zwar kein ausgebildeter Kraftfahrzeugschlosser, aber über die Jahre konnte ich mir, Dank Vaters Hilfe umfangreiche Fähigkeiten und Kenntnisse auf diesem Gebiet aneignen. Er ist dann bei jeder Rallye dabei und kümmert sich vor Ort um den technischen Service. Das funktioniert alles ganz prima. Den Motor allerdings lasse ich bei einem erfahrenen Motorenbauer fertigen. Anders geht das leider auch nicht.

 

[b]"Wir danken für dieses Gespräch und wünschen Dir und Deinem Co-Piloten Danilo für die kommende Saison viel Glück. Natürlich auch bei der Suche nach tatkräftigen Sponsoren!" [/b]

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