Grabfeld-Rallye

Köhler wiederholt Grabfeld-Sieg

Im Rekordfeld von 228 Startern bei der Grabfeld-Rallye bezwingen Fritz Köhler und Petra Hägele in ihrem BMW M3 den zweimaligen Sieger Marco Koch und Marcus Hesse im Mitsubishi.

<strong>SIEG:</strong> Fritz Köhler und Petra Hägele gewinnen die Jubiläumsausgabe der Grabfeld-Rallye

257 Nennungen, 228 Starter, 171 Teams im Ziel – beim zwanzigjährigen Jubiläum der ADAC-Grabfeld-Rallye werden alle Rekorde gebrochen. Um das hochkarätige Riesenfeld geordnet über die 35-WP-Kilometer zu bringen, führt die Rallye in diesem Jahr über fünf verschiedene Start-Ziel-Prüfungen, kein Meter Strecke wird zweimal gefahren. Ausgenommen bleibt natürlich das Finale auf den Rundkurs in Sulzdorf an der Lederhecke, wo Tausende von Zuschauern die drei kurzen Runden bei herrlichem Sonnenschein genießen – im wahrsten Sinne Wortes, denn 2.500 Bratwürste und sieben Hektoliter Bier werden allein auf diesem Zuschauerpunkt konsumiert.

 

Schon auf der ersten Wertungsprüfung von Serrfeld nach Sulzdorf, mit der Fahrt durchs Möbelwerk als Abschluss, zeigt sich, wie hart die 20. Grabfeld-Rallye wird: Nach gut sechs Kilometer liegen die schnellsten Sieben innerhalb von nur vier Sekunden. Sensationell fliegen die Schotter-Spezialisten Rainer Keck und Stefan Hab im Gruppe-N-Mitsubishi über die Wirtschaftswege und zeigen den Gruppe-H-Boliden die Rücklichter. Nicolas Hässler und Michaela Kusebauch im Porsche 993, Marco Koch und Stefan Assmann im Opel Kadett Coupé mit 16V-Herz, Fritz Köhler und Petra Hägele im BMW M3, Michael Rausch und Jenny Schonk im Opel Ascona, Marcus Hesse und Heiko Brandt im Mitsubishi Lancer, sowie ihre Thüringer Markenkollegen Raphael Ramonat und Steffen Schmidt führen die Verfolger an.

 

Eine Stunde später sorgt ein schwerer Unfall für den Abbruch der ersten Prüfung. Ein BMW M3 hat sich bei hohem Tempo gedreht und ist mit der Fahrerseite in einen Baum gekracht. Der Wagen brennt, die Türen sind verklemmt. Ein Streckenposten ist mit dem Feuerlöscher sofort zur Stelle, kann aber den Brand ebenso wenig löschen wie die Fahrer Rainer Herrmann und Stefan Zajonz, die immerhin die Beifahrerin aus dem BMW befreien. Erst als die Mitfavoriten Werner Mühl und Sebastian Kröniger stoppen, können sie mit vereinten Kräften auch den Fahrer aus dem brennenden Fahrzeug herausziehen. Etwa zwei Minuten später sind die Rettungskräfte an der Unfallstelle, die Verletzten werden erstversorgt und ins Krankenhaus gebracht, die Feuerwehr löscht den BMW.

 

Rainer Kecks Führung währt nur kurz, ein Turbodefekt wirft ihn auf der neuen Wertungsprüfung von Irmelshausen nach Herbstadt aus dem Rennen. Ramonat muss zeitgleich seinen Mitsubishi mit defektem Differenzial abstellen, am Astra von Bernd Michel explodiert das Getriebe. Nicolas Hässler fliegt mit seinem Porsche über die Flurbereinigungswege, unterbrochen von einem High-Speed-Landstraßenstück, und gewinnt die fast zehn Kilometer lange WP 2 vor Marcus Hesse und Fritz Köhler. Damit übernimmt er auch die Spitze.

