20. Lausitz-Rallye

Gröndal vorn beim Lausitz-Thriller

Rallyesport vom Allerfeinsten erleben die Zuschauer bei der Lausitz-Rallye: Matthias Kahle und Anders Gröndal liefern sich packendes Duell, bei dem die Abstände im Zehntelsekundenbereich liegen. Im Endspurt hat der Norweger die Nase vorn.

Die 20. Int. ADMV-Lausitz-Rallye ist zweifelsfrei die Nummer 2 in Deutschland – gleich hinter dem WM-Lauf. Mit 168 WP-Kilometern, vor allem mit 138 Schotter-Kilometern, hebt sie sich weit von den DRM-Läufen ab. Dabei ist die Veranstaltung super-kompakt, die Gesamtlänge liegt bei nur 374 km, der WP-Anteil also bei 45%.

Bedauerlich, dass das Geld fehlt, um sich in die richtige Europa-Meisterschaft einzukaufen, denn die ERT (European Rally Trophy) interessiert niemanden und bringt gerade mal einen Starter. Dennoch kommen die Ausländer alle Jahre wieder in die Lausitz. 34 von 74 Nennungen kommen aus dem östlichen Nachbarländern, dem Baltikum und Skandinavien. Auch bei der Qualität des Starterfeldes liegt die Lausitz-Rallye klar vor den DRM-Läufen. 13 R5-Fahrzeuge haben genannt, 12 starten in Uhyst, die einzige Absage ist nachvollziehbar: Der alte Fuchs und Autovermieter Saku Vierimaa fehlt mit seinem Citroen DS3 R5, weil am Samstag zuvor ein zahlender Kunde seinen R5 in einem schwedischen Wald versenkt hat. 

Fünf Ford Fiesta R5 mit den Norwegern Anders Gröndal und Arnt Olsen, dem Tschechen Jarek Orsak, dem deutschen 2WD-Meister Carsten Mohe, dem Deutsch-Neuseeländer Peter Scharmach sowie den Polen Tomasz Gryc und Mariusz Zapala treffen auf vier Skoda Fabia R5, die von Matthias Kahle, Albert von Thurn und Taxis, dem Dänen Kristian Poulsen und dem Tschechen Ji?i Tošovsky gelenkt werden. Daniel Chwist aus Polen macht mit seinem Hyundai i20 R5 das Dutzend voll. Mitmischen - alle im Mitsubishi Evo 10 - wollen auch der Lette Janis Vorobjovs, Hermann Gaßner (der Senior) und der Schwede Jacob Jansson sowie dessen Landsmann Algot Öberg im Subaru Impreza, der im letzten Jahr sensationell Zweiter wurde. 

Zum Auftakt geht es durch die Lausitz-Arena, wo zwei Runden mit Sprungkuppe, Wasserdurchfahrt und Live-Reportage viele Zuschauer anlocken. Matthias Kahle und Christian Doerr legen einen ausgezeichneten Start hin, fliegen am Jump wahnwitzig hoch und weit, sie fahren drei Sekunden schneller als Gröndal und zehn Sekunden schneller als Jansson. Orsak, Vorobjovs und „T&T“ folgen, während Mohe auf einem Erdwall aufsitzt und 30 Sekunden einbüßt. Auf der Mulkwitz-Prüfung, mit 9 km Länge die kürzeste WP (!) der Lausitz-Rallye, dreht Gröndal den Spieß um und kommt mit einer Zehntelsekunde Vorsprung auf Kahle in den ersten Service. Jansson, Thurn und Taxis, Vorobjovs, Orsak, Poulsen, Mohe, Öberg und Gaßner machen die ersten Zehn rund.

Die zweite Schleife findet im Dunkeln statt. Während die Fans in der Arena unverdrossen ihre Helden feiern, kämpfen die Fahrer mit stellenweise tiefen Rillen, die Mulkwitz-WP wird durch etliche Waschbrett-Passagen zur Rüttelpiste. Der junge Jacob Jansson strandet, während Kahle und Gröndal die Ergebnisse vom ersten Turn wiederholen: Kahle-Bestzeit in der Arena, Gröndal-Bestzeit in Mulkwitz. Der Norweger und sein Co Roger Eilertsen können sich mit einer Sekunde Vorsprung schlafen legen. Albert von Thurn und Taxis und seine Berliner Beifahrerin Sandra Bufe überraschen mit Rang 3, 33 Sekunden hinter Gröndal, aber zehn Sekunden vor Orsak; dann folgen Vorobjovs, Poulsen, Mohe, Gaßner und Gryc, der am Samstagmorgen wegen hohen Fiebers auf die Weiterfahrt verzichtet. 

