Grabfeld-Rallye

Köhler vor Reindl im Super-Duell

Nur zwei Teams machen den Grabfeld-Sieg untereinander aus: Fritz Köhler hält dem Druck von Rudi Reindl stand und gewinnt im BMW M3 vor dem Mitsubishi Lancer.

<strong>SIEG:</strong> Fritz Köhler und Petra Hägele sind im Grabfeld knapp vorn

Mit 200 Nennungen, 177 Startern (also auch 23 fehlenden Teams), sieben Wertungsprüfungen, von den nur eine zweimal durchfahren wird, rückt sich die Grabfeld-Rallye auch 2012 wieder auf den ersten Rang in der deutschen Rallye-200-Szene.

 

Bei trockenem Wetter mit hochsommerlichen Temperaturen und bei 100% Asphalt darf über die Favoriten spekuliert werden. Die Allradler haben auch ohne Regen einen Traktionsvorteil an den zahlreichen 90-Grad-Ecken, die Hecktriebler haben den Vorteil des besseren Leistungsgewichtes. Die Allradfraktion wird von den Gruppe-H-Mitsubishi des Vorjahressiegeres Jörg Schuhej, des sechsmaligen Saisonsieger Rudi Reindl und von Raphael Ramonat angeführt. Die Zweiradfraktion erlebt endlich mal wieder den Hessen Marco Koch im 2-Liter-C-Kadett, seinen Opel-Markenkollegen und Landsmann Michael Rausch im 2,4-Liter-Ascona, den BMW M3 von Fritz Köhler und den Porsche 911 des Lokalmatadoren Nicolas Hässler.

 

Doch schnell reduziert sich der Favoritenkreis. Die Grabfeld-Rallye steht ganz im Zeichen des Duells zwischen den Startnummern 3 und 4: Mitsubishi contra BMW, Allrad gegen Heckantrieb, Turbo gegen Sauger, 320 PS gegen 370 PS, Rudi Reindl und Michael Ehrle gegen Fritz Köhler und Petra Hägele. Reindl ist beim Auftakt am Bayernturm – mit 9,3 km die längste Prüfung – um acht Zehntelsekunden schneller, auch auf den beiden folgenden Prüfungen trennen die beiden nur Zehntel, erst in der Möbelwerk-Prüfung gelingt Köhler eine Bestzeit mit 2-Sekunden-Abstand zu Reindl. In die Halbzeitpause kommt der kanariengelbe BMW mit 2,6 Sekunden Vorsprung auf den schwarzen Mitsubishi. Auf den nächsten beiden Prüfungen wechseln sich die beiden Duellanten erneut mit den Bestzeiten ab, erst auf dem abschließenden Show-Rundkurs in Sulzdorf macht Köhler den Sack zu. Fritz Köhler und Petra Hägele haben knapp fünf Sekunden Vorsprung und stehen zum ersten Mal in ihrer Karriere ganz oben auf dem Treppchen bei der Grabfeld-Rallye. Rudi Reindl und Michael Ehrle sinnieren über nicht optimale Reifen, aber Reindl stellt auch klar: „Der Fritz hat heute verdient gewonnen.“

 

Michael Rausch und Jenny Schonk steigen als Dritte aufs Podium. Nach dem heftigen Abflug bei der Rallye Saar-Ost hat Rausch mit seiner Crew drei Wochen lang geschuftet, um den 16V-Ascona wieder gerade zu biegen. Zwar fehlen ihm überall ein paar Sekunden und Zehntel auf die beiden Top-Stars, doch am dritten Platz gibt es nichts zu deuteln.

 

Viele Mitfavoriten beenden die Grabfeld-Rallye vorzeitig. Raphael Ramonat explodiert förmlich auf der WP 1, als er mit dem neu aufgebauten Evo 6 mit den auffälligen „Ohrwascheln“ die Konkurrenten Reindl und Köhler um fünf Sekunden abhängt, doch im Ziel explodiert auch die Zylinderkopfdichtung. Wenige Meter dahinter stellt auch Nicolas Hässler seinen Porsche mit Getriebeschaden ab. Jörg Schuhej verliert auf den ersten beiden Prüfung mehr als sechs Sekunden gegen Köhler; in der dritten Prüfung forciert der Fuldaer zu sehr, pflügt durch einen Graben und macht einen Zaun nieder; der Mitsubishi quittiert des Ausritt mit gebrochener Motoraufhängung. Marco Koch liegt auf Rang 4 und führt die 2-Liter-Klasse an, als in der sechsten und vorletzten Prüfung eine Antriebswelle bricht.

