Das Schmiedeberger Duell zwischen Ketomäki und Reindl geht in diesem Jahr in die fünfte Runde; vier Siegen des Finnen stehen drei zweite und ein vierter Platz des Bayern gegenüber. Ketomäki tritt wie 2015 mit dem Gruppe-N-Mietauto von Pekka Ruokonen an. Reindl und Ehrle müssen auf den gewohnten Gruppe-H-Evo 7 nach dem Getriebeschaden in Grünhain verzichten und treten mit einem Gruppe-H-Evo 8 an, den Ehrle sonst zum Mieten anbietet. Die Auftaktprüfung am Golmerberg (9,5 km mit 95% Schotter) sieht Ketomäki erwartungsgemäß mit 12 Sekunden Vorsprung vorn. Genau so wenig überrascht Reindls Bestzeit auf dem Rundkurs am Schmiedeberger Stadtrand (8,5 km Asphalt), Reindl fährt auf dem simplen, aber sehr zuschauerfreundlichen Kurs um neun Sekunden schneller. Die wegen Bauarbeiten auf gut 4 km verkürzte Merkwitz-Prüfung gewinnt Reindl mit vier Sekunden Vorsprung, dann folgt die diesjährige Königsprüfung von Meuro nach Schmiedeberg: Ein Kilometer Häuserkampf in Meuro, 1 km Landstraße bis Sackwitz, 6 km sandige Waldwege in den „Meuroer Bergen“, 1 km Asphalt bis Scholis und zum Schluss nochmal 3 km auf sehr schnellen Sandwegen durch den Wald. Ketomäki nimmt Reindl 18 Sekunden ab und erreicht die Halbzeitpause als Spitzenreiter mit einem 16-Sekunden-Polster.
Finale furioso
Die zweite Schleife beginnt Ketomäki wie gewohnt: 11 Sekunden schneller als Reindl am Golmerberg. Am Rundkurs patzt Reindl einmal: Statt zehn Sekunden herauszuholen büßt er sogar sechs Zehntel auf den Finnen ein, die kurze WP 7 bringt ihm weniger als vier Sekunden. Doch dann ändert sich die Situation durch eine 30-Sekunden-Strafe gegen Ketomäki. „Zuschauer haben uns erzählt, dass wir auf WP 5 mit dem Heck einen Reifenstapel um geworfen haben. Das hatten wir gar nicht bemerkt“, erzählt Kerstin Munkwitz. „Statt 24 Sekunden Vorsprung haben wir deshalb 6 Sekunden Rückstand.“ Zudem steht im Raum, dass Reindl und Ehrle wegen eines angeblichen Hand-Warnzeichens die zwölf verlorenen Sekunden von der WP 1 gestrichen bekommen. „Wir sind in die letzte Prüfung gestartet mit dem Ziel, Reindl 18 Sekunden abzunehmen. Ich habe mit Ketomäki schon einiges erlebt“, so Munkwitz, „aber die WP 8 war schon etwas ganz Besonderes.“ Ketomäki und Munkwitz fliegen förmlich über die schnellen Wald- und Feldwege, doch zwei Kilometer vor dem Ziel platzt der linke Hinterreifen. Mit schlingernden Evo braust der Finne über die Sandwege bis ins Ziel – Bestzeit, um 24 Sekunden schneller als Reindl! Und so bleibt beim Zieleinlauf alles wie gehabt. Jukka Ketomäki und Kerstin Munkwitz gewinnen zum fünften Male hintereinander, Rudi Reindl und Michael Ehrle belegen zum vierten Mal den zweiten Platz.
Der Vorjahresdritte Toni Ahola aus Finnland (defekter Sensor) und Martin Christ (Kraftübertragung) sind bereits auf WP 2 ausgerollt. Den dritten Platz holen sich die Lokalmatadoren Matthias Koch und Max Menz, wie Reindl in einem Mitsubishi Evo 8 nach Gruppe H. Matthias Koch hat dreifachen Grund zur Freude: Podiumsplatz, Bestzeit auf den Zuschauer-Rundkurs WP 6 – und seit einer Woche Vater eines Sohnes. Die Finnen Rami Seppä und Juha Heikkilä verlieren den sicheren vierten Platz durch einen technischen Defekt ihres Mitsubishi auf der letzten Prüfung. John und Julia Macht verlieren eine Top-Ten-Platzierung durch zwei Plattfüße, Thomas Böhm und Debütant Michael Gerber (Subaru) wegen einer 30-Schikanen-Strafe.
So kämpfen Ken Milde im Evo 8 und Andreas Rink im älteren Subaru um Platz 4 und gleichzeitig um den Sieg in der CTC-Klasse 28. Nach zwei Drehern von Rink auf den Asphalt-Rundkurs und einem Verbremser von Milde in der Meuro-Prüfung haben Ken Milde und Heinke Möhrpahl im Ziel die Mitsubishi-Nase um sechs Sekunden vorn vor ihren Berliner Nachbarn Andreas Rink und Gernot Polzin. Auch Platz 6 geht an einen CTC-Impreza, gefahren von René Möller und dirigiert von der erst 20-jährigen Hildegard Baumann.
