Am Freitagabend regnet es in und um Beelitz, deshalb notieren die Teams am Samstagmorgen beim Besichtigen manch eine matschige Stelle, besonders die Betonplattenwege sind an den Kurvenausgängen glitschig. Doch es bleibt den ganzen Samstag trocken, und als der einzige Trabant um 12.31 Uhr durch den Startbogen auf dem Jakobs Hof tuckert, scheint sogar die Sonne. Die drei Favoriten starten in ihren Mitsubishi ganz zum Schluss: Sven Senglaub und Lydia Eschenhorn, Marc Bach und André Seelisch sowie Ken Milde und Aaron Jungnickel.
Das Evo-Duell zwischen Marc Bach und Ken Milde zeichnet sich schon auf dem 4-km-Aufwärmsprint bei Schlalach ab; dort fährt Bach um 7 Zehntel schneller als Milde. Der Rundkurs Brück ist neu zusammengestellt und diesmal 12,7 km lang; hier nimmt Bach seinem Verfolger 1,5 Sekunden ab. Die WP 3 führt von Nichel nach Alt-Bork, knapp 15 km im WM-Format: bröselnder Asphalt, buckliger Grasweg, Asphalt, Spurplatte mit Schäden, Asphalt, Schotter, Pflaster, Schotter, Gras, Spurplatte kurvig, Spurplatte geradeaus und zum Schluss 2 km feinster Schotter. Der führende Bach leistet sich bei hohem Tempo einen Dreher. „Das hätte schief gehen können“, berichtet Co André Seelisch, „wir haben bestimmt 10 Sekunden verloren, aber zum Glück nirgendwo angeeckt.“ Milde kann die „Steilvorlage“ nicht nutzen, fährt lediglich eine Zehntel schneller als Bach, während Senglaub sich die Bestzeit holt.
Zur Halbzeit trennen Bach und Milde nur zwei Sekunden, Senglaub liegt als Dritter mit 10 Sekunden Abstand noch in Schlagdistanz. Hinter den Mitsu-Piloten Robby Fechner und Ingmar Wandner folgen die schnellsten Fronttriebler auf den Plätzen 6 bis 8 – Christian Bauer im Clio Ragnotti, Dirk Knüpfer im Honda Civic R3 und Thomas Schultz im Clio III.
In der zweiten Schleife kann Marc Bach den Vorsprung auf Ken Milde mit zwei Bestzeiten leicht ausbauen, in den abschließenden 15-km-Marathon startet er mit 8 Sekunden Vorsprung. Marc Bach und André Seelisch legen im Dunkeln ein Höllentempo vor, wischen eine Bake weg und durchfliegen nach 9:01 Minuten das Ziel – Gesamtsieg!
Ken Milde und Aaron Jungnickel brauchen satte 40 Sekunden länger, weil „ich eben nachblind bin“ – so der Pilot. Ihr zweiter Platz ist allerdings nicht Gefahr, denn Senglaub muss seinen Evo nach der WP 5 mit einer defekten Antriebswelle abstellen. Dadurch rutschen Robby Fechner und Florian Pitzk auf den dritten Platz vor und stehen bei der Siegerehrung auf dem Podium.
Ingmar und Hendrik Wandner retten den vierten Platz mit einer winzigen Zehntel vor dem besten „Zweiradler“, dem Clio II von Christian Bauer und Kenny Trommer. Sie liegen im Ziel 35 Sekunden vor Thomas und Melanie Schultz im stärkeren, aber deutlich schwereren Clio III. Sensationelle Dritte werden David Bauer, Sohn des Lada-Experten Andreas Bauer, und seine Cousine Anika Gräber, die ihre erste Rallye bestreitet, im BMW 318 Compact. Dahinter platzieren sich Jan Schneider und Sascha Wöll als bestes Team aus dem 318is-Cup. Drei Mitfavoriten bleiben auf der Strecke: Bernd Knüpfer parkt den Opel Astra im Gebüsch, sein Bruder Dirk Knüpfer den Honda Civic R3 im Graben, und Rigo Sonntag landet nach einer Querrinne so hart, dass die Motorhaube die Windschutzscheibe eindrückt.
In der 3-Liter-Klasse NC2 wiederholen Patrick Rodewald und Andrea Selzer im Volvo 242 ihren Bad Schmiedeberg-Erfolg – mit ein wenig Glück, denn in der letzten Prüfung steht die Hinterachse kurz vor dem Exitus. Der zweite Platz geht an die Lokalmatadoren Max Irmer und Mike Schütte im Audi 90 Quattro, Platz 3 an die Tagessieger des Volvo Original Cups, Werner Löseke und Daniel Rosenmüller.
In der 1600-cm³-Klasse NC4 endet der Dreikampf zwischen Fabian Schulze im Swift und den beiden Polo von Hannes Heldt und Andreas Schramm zur Mitte der zweiten Schleife, als die beiden Nordhäuser Teams mit technischen Defekten in WP 5 stoppen. Andreas Schramm und Marcel Eichenauer feiern einen überlegenen Sieg und sind dem ADMV-Titel ein gutes Stück näher gekommen. Genau eine Minute dahinter kommen Alex Rieck und Dirk Ahlert im Citroen Saxo ins Ziel und strahlen über Rang 2. Den dritten Rang unter 16 Startern sichern sich mit einer überraschend starken Leistung Julia Wolanski und Jenny Zander im Suzuki Swift.
