Rallye Wittenberg

Liebehenschel vorn in den Wittenberger Wäldern

Dark Liebehenschel und Valentin Langner gewinnen die Rallye Wittenberg als Anführer eines Mitsubishi-Trios, während Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt im BMW als bestes Team ohne Allradantrieb auf Platz 4 fahren.

Die 54. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg, erster Saisonlauf des Schotter-Cups und der ADMV-Meisterschaften, weckt manche Emotionen. Wegen der Sorge des Veranstalters, bei weniger als 50 Nennungen vielleicht absagen zu müssen, ruft Sebastian Vollak zu einer Spendenaktion auf: Die aktiven Fahrer und zahlreiche Wittenberg-Freunde sammeln eine hohe Summe, die es der Rallyeleiterin Marianne Rehahn drei Wochen vor dem Start erlaubt, grünes Licht zu geben. Und Emotionen sind auch bei den Siegern unverkennbar.

Dark Liebehenschel liebt die Strecken rund um Wittenberg. 2001 ist er hier – erstmals im Werks-Saxo Kit Car – auf den Sandwegen durch den Wald gebraust; nach drei Klassensiegen holt er in diesem Jahr einen hart erkämpften Gesamtsieg. Sein Beifahrer Valentin Langner, 23 Jahre jung und im Dorf Dabrun auf dem anderen Ufer der Elbe zu Hause, hat rund 20 Wittenberg-Rallyes auf dem Buckel – die ersten an der Hand des Vaters, später als interessierter Zuschauer, mit 18 erstmals auf dem heißen Sitz. Jetzt feiert er den Gesamtsieg, für den rallyebegeisterten Vater fast so etwas wie die Erfüllung eines Lebenstraumes. Und auch Pekka Ruokonen, dessen Evo 9 Liebehenschel angemietet hat, strahlt selig. 2009 hat der Finne als Dritter in Wittenberg den Grundstein für seinen Schotter-Cup-Sieg gelegt; jetzt gewinnt sein Mitsubishi den Schotter-Klassiker.

Das kleine Feld mit 42 Nennungen reduziert sich nach zwei Absagen, einem fehlenden KFP und Getriebeschäden an Bernd Knüpfers Astra und Rafael Kleins M3 (beim Recce) auf 37 Starter. Zwei lange Sprints mit schmalen und schnellen Waldpassagen, mit sandigen Feldwegen und zwei Ortsdurchfahrten stellen hohe Anforderungen an die Teams. 88% der 35-WP-Kilometer führen über losen Untergrund. Mildes Frühlingswetter und strahlender Sonnenschein schaffen ideale Rahmenbedingungen für Fahrer, Helfer und die zahlreichen Zuschauer. Am Morgen erlebt die Rallye noch eine Panne: Eine beauftragte Firma hat auf einem Feldweg zwar das Material angeliefert und in kniehohen Haufen abgekippt, aber nicht verteilt. Bei der Besichtigung ist Schritttempo angesagt, doch bis zum Start des ersten Teilnehmers bringt ein Radlader die Piste in einen befahrbaren Zustand.

Dark Liebehenschel fegt im Gruppe-N-Evo 9 wie die Feuerwehr über die Apollensdorf-Prüfung und verbläst die Konkurrenz um mindestens 14 Sekunden. Allerdings hat er links einen Zaun und rechts einen Baum angeschrammt, wobei der hintere rechte Stoßdämpfer beschädigt wird. Marc Bach gewinnt die zweite Prüfung, die von Reinsdorf durch Mochau und Grabo nach Straach führt, ganz knapp vor Raphael Ramonat und dem überragend fahrend Sebastian Vollak im BMW 318. Bei Halbzeit führt Liebehenschel mit sechs Sekunden Vorsprung auf Bach; dann folgen Ramonat, Andreas Rink im CTC-Subaru, Vollak und der Finne Petri Reinikainen, der seinen Mercedes 190 gegen einen Evo 9 eingetauscht hat, mit dem er in Wittenberg die ersten Rallye-Kilometer bestreitet.

