Fritz, was begeistert Dich an der Gruppe-H?
"Durch die Gruppe-H kann ich mit jedem Auto Rallyesport betreiben und ich bekomme auch die Möglichkeit, eigene Ideen einfließen zu lassen. Und um das gleich klarzustellen: Mein BMW M3 ist sicher alles andere als eine 'Bastelbude'. In den letzten zwei Jahren haben wir damit 42 Rallyes bestritten und sind nur zwei Mal wegen eines technischen Defekts ausgefallen. Von wegen also, ein Gruppe-H kommt nie an. Auch das Argument der hohen Kosten lasse ich nicht gelten. Ich habe rund 35.000 Euro investiert, inklusive Kaufpreis. Sicherlich gibt es teurere Autos in der Gruppe-H, aber die gibt es in anderen Klassen auch."
Gibt es Entwicklungen innerhalb der Gruppe-H, die Dir nicht gefallen?
"Wenn an der Sicherheit gespart wird, muss man einschreiten. Eine eingeschweißte Zelle gehört einfach dazu. In diesem Punkt darf niemand sparen. Aber auch hier muss ich sagen, dass es nicht nur die Gruppe-H betrifft. Wenn ich ein durchgerostetes Bodenblech bei einem Gruppe-G-Auto sehe, auf dem die Zelle geschweißt ist, dann stehen mir die Haare zu Berge. Das aktuelle Gruppe-H-Reglement finde ich im Großen und Ganzen gut, jedoch sollte man dem allgemeinen Wettrüsten entgegenwirken, damit nicht noch kostspieligere Teile zum Einsatz kommen. Wenn ein Mitsubishi Evo 10 in der Gruppe-G antritt, dann nenne ich das aber auch ein Form von Wettrüsten!"
Es gibt die Idee, jährlich eine Komplettabnahme von Gruppe-H-Fahrzeugen zu machen, um einen gewissen Qualitätsstandard zu erreichen. Hältst Du diesen Vorschlag für geeignet und umsetzbar?
"Auf jeden Fall! Ich würde diese Idee sogar auf alle Klassen ausweiten und dabei nicht nur auf die Sicherheitseinrichtungen achten. Das äußere Erscheinungsbild vieler Rallyeautos lässt zu wünschen übrig - nicht nur in der Gruppe-H! Aber hier sind die Technischen Kommissare gefordert. Sie müssen auch mal den Mumm haben und ein Fahrzeug bei der Abnahme ablehnen, dass in keinem ordentlichen äußeren Zustand ist. Dies hilft dem gesamten Rallyesport."
Sollte die Abschaffung der Gruppe-H kommen, heißt es, dass zwei Drittel der Fahrzeuge in anderen Klassen fahren können. Ist dies aus Deiner Sicht überhaupt möglich?
"Für eine ganze Reihe von H-Autos ist das sicherlich machbar. Aber einige Spitzenautos können nicht mehr zurückgebaut werden. Diese werden verschwinden und damit verliert der nationale Sport aus meiner Sicht auch wichtige Zugpferde um Zuschauer an die Strecke zu locken. Ob die betroffenen Fahrer ein anderes Fahrzeug aufbauen, ist mehr als fraglich. Bei mir ist es ähnlich. Ich will mit Heckantrieb und Saugmotor Rallyesport betreiben. Das kann ich aktuell nur in der Gruppe-H. Ein Wechsel in die CTC wäre für mich zwar machbar, es würden jedoch zusätzliche und nicht unerhebliche Kosten entstehen, wie zum Beispiel der Einbau eines anderen Getriebes. Aber zunächst muss abgewartet werden, ob auch die Bestimmungen für die CTC verändert werden."
Viele Betroffene hätten sich einen offenen Dialog mit dem DMSB gewünscht. Fühlst Du dich in Frankfurt überhaupt noch vertreten?
"Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Wenn man den Breitensport fördern will, dann halte ich es für notwendig, einen Vertreter aus der Rallye200-Szene im Rallyeausschuss zu haben. Wenn dort alle gegen die Gruppe-H sind, dann ist es einfach diese abzuschaffen. Aber wenn man sich die Starterfelder ansieht, dann macht die Gruppe-H-Fraktion einen gewichtigen Teil aus und die hat im Moment keinen Fürsprecher in den entscheidenden Gremien. Grundsätzlich halte ich es für begrüßenswert, wenn die Verantwortlichen versuchen, die Anzahl der Klassen im Rallyesport zu reduzieren. Wir Aktive könnten dazu wertvolle Hinweise geben."