 

Bernd Michel und Bernd Hartbauer sind selten so dicht an Koch dran gewesen wie in diesem Jahr. Nach dessen Ausfall übernimmt das Team aus dem Frankenwald Platz 4 und den Klassensieg; gleichzeitig ist ihr Astra das einzige 2-Liter-Auto und der einzige Fronttriebler unter den ersten Zehn. Auf den fünften Platz läuft der Schwabe Jörg Dörre im grünen BMW M3 ein – als erster „Ungesetzter“ -, gefolgt von fünf fränkischen Fahrern: Dominik Honke, Werner Mühl, Mark Schindler sowie den Evergreens Reinhard Honke und Roland Macht, dem Sieger von 1996. Subaru-Fahrer Schindler setzt sich bei den seriennahen Fahrzeugen gegen Honke im BMW E46 durch.

 

Hinter Andreas Gerst, dem drei Pirouetten die Top-Ten-Platzierung kosten, glänzt Peter Rotbauer mit Rang 14 im Honda Civic. Damit wird der Kfz-Meister aus Hersfeld nicht nur zweitbester 2-Liter-Pilot, sondern gewinnt auch die starke Klasse F8 vor seinen Markenkollegen Wolfgang Stopfer und Thilo Wagner. Benjamin Scheller siegt in der 1600er Klasse mit fast einer Minute Vorsprung vor Sven Koob im Saxo. Bei den Gruppe-G-Fahrzeugen gewinnt der Schwabe Alexander Ebert im Evo 10 mit gerade mal neun Zehnteln Vorsprung gegen den Niederbayern Willi Trautmannsberger im Evo 9; der freut sich dennoch unbändig, weil er seinen etatmäßigen Chauffeur Alois Scheidhammer um vier Sekunden hinter sich lassen kann. Zwischen die beiden schiebt sich der Tiroler Manfred Nothdurfter, der im Hundeknochen-Escort die Gruppe CTC gewinnt.

 

Die Grabfeld-Rallye unterstreicht ihren Ruf als „das“ große Sommerfest in der deutschen Rallye-200-Szene. Der Aufwand in und um Sulzdorf an der Lederhecke ist gewaltig, der Service für die Zuschauer gut, die Organisation steht, das Riesenfeld erreicht pünktlich das Ziel. Im sportlichen Bereich sind Verbesserungen möglich, wie z.B. ein paar unglaubliche Zeiten auf dem Rundkurs zeigen. Petrus zeigt sein Herz für die Grabfeld-Piloten: Das Sommerwetter hält sich, bis der letzte Teilnehmer in den Parc Fermé gefahren ist; dann hat die Gewitterfront das Grabfeld erreicht und lädt für sechs Stunden Regenfluten über dem Rallyezentrum ab.

 

Ergebnis 19. ADAC-Grabfeld-Rallye am 30. Juni 2012:

01. Fritz Köhler / Petra Hägele, BMW M3 E36, H15, 21:03,5

02. Rudi Reindl / Michael Ehrle, Mitsubishi Evo 7, H16, + 4,6

03. Michael Rausch / Jenny Schonk, Opel Ascona B 16V, H15, + 17,8

04. Bernd Michel / Bernd Hartbauer, Opel Astra GSi, H14, + 39,7

05. Jörg Dörre / Jürgen Herzog, BMW M3 E30, H15, + 43,0

06. Dominik Honke / Michael Motschenbacher, Ford Sierra C., H16, + 45,6

07. Werner Mühl / Alexander Zitzmann, BMW 330ti E36, H15, + 54,6

08. Mark Schindler / Verena Nikol, Subaru Impreza STI, F3A, + 57,0

09. Reinhard Honke / Benjamin Sauerborn, BMW M3 E46, F3B, + 57,6

10. Roland Macht / Klaus Roßdeutscher, Ford Escort C., H16, + 1:14,8

11. Klaus Otterbach / Roland Mai, Opel Kadett C 16V, H15, + 1:22,8

12. Ralf Stütz / Robin Nodes, Mitsubishi Evo 8, F3A, + 1:32,8

13. Andreas Gerst / Jan Enderle, Porsche 911, H15, + 1:34,9

14. Peter Rotbauer / Manuel Pink, Honda Civic R, F8, + 1:37,9

15. Benjamin Scheller / Michael Kirschke, Citroen C2 R2, H13, + 1:39,3

 

GALERIE:Die Bilder der Grabfeld-Rallye 2012 ...

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