Die Gruppe G erlebt das – technisch ungleiche – Duell zwischen Thomas Leonhardt und Kevin Linke im Audi B5 Quattro einerseits sowie Patrick Buys und Ronny Hayn im Seat Ibiza andererseits. Beim Heimspiel wuchtet „Leo“ den 1,6 Tonnen schweren Audi auf einen großartigen Gesamtrang 12. Aber auch Patrick Buys hält mächtig rein, wird 2. in der Klassen- und 18. in der Gesamtwertung – stark!
Nach 62 harten und anspruchsvollen WP-Kilometern erreichen 43 von 67 gestarteten Teams das Ziel. Der Veranstalter PRS Berlin zeigt in eindrucksvoller Weise, dass eine Rallye 70 in 14 Stunden ablaufen kann: Besichtigung ab 7.30 Uhr, Start ab 12.30 Uhr, Zielankunft zwischen 18.15 und 18.56 Uhr, Parc-Fermé-Aufhebung um 19.50 Uhr, Ergebnisaushang um 20.15 Uhr und Siegerehrung um 21.00 Uhr mit Ende um 21.30 Uhr, also eine Stunde früher (per Bulletin abgesegnet) als der Beginn der Siegerehrung laut Ausschreibung geplant war.
Im HD-Schotter-Cup gewinnen Thomas Schultz, Patrick Rodewald und Marc Bach die drei Kategorien. Nach Sonntags Ausfall liegt jetzt Jan Schneider im Cup-BMW an der Spitze, Ken Milde und Thomas Leonhardt dürfen sich vor der Lausitz-Rallye noch konkrete Hoffnungen auf den Titel machen, fünf weitere zumindest noch theoretische.
In der ADMV-Meisterschaft kann Andreas Schramm aus Schneeberg am kommenden Samstag in Zwickau vielleicht schon jubeln, sofern er bei der Sachsen-Rallye sauber ins Ziel fährt. Nur Thomas Leonhardt kann ihn einholen, wird aber in Zwickau nicht starten, sondern erst beim Finale in der Lausitz. Die beiden Konkurrenten haben schon jeweils einen Titel in der Tasche. Thomas Leonhardt steht als Sieger der ADAC-Meisterschaft Berlin-Brandenburg fest, Andreas Schramm hat die ADMV-Meisterschaft Sachsen-Anhalt/Berlin-Brandenburg gewonnen.
Ergebnis 48. ADAC-Havelland-Rallye | ||||
1. | Marc Bach / André Seelisch | Mitsubishi Evo 8 | NC1 | 39:35,0 |
2. | Ken Milde / Aaron Jungnickel | Mitsubishi Evo 8 | NC1 | +48,3 |
3. | Robby Fechner / Florian Pitzk | Mitsubishi Evo 6 | NC1 | + 2:03,6 |
4. | Ingmar Wandner / Hendrik Wander | Mitsubishi Evo 7 | NC1 | + 2:58,1 |
5. | Christian Bauer / Kenny Trommer | Renault Clio Ragnotti | NC3 | + 2:58,2 |
6. | Thomas Schultz / Melanie Schultz | Renault Clio III RS | NC3 | + 3:34,5 |
7. | David Bauer / Anika Gräber | BMW 318ti E36 | NC3 | + 4:37,2 |
8. | Patrick Rodewald / Andrea Selzer | Volvo 242 | NC2 | +.4:51,1 |
9. | Maximilian Irmer / Mike Schütte | Audi 90 Quattro V6 | NC2 | + 4:58,7 |
10. | Jan Schneider / Sascha Wöll | BMW 318ti E36 | NC3 | + 5:03,2 |
11. | Werner Löseke / Daniel Rosenmüller | Volvo 940 | NC2 | + 5:06,1 |
12. | Thomas Leonhardt / Kevin Linke | Audi B5 Quattro | NC8 | + 5:17,9 |
13. | Andreas Schramm / Marcel Eichenauer | VW Polo GTI | NC4 | + 5:25,4 |
14. | Sven Schumann / Torsten Hopfer | Audi 90 Quattro | NC2 | + 5:39,2 |
15. | Frank Zischkale / Dirk Eißner | BMW 318is E30 | NC3 | + 6:03,7 |
Stand im HD-Schotter-Cup: 1. Schneider 1819, 2. Milde 1710, 3. Leonhardt 1511, 4. Buys 1419, 5. Rodewald 1362, 4. 6. Schultz 1309, 7. Sonntag 1302, 8. Löseke 1207, 9. Zischkale 1116, 10. Heldt 1107 Stand in der ADMV-Rallye-Meisterschaft: 1. Schramm 3887, 2. Leonhardt 3512, 3. Rodewald 1814, 4. Brunke 1803, 5. Schulze 1775, 6. Milde 1637, 7. Heinze 1615, 8. Sonntag 1524 Nächste Läufe: AvD-Rallye Sachsen am 29./30. Oktober (ADMV-RM) und ADMV-Lausitz-Rallye am 5./6. November (Schotter+ADMV) |