Rallye Bad Schmiedeberg

Ketomäkis sechster Streich

Mit 56% Asphalt und Beton sowie 44% Schotter und Sand bietet die 12. Rallye Kurstadt Bad Schmiedeberg eine ungewöhnliche Mischung. Kein Problem für die Favoriten: Jukka Ketomäki gewinnt klar vor Raphael Ramonat, die Zweiradler-Wertung sieht Sebastian Vollak vor Dark Liebehenschel vorn.

In den letzten sechs Jahren hat sich bei der Rallye Bad Schmiedeberg manches verändert: Das Rallyezentrum ist zweimal umgezogen, die Rallye wuchs von der Rallye 35 zur Rallye 70, der Belag wechselte von 90% Asphalt zu einem 50-50-Mix, das Wetter schwankte zwischen Gluthitze und Regenwetter. Doch einen Fixpunkt gibt es bei der Hatz zwischen Elbe und Dübener Heide: Den Gesamtsieg holen sich zum sechsten Male hintereinander der Finne Jukka Ketomäki und seine Schmiedeberger Copilotin Kerstin Munkwitz. Für die Copilotin ist es sogar schon der siebente Triumph beim Heimspiel in Folge. „So souverän hat Jukka noch nie gewonnen, sogar auf allen Asphalt lag er vorn.“ 

Gleich die erste Prüfung ist ein Kracher. Start und Ziel befinden sich am Wasserschloss Reinharz, dazwischen liegt ein 10-Kilometer-Sprint mit 3 km Asphalt und 7 km Schotter. Ketomäki (Gruppe-N-Evo 9) nimmt Ramonat (Gruppe-F-Evo 7) 13 Sekunden ab, als Drittbester rauscht Sebastian Vollak durch die Lichtschranke, bereits 35 Sekunden zurück. Marc Bach fällt im Evo 8 aus, bei Mario Czok (Gruppe-F-Evo 9) läuft nach eigener Aussage „noch gar nichts“ und Dark Liebehenschel berichtet von seiner „Heidelbeersuche im Wald“; er schießt mit seinem Citroen C2 R2 an einem Abzweig voll geradeaus und verliert fast eine halbe Minute. Ein Abflug in einer regennassen Asphalt-Links, wobei der Beifahrer Prellungen erleidet, verursacht nach zwei Dritteln des Feldes den Abbruch der Prüfung.

Dann folgen die zwei Asphalt-Prüfungen, die sich schwieriger als sonst zeigen, weil der Regen und der Dreck in und nach den Abzweigen einige Aha-Momente bescheren. Ketomäki baut seinen Vorsprung auch hier aus, Czok und Liebehenschel machen viel Boden gut. Die Königsprüfung um den Golmer Weinberg ist in diesem Jahr 9,5 km lang, die zwei Asphalt-Kilometer sind eingepackt in 7,5 km auf Schotter- und Naturwegen. Ketomäki nimmt Ramonat zwanzig Sekunden ab, Liebehenschel geigt groß auf und lässt Vollak, Czok und Jürgen Neumann, wie Vollak in einem BMW 318 Compact, hinter sich.

Auch die zweite Schleife erlebt vier Bestzeiten des finnisch-deutschen Evo 9, so dass Jukka Ketomäki und Kerstin Munkwitz das Ziel vor dem Kurhaus Bad Schmiedeberg mit anderthalb Minuten Vorsprung erreichen. Bemerkenswert: Der Miet-Evo von Pekka Ruokonen hat vier der sechs Schotter-Cup-Läufe 2017 gewonnen: Mit Liebehenschel in Wittenberg und Wedemark, mit Keskinen in Nordhausen und jetzt mit Ketomäki in Bad Schmiedeberg. Raphael Ramonat und Sara Phieler fahren Platz 2 sicher nach Hause, mit großem Abstand zu Ketomäki und ebenso großem Vorsprung auf die drittplatzierten Zwickauer Mario Czok und Andy Tänczyk, die auf den Asphaltprüfungen auf Platz 3 nach vorn fahren. Ramonat übernimmt damit auch die Führung im ADMV-Rallye-Pokal, hauchdünn vor Nick Heilborn und dem bisherigen Spitzenreiter Torsten Brunke.