Die Samstagetappe beginnt mit der 17 km langen Prüfung „Sprey“, die im Mittelteil nochmal Labyrinth-ähnlich durch die Lausitz-Arena führt. Gröndal ist um 0,9 Sekunden flotter unterwegs als Kahle, Orsak verkürzt den Abstand zu T&T, Mohe nimmt Poulsen ins Visier. Als zweite Strecke am Vormittag steht die WP Bärwalder See auf dem Programm; statt des Rundkurses von 2016 wird in diesem Jahr eine weitgehend neue Variante gefahren, quasi als Start-Ziel-Prüfung, offiziell als Rundkurs mit einer Runde und Auslauf – aber lediglich 60 Meter werden doppelt gefahren, schon zehn Wagenlängen nach dem Start geht es links in die Runde und rechts zum Ziel. Aus der Asphaltprüfung des Vorjahres ist eine Mischprüfung geworden: Zwei Drittel Schotter, ein Drittel Asphalt. Matthias Kahle kommt mit dem Mix bestens zurecht und knöpft Gröndal sechs Sekunden ab; das bedeutet eine 3-Sekunden-Führung. Thurn und Taxis liegt als Dritter eine Minute dahinter, Orsak folgt mit fünf Sekunden Distanz, eine weitere Minute zurück raufen Poulsen und Mohe um Platz 5. Die beiden schnellsten Gruppe-N-Piloten melden Probleme; Vorobjovs büßt über eine Minute ein, Öberg fällt mit Getriebeschaden aus. Chwist im Hyundai und Olsen im Fiesta rücken in die Top Ten nach.

Der zweite Umlauf sieht Gröndal auf beiden Prüfungen knapp vor Kahle, der jedoch die Führung behauptet – mit einer Zehntelsekunde! Carsten Mohe und Alexander Hirsch schießen sich immer besser auf den bei Hans Weijs gemieteten Fiesta R5 ein und überholen die Dänen Kristian Poulsen und Ole Frederiksen.

Die letzte Doppelschleife findet auf der Ostseite des Bärwalder Sees statt. Die WP 9+11 „Kringelsdorf“ beginnt im rekultivierten Teil des Tagebaus Reichwald und führt dann über den Bundeswehr-Truppenübungsplatz, 13 km über Schotter- und Naturwege mit 1,5 km Landstraße zum Schluss. Die WP 10+12 „Hafen Klitten“ unterscheidet sich extrem vom Rest der Lausitz-Rallye: Vom Rallye-HQ in Boxbergt immer am See-Ufer entlang bis zum Servicepark in Uhyst: 8 km auf schmalen Asphalt-Radwege, 2 km auf Naturwegen. Da alle Fahrer auf M+S-Reifen unterwegs sind, empfinden die Fahrer die Asphaltwege – im Wald feucht und mit nassem Laub garniert – als ganz besonders rutschig.

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Kahle behält auf der Kringelsdorf-Prüfung knapp die Oberhand, aber mit nur drei Zehnteln. Die Asphalt-Radweg-Prüfung durch den Hafen Klitten behagt Kahle und Doerr weniger. Gröndal nimmt ihnen fünf Sekunden ab, auch Albert von Thurn und Taxis ist hier schneller als Kahle. Der siebenmalige Deutsche Meister fährt beim zweiten Kringelsdorf-Durchgang auf der letzten Rille, dennoch ist seine Zeit wegen der schlechter gewordenen Oberfläche um fünf Sekunden langsamer. Gröndal gibt ebenfalls Gas bis zum Limit und braucht nur eine Sekunde mehr als zuvor. Damit ist die Vorentscheidung gefallen. Matthias Kahle und Christian Doerr halten Kriegsrat und beschließen, auf der letzten WP auf Nummer Sicher zu fahren und sich mit dem zweiten Platz zufrieden zu geben. Gröndal weiß davon nichts, erwartet Kahles Schlussangriff und knallt eine fabelhafte Bestzeit auf den schmierigen Asphalt.