 

Dann kommt der 9-Kilometer-Klassiker von Schwanhausen am Bayernturm vorbei zum Schloss Sternberg. Hässler fährt erneut am schnellsten und nimmt Marco Koch und Fritz Köhler etwas mehr als fünf Sekunden ab, wobei Köhler mit Elektronikproblemen kämpft und wegen des Ausfalls der Servolenkung schweißtriefend am Stopp ankommt. Marcus Hesse und alle anderen Favoriten büßen mehr als zehn Sekunden auf das Porsche-Mixed-Team ein, das auf der kurzen WP 4 zwar Hesse und Köhler den Vortritt lassen muss, aber die Führung verteidigt.

 

Hässler verspielt Sieg

 

Fast schon den Sieg vor Augen, rutschen Nicolas Hässler und Michaela Kusebauch in der vorletzten Prüfung von der Strecke und müssen aufgeben. Die Enttäuschung sitzt tief, denn für Hässler ist es schon der dritte Ausfall als Grabfeld-Spitzenreiter, und Michaela Kusebauch, die schon bei der allerersten Grabfeld-Rallye einen Klassensieg feiern konnte, hätte liebend gern die Jubiläumsveranstaltung in ihrem Heimatdorf oben auf den Treppchen beendet.

 

Mit der klaren Bestzeit auf dieser vorletzten Prüfung können sich Fritz Köhler und Petra Hägele im BMW M3 auch entscheidend von Marco Koch und Stefan Assmann absetzen. Mit acht Sekunden Vorsprung feiern die Schwaben zum zweiten Mal in Folge den Sieg bei Deutschlands Prestige-trächtigster Rallye 200 vor den hessischen Teams Koch/Assmann und Hesse/Brandt. Rudi Reindl und Michael Ehrle setzen mit dem mega-starken Mitsubishi noch ein Zeichen beim Sulzdorfer Rundkurs, den sie fast zwei Sekunden schneller als die Konkurrenz umrunden, doch einen Podestplatz haben sie vorher schon verspielt. Michael Rausch, Sieger von 2002, hat am Bayernturm zu viel Zeit verloren, bewahrt sich aber kleinen Vorsprung gegen seinen direkten Klassenkonkurrenten Axel Nörenberg im BMW M3. Auf den Plätzen 7 und 9 laufen die fränkischen Routiniers Reinhard Honke (Sieger 2008) und Roland Macht (Sieger 2000) ein, beide in ihren damaligen Siegerautos vom Typ Ford Escort Cosworth. Dazwischen schieben sich Marcel Mahr und Katja Geyer, die die Gruppe N/F im Lancer vor Pruchniewicz/Helfrich und dem Damenteam Janina Depping und Ina Schaarschmidt gewinnen.

 

Durch den unfallbedingten Abbruch der ersten Wertungsprüfung sind die Gruppen G und CTC, die Gruppe H unterhalb 1600 cm³ und die Gruppe F unterhalb 2000 cm³ mit einer „italienischen Zeit“ belastet, so dass ihre Platzierungen in der Gesamtwertung ihren Speed nicht wiedergeben. Bernd Fruck und Diana Luther, die mit dem Audi TT RS einmal mehr die Gruppe G gewinnen, hätten statt Platz 20 sonst einen Platz unter den ersten Zehn erreicht. Christoph Schleimer und Jan Enderle, mit dem Astra Kit Car aus der Klasse C27 auf Startrang 180 „strafversetzt“, landen als Gruppensieger auf Rang 27; auch sie hätten sonst die Top-10 gestreift. In der älteren CTC-Kategorie bis 1981 nutzt Manfred Köhler im BMW 2002 den frühen Ausfall des Favoriten Manfred Nothdurfter (Ford Escort) und beendet den Test für die San-Marino-Legends mit seinem jungen Co Markus Heinze als Klassensieger.

 

Mit 50 Teilnehmern steht die 2-Liter-Klasse der Gruppe F obenan in der Gunst der Fahrer. Die Hessen Peter Rotbauer und Manuel Pink setzen sich im Honda Civic gegen ihre Markenkollegen Wolfgang Stopfer und Heinz Neumeier durch, den dritten Platz holen sich Franz Negratschker und Nina Worbs im VW Golf mit deutlich weniger Pferdestärken vor Christian Sier und Björn Handor, die als beste der 19 BMW 318 das Festzelt in Sulzdorf erreichen. Bei den 1600ern verweisen Uwe und Marc Buhmann, Vater und Sohn, mit der Compact-Corolla den Polo von Willy und Madeleine Steinbach, Vater und Tochter, auf den zweiten Rang. Sogar die 1400-cm³-Klasse ist mit fünf Teams komplett; hier durchbrechen Maximilian Trunk und Ann-Kathrin Sperber im neuen Polo die Siegesserie von Jörg Weigert im „alten“ Polo-Coupé, der mit Co Dominik Zimmermann um vier Sekunden das Nachsehen hat.