Zu den Glanzstücken der Rallye Bad Schmiedeberg zählt die 2000-cm³-Klasse der Gruppe F. Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt fahren erneut bärenstark, siegen unangefochten vorn und liegen lange auf Platz 3. Am Ende wird es „nur“ Platz 4, aber Vollak freut sich nicht nur über die weiter ausgebaute Führung im Schotter-Cup: „Auf der letzten Prüfung haben noch mal eine dritte Gesamtzeit gefahren und Mario Czok hinter uns gelassen.“ Dahinter tobt ein spannender Kampf um Platz 2 auf hohem fahrerischem Niveau. Bernd Knüpfer und Daniel Herzig beginnen mit einem Paukenschlag, als sie im betagten Astra GSi zum Auftakt die vierte Gesamtzeit auf der Reinharz-Prüfung setzen. Am Ende werden sie Sechste insgesamt und Zweite in der Klasse. Um Platz 3 kämpfen Thomas und Melanie Schultz in Clio III mit Jürgen Neumann und Gordon Pfarr im Compact-318, die beide einige Kilometer mit plattem Reifen (Schultz auf WP1, Neumann auf WP8) zurücklegen müssen. Zwei Tage vor seinem 19. Geburtstag sorgt Nico Weigert im BMW 318is für eine Sensation: Mit dem erst 17-jährigen Jan-Eric Bemmann auf dem heißen Sitz belegt er auf WP 1 den siebenten Platz, auf den beiden folgenden Prüfungen knöpft Weigert dem Top-Mann Vollak sogar zwei Bestzeiten auf dem nassen Asphalt ab. Timo Weigert startet als Gesamtfünfter in die WP 4, wo ein Kupplungsdefekt die bravouröse Fahrt stoppt.

In der 3-Liter-Klasse der Gruppe liefern sich Nick Heilborn und Jeffrey Wiesner einen Kampf mit ungleichen Waffen. Auf den vier Asphalt-Prüfungen sind Heilborn und Benjamin Melde mit dem BMW M3 um rund 1:40 Minuten schneller, auf den vier Schotter-Prüfungen haben Jeffrey Wiesner und Stefan Harloff dreimal die Volvo-940-Nase vorn. Heilborn gewinnt die Klasse und ist damit vorzeitig Thüringer Meister, während Wiesner zwar den Volvo-Original-Cup in der Tasche hat, im Schotter-Cup jedoch einige Punkte im Titelkampf einbüßt. Wiesner: „Ich habe auf der letzten Prüfung alles aus dem Volvo herausgequetscht, mehr geht einfach nicht.“ 

Schnellstes Fronttriebler-Team sind Dark Liebehenschel und sein Co Valentin Langner, der nur 10 km Anreise bis zum Rallyezentrum in Meuro hat. Nach dem Patzer auf WP 1 wirft der Ex-Junior-Cup-Sieger (2x DD-Junior, 1x ADAC) noch einen Reifenstapel um, was ihn weitere 30 Sekunden kostet. Dennoch jagt Liebehenschel den schwarzen C2 auf Gesamtrang 5 und freut sich über einen knappen 5:3-Sieg und im Zweiradler-Bestzeiten-Duell mit Sebastian Vollak. 

In der 1600-cm³-Klasse führen bei Halbzeit die beiden Polo von Uwe Joachim und Marcus Heß sowie der Suzuki von Markus Drüge mit deutlichem Vorsprung auf den Rest der elf Teams. Doch kurz vor Schluss fallen alle drei mit Schäden an der Kraftübertragung aus. Im Ziel können Hubertus Schulze und Torsten Fischer (Mitsubishi Colt) über den Klassensieg strahlen, während Christopher Wackernagel, diesmal mit Tina Wiegand als Copilotin, seinen Suzuki Swift auf Platz 2 steuert und damit die Spitze in der ADMV-Rallye-Meisterschaft behaupten kann. Die 1400-cm³-Klasse sieht ein Rekordfeld von neun Teams (2 Micra, 2 Suzuki, 5 Trabant). Michael Knorr und Karina Petrusch gewinnen im Micra die Klasse überlegen, während Thomas Heise (nach zehn Jahren Pause) und Daniela Siohl-Döppner (als Debütantin) im zweiten Micra sich gegen Martin Hartmann und Matthias Schweizer im Allrad-Suzuki durchsetzen können. Die Trabant-Wertung sieht Mario Keller und René Mittmann vorn.

