Rallye Bad Schmiedeberg

Kantersieg von Jeffrey Wiesner

Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer feiern im Subaru Impreza einen hochüberlegenen Sieg beim Schotter-Auftakt in Bad Schmiedeberg. Ken Milde und Aaron Jungnickel sowie ihre Mitsubishi-Kollegen Raphael Ramonat und Steffen Schmidt stehen neben ihnen auf dem Podium.

Was für ein Tag! Endlich wieder eine Rallye mit Zuschauern! Die Fans versammeln sich schon ab 10 Uhr auf der Rallye-Wiese am Rundkurs, um die früheren DDR-Asse zu begrüßen und die Demofahrten der Trabant, Wartburg und Skoda zu verfolgen. Der Show-Start bei Sonnenschein vor dem Schmiedeberger Kurhaus lässt eher die Kurgäste verweilen, denn die Fans verteilen sich am Gollmer Berg und rund um den Reinharzer Wald. „Noch mehr Zuschauer als in den Vorjahren“, berichtet Rallyeleiter Remo Palm nachher.

Dabei drohte am Freitagabend Ungemach, denn nach zwei Tagen Dauerregen meldeten die WP-Leiter an etlichen Stellen „Land unter“; statt lockerem Sand und Staubfahnen warten Matsch und Pfützen „bis zu 70 Meter“ auf die Fahrer. Doch das Glück hilft den Tüchtigen: Am Samstag fällt kein Tropfen Regen, beim Besichtigen spritzt das Wasser nach allen Seiten, die Matschlöcher werden von Wind und Sonne getrocknet, die Rallye kann regulär durchgeführt werden.

Die 16. ADMV-Rallye Kurstadt Bad Schmiedeberg beginnt mit einem Paukenschlag. Auf der 14 km langen WP 1 – mit 5 km Asphalt und 9 km Schotter – knallt Jeffrey Wiesner als allerletzter Starter eine fantastische Bestzeit hin. Wiesner und Co Marcel Eichenauer fahren im Subaru Impreza um 29 Sekunden schneller als die Zweiten, Marc Bach und André Seelisch im Mitsubishi Evo 9. Das ist in den Zeitenlisten nicht sofort erkennbar, weil Wiesner eine 30-Sekunden-Strafe bekommt, nachdem er – einem dicken Stein ausweichend – auf dem Stoppelacker neben dem Feldweg weitergebraust ist. Die Mitsubishi von Matthias Koch, Lazar Kan und Raphael Ramonat folgen auf den Rängen 3 bis 5, während Ken Milde („Bin eingerostet nach der langen Pause“) über eine Minute auf Wiesner einbüßt und hinter Andreas Rink im Subaru nur auf Platz 7 liegt.

Auf dem Asphalt-Rundkurs fährt Bach die Bestzeit mit einer Zehntel vor Wiesner, den 10-Kilometer-Sprint mit der spektakulären Ortsdurchfahrt in Meuro – nur wenige Schritte neben dem Rallyezentrum - entscheidet Wiesner für sich, 15 Sekunden vor Bach und 17 Sekunden vor Koch. Zur Halbzeit führt Wiesner vor Bach, Ramonat, Rink, Milde und Kan. Bei den „Zweiradlern“ hat Patrick Rodewald im Volvo knapp die Nase vorn gegen Rigo Sonntag im Honda.

In der zweiten Schleife fahren Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer der Konkurrenz erneut deutlich davon und gewinnen die Rallye Bad Schmiedeberg mit mehr als zwei Minuten Vorsprung. Marc Bach strandet auf WP 4, als ein Pleuel abreißt und ein Riesenloch in den Motorblock schlägt. Auch Andreas Rink (Aufhängung) und Matthias Koch (Motor) fallen aus. Ken Milde hingegen schüttelt den Rost ab, fährt im Evo 8 auf dem Rundkurs die Bestzeit und erreicht mit Co Aaron Jungnickel schließlich den Ehrenplatz. Raphael Ramonat, dessen Evo erst am Donnerstag sein Schotter-Fahrwerk erhielt, hadert mit dem Gewicht von 1550 Kilo, steigt aber mit Steffen Schmidt als Dritter aufs Podium. Übrigens: Die Siegerehrung findet im klassischen Stil auf der Bühne des voll besetzten Festzelts statt – und hinterher steigt noch eine Disco-Party!