 

Ein beinhartes Duell liefern sich der 25-jährige Oberfranke Sebastian Schmitt (mit Sabrina Schmidt im Seat Ibiza Turbodiesel) und der 22-jährige Thüringer Tobias Gürtler (mit Max Bruder im VW Golf III GTI) um den Sieg in der Klasse G19. Gürtler trumpft in Herbstadt auf, Schmitt kontert am Bayernturm; in Ziel hat Tobias Gürtler die Golf-Nase um vier Zehntelsekunden vorn. In der kleinsten G-Klasse feiern die Golf-2-Cup-Spitzenreiter Ralf und Roland Breitinger, Sohn und Vater, den Sieg vor Tina und Petra Damm, Tochter und Mutter.

 

Mit Benjamin Scheller und Thomas Wölfel im funkelnagelneuen Peugeot 208 R2 sieht die 1600er-Klasse der Gruppe H die Favoriten vorn, gefolgt von den Saarländern Jens Vogt und Johannes Becker mit der Liftback-Corolla und den Franken Wolfgang Wittmann und Robert Nikol im 1972er Ford Escort Twin Cam. Siegfried Röger und Franziska Feller sind im Polo Coupé bei den 1300ern hoch überlegen, während Michael Kaiser und Jacqueline Dietzel mit dem quittegelben Trabant natürlich die 600er-Klasse gewinnen, aber „so nebenbei“ noch 18 andere Teams hinter sich lassen!

 

Der AMC Bad Königshofen hat die große Herausforderung gemeistert, ein beispielhafter Service für Teilnehmer und Zuschauer steckt hinter dem Erfolg der Grabfeld-Rallye. Und natürlich endet sie mit der stimmungsvollen Siegerehrung im riesigen Festzelt, die die beiden „Macher“ Bernd Menzel und Stefan Raab – diesmal als tapfere Musketiere verkleidet – zu mitternächtlicher Stunde zelebrieren.

 

Ergebnis 20. ADAC-Grabfeld-Rallye am 6. Juli 2013:

01. Fritz Köhler/Petra Hägele, BMW M3 E36, H15, 21:24,6

02. Marco Koch/Stefan Assmann, Opel Kadett CC 16V, H14, +8,3

03. Marcus Hesse/Heiko Brandt, Mitsubishi Evo 6, H16, +9,7

04. Rudi Reindl/Michael Ehrle, Mitsubishi Evo 7, H16, +21,2

05. Michael Rausch/Jenny Schonk, Opel Ascona B 16V, H15, +43,8

06. Axel Nörenberg/Frank Lehmann, BMW M3 CSL, H15, +49,8

07. Reinhard Honke/Michael Heinze, Ford Escort Cosworth, H16, +50,7

08. Marcel Mahr/Katja Geyer, Mitsubishi Evo 10, N3A, +56,7

09. Roland Macht/Klaus Roßdeutscher, Ford Escort Cosworth, H16, +1:10,7

10. Hans-Uwe Lembke/Jens Lembke, Subaru Impreza, H16, +1:15,0

11. Georg Pruchniewicz/Patrick Helfrich, Mitsubishi Evo 8, F3A, +1:23,8

12. Janina Depping/Ina Schaarschmidt, Mitsubishi Evo 9, N3A, +1:34,0

13. Stefan Engerer/Rudolf Pfeiffer, Peugeot 306 S16, H14, +1:40,0

14. Markus Stadler/Kai Steller, VW Golf GTI 16V, H14, +1:41,3

15. Gerrit Schmitt/Stefan Pfister, Opel Kadett GSi, H14, +1:41,5

 

GALERIE:Die Bilder der 20. Grabfeld-Rallye  ...

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