Baron-von-Aretin-Rallye

Keskinen siegt auf den letzten Metern

Drei Mitsubishi diktieren das Geschehen beim dritten Schotter-Cup-Lauf im niederbayerischen Aldersbach. In einem dramatischen Finale fährt Jaakko Keskinen mit waidwundem Evo 7 als Sieger ins Ziel.

Nach viertägigem Dauerregen reicht ein trockener Freitag nicht aus, um die Waldwege abzutrocknen, die rund 60% der Wertungsprüfungen bei der 14. ADAC-Baron-von-Aretin-Rallye des MSC Emmersdorf ausmachen. Die Besichtigung am Samstagmorgen überrascht die meisten der 77 Teams mit extrem schmierigen und rutschigen Wegen – wohl dem, der über grobe Stollen verfügt!

Extrem unterschiedlich endet die WP 1 auf der neuen Prüfung bei Johanniskirchen für die beiden Favoriten Jaakko Keskinen und Maximilian Koch, die beim Schotter-Auftakt in Wittenberg die beiden ersten Plätze belegt haben. Der Finne stürmt mit einer klaren Bestzeit an die Spitze, während der junge Regensburger – vielleicht unkonzentriert nach nächtlichem Getriebewechsel – den Subaru an einen Baum setzt. Mit der zweitschnellsten Zeit auf der nur drei Kilometer langen Strecke mit rutschigem Waldweg, schneller Asphaltstraße mit Ortsdurchfahrt und Betonplattenweg unterstreicht Gerd Tabbert, das sein selbst aufgebauter Allrad-BMW 325 mit 3-Liter-Maschine mit den Allrad-Turbos mitmischen kann; allerdings fällt beim Start zur WP 2 der vordere Antrieb aus, nur mit Heckantrieb können Gerd Tabbert und Mandy Litzius gerade noch den Klassensieg retten. Als Dritte und Sechste kündigen Felix Weisert und Sebastian Vollak an, dass sie mit ihrem BMW 318 Compact ein Duell auf Biegen und Brechen austragen werden.

Als zweite Prüfung steht die „Hohe Straße“ auf dem Plan, diesmal mit verlängertem Waldweg. Die letzten drei Kilometer verlaufen mitten zwischen den Bäumen, nur mit 4er- und 5er-Kurven, der Schotterweg ist nach den Regenfällen weich und matschig – eine Rutschpartie ohnegleichen. Nicht weniger als fünf Teams kommen nach Ausrutschern nicht ins Ziel der Prüfung. Auch Keskinen eckt vorn rechts an, büßt auf den Österreicher Alexander Tazreiter, der im CTC-Mitsubishi Evo 7 die Bestzeit markiert, 17 Sekunden ein – und muss mit schiefem Vorderrad und angeschlagener Lenkung weiterfahren. Michael Dinkel und Michael Bayer übernehmen die Führung im Mitsubishi Evo 7 knapp vor Alex Tazreiter und Elke Aigner, während Jaakko Keskinen und Jukka Pollari auf Platz 3 zurückfallen. 

Die dritte Prüfung, der Emmersdorf-Klassiker im Wald zwischen Haidenburg und Aidenbach, sieht Keskinen trotz der Schäden vorn. Der 31-jährige Alexander Tazreiter, Vierter der Österreichischen Meisterschaft von 2009, knöpft Dinkel vier Sekunden ab und erreicht als Führender die Halbzeitpause am Weißbierstadl, vor Dinkel und Keskinen. Sebastian Vollak, nach zwei Nullern voll motiviert, fährt hier eine sensationelle zweite Zeit und zieht damit an seinem direkten Konkurrenten Felix Weisert vorbei. 

Finale furioso

Nach der Pause schliddert das Feld zum zweiten Mal über die „Hohe Straße“. Nach drei Abflügen kurz hintereinander fahren die letzten zwanzig Teams die Prüfung nicht mehr und erhalten faire Zeiten. Im Haidenburger Wald wiederholt Keskinen seine Bestzeit ebenso fährt Vollak erneut die zweitbeste Zeit, während Dinkel den Rückstand auf Tazreiter um zwei Sekunden verringert. Vor dem Finale in der Aldersbacher Kiesgrube führt Tazreiter mit 1,9 Sekunden vor Keskinen und mit 2,7 Sekunden vor Dinkel; die drei Mitsubishi Evo 7 sorgen für ein Hitchcock-spannendes Finale. Tazreiter startet als erster im Kieswerk und legt eine Zeit von 1:53,4 vor, die ihm und Elke Aigner am Ende für Rang 2 reicht. Die „Frankenmichel“ verfehlen Tazreiters Zeit um wenige Zehntel; damit landen die Vorjahressieger Michael Dinkel und Michael Bayer auf Platz 3 und schaffen beim sechsten Emmersdorf-Start zum sechsten Mal den Sprung auf Podium. Den Gesamtsieg aber holen sich – zum dritten Mal nach 2010 und 2012 – die Finnen Jaakko Keskinen und Jukka Pollari; denn Keskinen schert sich nicht um das schief stehende Vorderrad, fliegt in finnischer Manier über die Wellen, eckt in der Schikane noch an einem „Fassl“ an – und unterbietet Tazreiters Marke um viereinhalb Sekunden! „Das war heute ein ganz besonderer Sieg“, erzählt der 60-jährige Finne im Ziel mit glänzenden Augen: „Heute habe ich alles Können, was ich in meiner Karriere erworben habe, einsetzen müssen, um doch noch zu gewinnen.“ 