Bei den „Zweiradlern“ sorgt Ronny Gaumnitz mit seinem rund 180 PS starken Seat Ibiza für eine große Überraschung. Mit Copilotin Alexandra Richter liegt er vom Start weg vorn und gewinnt die 2-Liter-Klasse der Gruppe H vor Christian Bauer und Julia Siegel, die im Renault Clio das dritte Mal in 14 Tagen unter die ersten Zehn fahren, sowie Torsten Brunke und Andy Weißflog im Golf III. Auch die 2-Liter-Klasse der Gruppe F endet mit einer Überraschung: Dominik Dinkels erst 19-jähriger Bruder Patrik hört erstmals auf die Ansagen von Lisa Kuhn, jagt seinen Honda Civic R auf Rang 9 und gewinnt die Klasse von Bernd Knüpfer und Daniel Herzig im Opel Astra sowie Mike Schütte und Maximilian Irmer im BMW 318is. Bei den „großen Zweiradlern“ der Klasse 3B fährt Sven Karpa im Compact-M3 auf Asphalt der Konkurrenz auf und davon. Doch im Schotter sind Mark Muschiol, der sich den BMW 325i seines Cousins Alex Korpp zum „Hecktriebler-Test“ ausgeborgt hat, und Marcel Eichenauer soviel stärker, dass sie den Klassensieg erringen, während Sven Karpa und Katharina Heß als Zweite den vorzeitigen Gewinn der Thüringer Meisterschaft feiern. Die 1600-cm³-Klasse sieht Enrico Grunert und Christian Laun im Suzuki Swift vorn.
Keller schnellster Trabant
In der Gruppe H fahren die Finnen Anders Anttila und Mikko Kautto bei ihrem zweiten Start in Schmiedeberg der Konkurrenz deutlich um die Ohren. Die Vogtländer Conrad Rüdiger und Steffen Reichmann bringen ihren roten Lada auf Platz 2. In der 1300-cm³-Klasse erzielen Jan Rößner und Florian Pitzk einen ebenso überlegenen Sieg im Suzuki Swift mit satten drei Minuten Vorsprung auf Candy Nestler und Daniel Rosenmüller im Micra. Unter den dreizehn Trabant liefern sich – nach dem Ausfall von Andreas Schramm - die vielfachen Trabi-Champions Mario Keller und Mike Knorn einen spannenden Kampf um den Sieg. Als Mike Knorn auf der letzten Prüfung sich einige Teile wegrüttelt und nur mit Mühe durchkommt, ist der Weg frei für Mario Keller und Sebastian Krowiors, die mit einer halben Minute Vorsprung auf Benny Derda und Michael Knorr gewinnen. Mike Knorn und Karsten Stimpel sichern sich immerhin noch die ITRM-Sonderwertung vor Thomas Grimm und Aaron Jungnickel sowie Eckhard Eichhorst und Jörg Vach. Mit Abstand bestes Gruppe-G-Fahrzeug ist der allradgetriebene Opel Vectra von Klaus Braun und Heiko Schmidt.
Die Rallye Bad Schmiedeberg beginnt rumplig. Das DK-Stopp-Team auf WP 1 ist nicht pünktlich sorgt für 40 Minuten Verspätung des gesamtes Feldes. Dann kollabiert unter der heißen Mittagssonne an der ZK 1 ein Beifahrer; der sofort vom Start herbeigeeilte Notarzt kann ihn reanimieren. Abends kann der Rallyeleiter verkünden, dass der Beifahrer außer Lebensgefahr ist, sein Zustand stabil. Das heiße Wetter und der 50%-ige Sand- und Schotteranteil stellen hohe Anforderungen an die Kondition der Fahrer und des Materials. Von den 89 gestarteten Teams, darunter sieben aus Finnland und eines aus Polen, bleibt ein Drittel auf der Strecke, obwohl nur ein Unfall (ohne Personenschaden) registriert wird. Nach der Verzögerung an der ersten Prüfung läuft die Rallye 70 wie am Schnürchen, auch wenn die vorher aufwändig präparierten Waldwege am Ende einige Rillen und Löcher aufweisen. Bei der erstmals durchgeführten Histo-Rallye setzt sich das Ehepaar Mark und Antje Blüthner im VW Golf gegen sechs Konkurrenten durch.
Ergebnis 11. ADMV-Rallye Bad Schmiedeberg
1. | Jukka Ketomäki / Kerstin Munkwitz | Mitsubishi Evo 9 | RC2 | 37:50,7 |
2. | Rudi Reindl / Michael Ehrle | Mitsubishi Evo 8 | H16 | +7,7 |
3. | Matthias Koch / Max Menz | Mitsubishi Evo 8 | H16 | +22,6 |
4. | Ken Milde / Heinke Möhrpahl | Mitsubishi Evo 8 | C28 | +1:47,5 |
5. | Andreas Rink / Gernot Polzin | Subaru Impreza | C28 | +1:54,0 |
6. | René Möller / Hildegard Baumann | Subaru Impreza | C28 | +2:42,7 |
7. | Ronny Gaumnitz / Alexandra Richter | Seat Ibiza Cupra | H14 | +3:19,3 |
8. | Christian Bauer / Julia Siegel | Renault Clio | H14 | +3:45,1 |
9. | Patrik Dinkel / Lisa Kuhn | Honda Civic R | F8 | +3:45,6 |
10. | Bernd Knüpfer / Daniel Herzig | Opel Astra GSi | F8 | +4:16,9 |
11. | Anders Anttila / Mikko Kautto | Toyota Corolla | H13 | +4:21,7 |
12. | Mark Muschiol / Marcel Eichenauer | BMW 325i E36 | F3B | +4:29,7 |
13. | Thomas Böhm / Michael Gerber | Subaru Impreza | F3A | +4:30,2 |
14. | Torsten Brunke / Andreas Weißflog | VW Golf III 16V | H14 | +4:32,9 |
15. | John Macht / Julia Macht | Mitsubishi Evo 6 | H16 | +4:47,7 |
GALERIE: Rallye Bad Schmiedeberg
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