In der Gruppe G fahren die Berliner Routiniers Thomas Leonhardt und Norbert Thamm im Audi S4 Avant fast ein Solo und landen auf Rang 21 trotz abgerissenem U-Schutz und einer Schikanen-Strafminute. Die kleine Klasse geht ganz klar an Patrick Rodewald und Marcel Gruber im behäbigen Volvo 940 aus der LG-Klasse 4. Sie verschenken zwar 30 Sekunden wegen eines umgeworfen Reifenstapels, sie verlieren auf Asphalt zwar 50 Sekunden gegen den zweimaligen DMSB-Rallye-Cup-Sieger Günter Vogt im Fiat Punto aus der stärkeren LG-Klasse 3, doch auf den vier Schotterprüfungen distanzieren sie den Holsteiner um satte vier Minuten! Robby Fechner und Florian Pitzk, zuletzt von der Technik des Evo 6 geplagt, holen sich die Klassensiegerpokale in der Gruppe CTC. Andreas Rink hat bei einem Ausritt in der WP 1 alle Chancen vergeben, die finnischen Ketomäki-Schrauber Juha Nätkin und Ari Lähdesmäki scheuchen einen Skoda Felicia, den Ketomäki am Beginn seiner Karriere fuhr, auf Platz 2 in der Klasse.

Von den 67 Teams stehen 52 im Parc Fermé nach einer Rallye 70, die durch die wechselhaften Bedingungen beim Belag und beim Wetter – erst leichter Regen, dann abtrocknende Piste – hohe Anforderungen stellt. Der Umzug von Bad Schmiedeberg ins das kleine Dorf Meuro ist trotz des Gedränges auf dem Zelt- und Wohnmobilplatz gut angenommen worden, jedenfalls verlassen die letzten Gäste – darunter viele junge Leute aus der Umgebung – das Festzelt erst im Morgengrauen.

Bei den „Historischen“ feiern Roy Kunz und Andrea Selzer ihren zweiten Sieg innerhalb einer Woche. Im Opel Kadett E gewinnen sie mit drei Zehnteln Vorsprung auf das einheimische Golf-Team Stephan und Dirk Ahlert. Auf Platz 3 landen die Volvo-Drifter Bastian Pfeiffer und Steffen Sitz, während Bernd Lutz und Stefan Sawinsky (VW Golf) mit Rang 4 weiterhin den ADMV-Histo-Rallye-Cup anführen.

Ergebnis 12. ADMV-Rallye Kurstadt Bad Schmiedeberg

1.Jukka Ketomäki / Kerstin Munkwitz Mitsubishi Evo 9RC239:41,6
2.Raphael Ramonat / Sara PhielerMitsubishi Evo 7F1+1:31,8
3.Mario Czok / Andy TänczykMitsubishi Evo 9F1+3:01,8
4.Sebastian Vollak / Peter MesserschmidtBMW 318 CompactF5+3:22,9
5.Dark Liebehenschel / Valentin LangnerCitroen C2 R2RC4+4:07,5
6.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigOpel Astra GSi 16VF5+4:14,0
7.Petri Reinikainen / Timo HalliaMitsubishi Evo 9RC2+4:20,6
8.Robby Fechner / Florian PitzkMitsubishi Evo 6C18+4:52,2
9.Thomas Schultz / Melanie SchultzRenault Clio IIIF5+4:59,9
10.Nick Heilborn / Benjamin MeldeBMW M3 E36F4+5:11,2
11.Jürgen Neumann / Gordon PfarrBMW 318 CompactF5+5:19,2
12.Werner Müller / Jörg FruzinskyBMW 318is E30F5+6:13,0
13.Jeffrey Wiesner / Stefan HarloffVolvo 940 VOCF4+6:26,7
14.Juha Nätkin / Ari LähdesmäkiSkoda Felicia 1.6C16+6:44,9
15.Hannes Arndt / Christian StützerFord Fiesta STF5+6:46,9

Schotter-Cup nach sechs von neun Läufen: 1. Vollak 3525, 2. Wiesner 3228, 3. Schultz 3141, 4. Ramonat 2558, 5. Joachim 2378, 6. Liebehenschel 2189, 7. Rodewald 2051, 8. Hartmann 758, 9. Brunke 1638, 10. Rink 1562

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