So siegen Anders Gröndal und Roger Eilertsen nach einem mitreißenden Duell scheinbar deutlich; für den seit einer Woche verheirateten Gröndal ist es bereits der vierte Lausitz-Sieg. Damit zieht er gleich mit Matthias Kahle, der mit seinem Co Christian Doerr über den zweiten Platz sehr zufrieden ist. Großer Jubel herrscht auf der Zielrampe bei Albert von Thurn und Taxis und Sandra Bufe; für den Ex-Rennfahrer bedeutet der dritte Rang hinter den beiden Top-Fahrern und vor vielen bekannten Namen seine beste Leistung auf der Rallyepiste. Hinter Jaroslav Orsak landen Carsten Mohe und Alexander Hirsch auf Platz 5 und zeigen, dass sie auch „Allrad können“. Bei den Produktionswagen sind die Letten Janis Vorobjovs und Ivo Pukis eindeutig die Besten. Aber auch Hermann Gaßner und Jasmin Kramer schlagen sich gut, werden Achte und gewinnen die Gruppe F in ihrem Evo 10.

Bei den „Kleinen“ hat der tschechische Junior Dominik Brož im Peugeot 208 die Nase vorn. Die meisten 2WD-Bestzeiten schafft sein Teamkollege Filip Mareš; der Dritte der Junior-EM hat allerdings die WP 4 nicht beendet und dafür sieben Strafminuten kassiert. Dark Liebehenschel und Valentin Langner fahren im Citroen C2 zwischen Brož und Mareš auf den zweiten Platz bei den Fronttrieblern wie auch in der Klasse RC4. Bei den Hecktrieblern liefern Jeffrey Wiesner und Stefan Harloff im Volvo 242 lange Zeit eine großartige Vorstellung, bis die Hinterachse den Dienst quittiert. So driften die Polen Pawel Poletylo und Bozydar Grzywaczewski im BMW M3 zum Klassensieg.

Noch 41 der 71 gestarteten Fahrzeuge rollen auf der Spreeinsel Uhyst durch den Zielbogen. Ein Schwachpunkt der Jubiläums-Veranstaltung ist anzumerken: Nachdem das langjährige Servicezentrum Reichwalde nicht mehr genutzt werden konnte, wanderte der Serviceplatz nach Uhyst auf eine Wiese, auf der am verregneten Mittwoch mehrere Trucks und Laster stecken blieben. Das gute Wetter am Freitag und Samstag verhinderte „Weltmeisterschaftsniveau“ wie am Bostalsee, doch im nächsten Jahr sollte ein besserer Platz – einschließlich Rallye-HQ und Siegerehrung – gefunden werden. Ansonsten punktet die Lausitz-Rallye einmal mehr mit gutem Zuschauerservice, sehr guter Ausschilderung, Rallye-Radio live, internationalem Flair und natürlich mit den unvergleichlichen, anspruchsvollen Pisten.

20. Int. ADMV-Lausitz-Rallye 

1.Anders Gröndal / Roger EilertsenFord Fiesta R5RC21:39:55,5
2.Matthias Kahle / Christian DoerrSkoda Fabia R5RC2+22,0
3.Albert von Thurn & Taxis / Sandra BufeSkoda Fabia R5RC2+2:03,5
4.Jarislav Orsak / David ŠmeidlerFord Fiesta R5RC2+2:46,4
5.Carsten Mohe / Alexander HirschFord Fiesta R5RC2+4:13,2
6.Kristian Poulsen / Ole FrederiksenSkoda Fabia R5RC2+4:49,8
7.Janis Vorobjovs / Ivo PukisMitsubishi Evo 10RC2/N+5:13,6
8.Hermann Gaßner / Jasmin KramerMitsubishi Evo 10F1+7:25,6
9.Daniel Chwist / Dariusz BurkatHyundai i20 R5RC2+8:21,4
10.Michael Sörensen / Claus AmstrupSkoda Fabia S2000RC2+9:27,4
11.Peter Scharmach / Dietmar MochFord Fiesta R5RC2+10:14,1
12.Arnt Gustav Olsen / Kjell OlsenFord Fiesta R5RC2+10:16,0
13.Even Moan / Glenn BjörndalSubaru ImprezaRC2/N+11:54,1
14.Björn Bäkkevold / Erling FredriksenMitsubishi Evo 9C18+12:07,4
16.Dominik Brož / Petr TešinskyPeugeot 208 R2RC4+13:46,3
18.Pawel Poletylo / Bozydar GrzyvaczewskiBMW M3 E36C18+14:24,7
19.Dark Liebehenschel / Valentin LangnerCitroen C2 R2RC4+16:49,8
27.Tomas Belohradsky / Pavel BastaBMW 318is E30C17+27:18,7
28.Nick Heilborn / Benjamin MeldeBMW M3 E36F4+27:49,3
29.Torsten Brunke / Andreas WeißflogVW Golf III GTIF5+27:57,5
30.Markus Drüge / Lisa StenglSuzuki Swift SportF6+28:40,2
32.Patrick Rodewald / Dennis RauheVolvo 940G11+31:40,2
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