Heißer Kampf um Platz 2

Nach notdürftiger Reparatur fliegen Dark Liebehenschel und Valentin Langner erneut als Schnellste über die Apollensdorf-WP und legen die Grundlage für ihren Gesamtsieg. Marc Bach und André Seelisch verteidigen im Evo 8 den zweiten Rang gegen den vorsichtig gestarteten Raphael Ramonat, der aber zum Schluss – mit der Bestzeit auf WP 4 – ganz dicht heran kommt und mit seiner Copilotin Sara Phieler das Podium vervollständigt. Einen ähnlichen spannenden Kampf liefern sich die CTC-Allradler um Platz 5 und 6 sowie den Klassensieg: Robby Fechner und Florian Pitzk im Evo 6 büßen nach einem Plattfuß in der ersten Schleife rund 20 Sekunden ein. Als Andreas Rink und Gernot Polzin nach einem wilden Satz über die Flugkuppe an der Grüntalmühle die Frontschürze und Stoßstange des Impreza verlieren, wird der Kampf knapp. Am Ende rettet das Subaru-Team noch zwei Sekunden Vorsprung ins Ziel.

Als schnellste „Zweiradler“ scheuchen Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt den BMW 318 Compact durch die Wälder des Flämings. Sie fahren bis auf Gesamtrang 4 nach vorn und gewinnen die 2-Liter-Klasse der Gruppe F klar vor dem Ehepaar Thomas und Melanie Schultz, das den 16V-Kadett durch einen Renault Clio ersetzt hat. Noch 15 Sekunden vor Schultz erreicht der beste Fronttriebler das Ziel: Marcus Heß und Ronny Nowak zeigen im 1600er Polo eine hervorragende Leistung, gewinnen die Klasse F6 und liegen nach dem ersten Schotter-Cup-Lauf nur einen Punkt hinter Tabellenführer Vollak. Mit dem Miet-Polo von Heß fährt der Lokalmatador Uwe Joachim (mit Yasmine Fritzsche als Co) auf Platz 2 in der Klasse und 11 im Gesamt. Auch die kleinste Klasse F7 bis 1400 cm³ schafft das Minimum von drei Teams, wobei sich der Bayer Martin Hartmann im Suzuki gegen den Trabant-Fahrer Thomas Grimm durchsetzt.

Wiesner schnellster Volvo-Fahrer

Die Klasse 4 machen die Volvo unter sich aus; die Favoriten und Volvo-Cup-Titelverteidiger Werner Löseke und Paul Tenberge müssen ohne den dritten und fünften Gang auskommen und somit den Sieg den Thüringern Hagen Fritsch und Martin Luthardt im Volvo 240 überlassen. Schnellster Volvo ist allerdings der schwarze 940 von Jeffrey Wiesner, bei dem Tassilo Weiß als Copilot einspringt. Die Besonderheit: Wiesner startet in einem Gruppe-G-Volvo, alles Serie, 131 PS, 1350 Kilo, LG-Klasse 4. Wiesner fühlt sich nur bedingt ausgelastet, wuchtet aber die Schweden-Limousine trotzdem auf einen unglaublichen 10. Gesamtrang. Dass diese Klasse 11 (früher G18) mit fünf Fahrzeugen voll ist, stellt ohnehin ein kleines Wunder dar und zeigt, dass die Gruppe G auch auf Schotter eine tolle Möglichkeit für Einsteiger darstellt. Zweiter wird Marius Deußing im 107-PS-Golf, drei weitere Einsteiger (ein Golf, zwei Volvo) rollen durch den Zielbogen vor der Wittenberger Exerzierhalle. Die Rallye Wittenberg überrascht mit einer niedrigen Ausfallquote: 32 von 37 Teams stehen im Parc Fermé.

Vor dem Rallye-35-Feld fahren die sieben Teams der Histo-Rallye, eine Neuheit in Wittenberg. Bernd Lutz, 700 km weit aus dem Schwarzwald angereist, und sein Co Stefan Sawinsky gewinnen im Golf klar. Lutz spricht bei der Siegerehrung vielen aus dem Herzen: „Selten war eine Spende so sinnvoll eingesetzt wie hier!“

Ergebnis 54. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg

1.Dark Liebehenschel / Valentin LangnerMitsubishi Evo 9RC221:08,2
2.Marc Bach / André SeelischMitsubishi Evo 8F1+21,7
3.Raphael Ramonat / Sara PhielerMitsubishi Evo 7F1+23,5
4.Sebastian Vollak / Peter MesserschmidtBMW 318 CompactF5+59,4
5.Petri Reinikainen / Timo HalliaMitsubishi Evo 9RC2+1:06,6
6.Andreas Rink / Gernot PolzinSubaru Impreza GTC18+1:10,7
7.Robby Fechner / Florian PitzkMitsubishi Evo 6C18+1:13,0
8.Marcus Heß / Ronny NowakVW Polo GTIF6+2:07,5
9.Thomas Schultz / Melanie SchultzRenault Clio III RSF5+2:23,8
10.Jeffrey Wiesner / Tassilo WeißVolvo 940 GLG11+2:24,9

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