Hinter den Evos von Lazar Kan, Robby Fechner rund Martin Wagner erreichen Rigo Sonntag und Peter Messerschmidt im Honda Civic das Ziel als Siebente und somit schnellstes Team mit Frontantrieb. Ein stahlender Rigo Sonntag sagt im Ziel gleich zweimal Danke – einmal dem Veranstalter, der „sich unglaublich viel Mühe gegeben hat, um uns eine erstklassige Rallye zu bieten“, zum andern seinen Mitstreitern, denn „wegen eines kleinen Defekts wären wir ausgefallen, wenn uns nicht einer unserer direkten Konkurrenten geholfen hätte“. Hinter Sonntag driften Jan Schneider und Sascha Wöll im Compact-318 auf den zweiten Platz in der starken 2-Liter-Klasse - gleichzeitig Beste des 318is-Cups – vor den beiden Clio von Thomas und Melanie Schultz sowie Christian Bauer und Kenny Trommer.

In der 3-Liter-Klasse schaffen Patrick Rodewald und Andrea Selzer im Volvo 242 einen Start-Ziel-Sieg. Nach dem Ausfall von Björn Becker landen seine Audi-90-Quattro-Kollegen Max Irmer und Mike Schütte sowie Sven Schumann und Torsten Hopfer auf den nächsten Plätzen, während Hagen Fritsch und Martin Luthardt die Tageswertung des Volvo Original Cups gewinnen.

Die 1600-cm³-Klasse NC4 erlebt ein spannendes Duell der Nordhäuser Clubkameraden Johannes Heldt / Heiko Schmidt (VW Polo) und Fabian Schulze / Jean Ihlefeldt (Suzuki Swift). Heldt erwischt den besseren Start, später bremsen ihn Zündaussetzer ein. Vor dem Finale ist sein Vorsprung auf 6 Sekunden geschrumpft. Fabian Schulze attackiert – und verliert, als er im Reinharzer Wald ausrutscht und ein Rad abreißt. Somit rücken Andreas Schramm und Eric Beck (Polo) auf Rang 2 nach vorn. Den dritten Platz in der mit 14 Fahrzeuge stark besetzten Klasse erkämpfen sich Uwe von Fritschen und Andreas Baumann im besten der vier gestarteten Lada VFTS vor dem Junior-Team Lukas Heinze / Clara Bettge im Suzuki Swift. Mario Keller und Felix Wolf schaffen das Kunststück, mit dem Trabant 601 den Sieg in der 1400-cm³-Klasse einzufahren – für „Flascher“ Keller der zehnte Klassensieg in Bad Schmiedeberg!

Einen schönen Zweikampf liefern sich in der RC5-Klasse die beiden Cup-Adam von Patrick Pusch und Fabian Hoese sowie Liam und Katharina Müller, die als Kathi Schreck in den Neunzigern den Mitropa-Cup gewann. Ihr 17-jähriger Sohn Liam übernimmt zunächst die Führung, aber Pusch kann beim Comeback nach 5 Jahren Pause kontern. Mit zwei Sekunden Vorsprung startet Liam Müller in die letzte Prüfung und rutscht kurz vor den Ziel gegen einen Baum. Beide bleiben unverletzt, doch die Bergung reißt eine Lücke ins Feld. Patrick Pusch gewinnt die Klasse und liegt 15 Sekunden vor René Noller und Tim Rauber, die im stärkeren Opel Adam R2 die Klasse RC4 – und die Junior-Wertung – gewinnen.