Etliche Allradler kommen nicht ungeschoren durch: Florian Auer und der Tiroler Michael Klotz (beide CTC-Lancer) verlieren nach Ausritten mehrere Minuten, die Reischer-Brüder – letztes Jahr Zweite – beklagen technische Probleme, Jürgen Bachhäubl parkt seinen Evo 9 im Unterholz der WP 5. Ganz sauber fahren hingegen Thomas Schölkopf – bei seiner erst vierten Rallye – und Hans-Peter Loth mit dem Gruppe-N-Impreza von Wallenwein durch und belegen Rang 5.

Vollak in 2-Liter-Klasse vorn

Noch schneller driften Sebastian Vollak und Lisa Kuhn durch die Wälder des Barons und gewinnen die superstark besetzte 2-Liter-Klasse der Gruppe F vor ihren 318-Kollegen Felix Weisert und Marcel Eichenauer, den Lokalmatadoren Rudi und Simone Weileder und dem Opel Astra von Bernd Knüpfer und Daniel Herzig. Eine große Leistung zeigen die Lausitzer Stephan Dammaschke und Gundo Schmidt, die mit dem Mitsubishi Colt nicht nur die 1600-cm³-Klasse der Gruppe F (vor Marcus Heß und Ronny Nowak im Polo) gewinnen, sondern in der Gesamtwertung einen tollen zwölften Rang erzielen. Die 3-Liter-Klasse erlebt den Sieg des niederbayerischen Paars Marcus Ederer und Andrea Winnik, die im urigen BMW M5 (alias Alpina B9) von einem Stempelfehler ihres NAVC-Nachbarteams Marcus Daffner und Sebastian Grund (BMW M3) profitieren; als bestes Volvo-Team fahren Werner Löseke und Paul Tenberge auf Klassenrang 3.

Bei den Fronttrieblern erreichen zwei Gruppe-H-Autos die Top Ten. Raffael Sulzinger hat nach langer Schotterpause seinen Fiesta R2 nach Aldersbach gebracht. Zu Halbzeit liegt er auf Platz 10, im zweiten Umlauf legt er nochmal zu und verbessert sich mit Copilotin Christina Kohl auf den siebenten Platz. Einen Platz dahinter erreichen die Lausitzer Golf-Piloten Marek Goldbohm und René Sommer das Ziel und gewinnen überlegen die 2-Liter-Klasse vor dem Schwaben-Astra von Jochen Kurz und Armin Rozsa. Die 1300-cm³-Klasse sichern sich Uwe Joachim und Michael Knorr im Opel Kadett. In der Gruppe G sind Klaus Braun und Mareen Morgenroth diesmal eine Klasse für sich und siegen klar vor den Einheimischen Willi Trautmannsberger und Michael Stadlöder im Mazda 323.

Die vielen Ausrutscher im Wald sorgen für Blechschäden, aber alle Fahrer bleiben unverletzt. Von den 77 gestarteten Teams erreichen 59 das Ziel, die Ausfallquote bleibt mit 25% moderat. Wegen der Ausritte und Unterbrechungen hat die Rallyeleitung alle Hände voll zu tun, dennoch beginnt stimmungsvolle Siegerehrung mit nur 20 Minuten Verspätung. Keine Rallye in Deutschland kann vergleichbare Wald-Prüfungen auf losem Untergrund bieten wie die Emmersdorfer Baron-von-Aretin-Rallye. 

Ergebnis 14. Emmersdorfer ADAC-Baron-von-Aretin-Rallye 35

1.Jaakko Keskinen / Jukka PollariMitsubishi Evo 7H1623:07,3
2.Alexander Tazreiter / Elke AignerMitsubishi Evo 7C28+2,6
3.Michael Dinkel / Michael BayerMitsubishi Evo 7H16+5,9
4.Sebastian Vollak / Lisa KuhnBMW 318ti E36F827,6
5.Thomas Schölkopf / Hans-Peter LothSubaru ImprezaN3A+31,5
6.Felix Weisert / Marcel EichenauerBMW 318ti E36F836,8
7.Raffael Sulzinger / Christina KohlFord Fiesta R2H1353,7
8.Marek Goldbohm / René SommerVW Golf III GTIH14+1:03,5
9.Rudi Weileder / Simone WeilederBMW 318is E30F8+1:06,3
10.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigOpel Astra GSiF8+1:09,2
11.Mark Muschiol / Kerstin MunkwitzRenault Clio IIRC4+1:26,5
12.Stephan Dammaschke / Gundo SchmidtMitsubishi ColtF9+1:30,2
13.Michael Reischer / Stefan ReischerMazda 323 GTRC28+1:35,9
14.Gerd Tabbert / Mandy LitziusBMW 325ixH15+1:48,5
15.Manfred Seidl / Roswitha ZieglgänsbergerSubaru ImprezaC28+1:50,8
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