Ulf Semmelhaack und Peter Kroll (Impreza) siegen in der Gruppe G konkurrenzlos, während es in der kleinen Klasse bis zum Ziel spannend bleibt. Thomas Leonhardt und Kevin Linke retten den Klassensieg mit defekter Kupplung knapp gegen das Ibiza-Team Patrick Buys und Ronny Hayn. Obwohl 34 von 65 WP-Kilometern über Schotter- und Naturwege führen, bleibt die Ausfallquote moderat: 56 von 74 Teams kommen ins Ziel.

Beim Auftakt zum HD-Schotter-Cup sind 54 der 75 eingeschriebenen Teams am Start, auch wenn Urlaub, Erkrankungen und Motorschäden einige Absagen verursacht haben. Die drei Kategoriensieger Rigo Sonntag, Jeffrey Wiesner und Patrick Rodewald liegen Kopf-an-Kopf vorn; die geringen Punkteabstände versprechen einen heißen Herbst. In der ADMV-Meisterschaft führt Andreas Schramm im Polo nach zwei zweiten Klassenrängen in Pößneck und Schmiedeberg die Tabelle an vor dem Berliner Thomas Leonhardt im Audi und Evo-Pilot Martin Wagner. Die drei U23-Junioren Lukas Heinze, Arwed Jungnickel und Nico Rostalski folgen auf den Plätzen 4 bis 6.

Bei der Histo-Rallye setzen sich Bernd Lutz und Stefan Sawinsky (Golf I, Baujahr 1982) im Endspurt knapp gegen Jens Lewandowski und Mandy Seidel (Wartburg 353, Bj. 1973) durch. Den dritten Platz holen sich die Slalom-Umsteiger Michael Rimpau und Christian Schäfer (Volvo 242, Bj. 1982). 10 der 15 gestarteten „Oldies“ fahren durch den Zielbogen am Kurhaus Bad Schmiedeberg.

Ergebnis 16. ADMV-Rallye Kurstadt Bad Schmiedeberg
1.Jeffrey Wiesner / Marcel EichenauerSubaru Impreza N12NC138:15,5
2.Ken Milde / Aaron JungnickelMitsubishi Evo 8NC1+ 2:09,2
3.Raphael Ramonat / Steffen SchmidtMitsubishi Evo 10NC1+ 2:40,9
4.Lazar Kan / Rico WächtlerMitsubishi Evo 9NC1+ 3:06,3
5.Robby Fechner / Florian PitzkMitsubishi Evo 6NC1+ 3:30,0
6.Martin Wagner / Alexander RödigerMitsubishi Evo 8NC1+ 3:51,1
7.Rigo Sonntag / Peter MesserschmittHonda Civic RNC3+ 4:02,1
8.Patrick Rodewald / Andrea SelzerVolvo 242NC2+.4:20,1
9.Jan Schneider / Sascha WöllBMW 318ti E36NC3+ 4:33,6
10.Thomas Schultz / Melanie SchultzRenault Clio III RSNC3+ 4:59,6
11.Christian Bauer / Kenny TrommerRenault Clio RagnottiNC3+ 4:59,6
12.Patrick Pusch / Fabian HoeseOpel Adam CupRC5+ 5:48,8
13.René Noller / Tim RauberOpel Adam R2RC4+ 6:03,7
14.Johannes Heldt / Heiko SchmidtVW Polo GTINC4+ 6:14,5
15.Uwe Semmelhaack / Peter KrollSubaru Impreza STINC6+ 6:17,0
Stand im HD-Schotter-Cup: 1.Sonntag 655, 2. Wiesner 649, 3. Rodewald 648, 4. Schneider 625, 5. Heldt 622, 6. Milde 606, 7. Schultz 602, 8. Von Fritschen 577, 9. Irmer 572, 10. Ramonat 563.

Stand in der ADMV-Rallye-Meisterschaft: 1. Schramm 1574, 2. Leonhardt 1467, 3. Wagner 1162, 4. Heinze 1140, 5. Jungnickel 1060, 6. Rostalski 938, 7. Sonntag 938, 8. Heldt 929.

Nächste Läufe: Rallye Grünhain am 18. September (ADMV) und Ostsee-Rallye am 25. September (Schotter)
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