Rallye Erzgebirge

Erze-Podium mit Ramonat, Zeltner und Wiegand

Raphael Ramonat und Nanett Centner fahren bei der Rallye Erzgebirge im Mitsubishi zum Erfolg. Ruben und Petra Zeltner können im angemieteten Mitsubishi den Vize-Europameister Sepp Wiegand (Citroën DS3) auf Rang 3 verweisen.

Raphael Ramonat und Nanett Centner Mitsubishi Evo
Raphael Ramonat und Nanett Centner gewinnen die Rallye Erzgebirge

Unfreiwillig ist die Rallye Erzgebirge aus der DRM ausgeschieden; die 53. Ausgabe wird deshalb als Rallye 70 ausgetragen, mit Prädikaten für den DMSB-Rallye-Pokal, die ADMV-Meisterschaften, und etliche regionale Serien- und Markenpokale. Stollberg am Rand des Erzgebirge ist Zentrum der Rallye, die Schauplätze sind über das Stadtgebiet verteilt, mit Start auf dem Marktplatz mit Landrat und Bürgermeister. Ein Schneeschauer aus der Nacht ist am Freitagmittag weggeschmolzen, am Samstag scheint die Sonne warm auf die vielen Zuschauer, die Strecken sind bis auf 2 km kurz vor dem Ziel trocken.

Ruben Zeltner, achtmaliger Erzgebirge-Sieger, spielt seine Chancen vor dem Start herunter. „Meine Saison beginnt erst mit der Sachsen-Rallye. Aber die Rallye Erzgebirge zählt für uns“ – die Zeltners wohnen nur 10 Minuten entfernt – „unbedingt zum Jahr. Deshalb habe ich den Evo 8 von Gassner-Motorsport angemietet, praktisch auf gutem Gruppe-N-Stand mit 34-mm-Restriktor. Aber im Vergleich zu einem richtigen Gruppe-H-Evo fehlt ihm das sequenzielle Getriebe, zudem ist er über 100 Kilo schwerer.“ Zeltner sieht Raphael Ramonat als Favoriten sowie Sepp Wiegand, den er für den „nach wie vor schnellsten Fahrer Deutschlands“ hält.

Ruben und Petra Zeltner ließen sich die 'Erze' nicht entgehen

Raphael Ramonat bestätigt Zeltners Prognose mit einer eindrucksvollen Bestzeit auf dem neuen Rundkurs in Bad Schlema. Start im Kurpark, fast ein Kilometer volle Kanne durch die Stadt, dann über enge Straßen steil bergauf zu den Abraumhalden des früheren Bergbaus, ein Stück Kopfsteinplaster und bergab durch den Wald, mitten durch die Schneeberger Kleingartenkolonie, breite Landstraße bergab nach Schlema und zum Schluss in langen Kurven durch den Kurpark – was für eine Prüfung! Raphael Ramonat und Nanett Centner meistern die eineinhalb Runden um acht Sekunden schneller als Ruben und Petra Zeltner, die Sepp Wiegand und Alex Rath im Citroën DS3 (von Schmack) um eine Zehntel den Vortritt lassen. Die zweite Prüfung läuft an der Talsperre Eibenstock, mehr als 600 Meter hoch, erst auf buckligen Sträßchen mit Kuppen und schnellen Kurven, dann auf gut ausgebauter Landstraße hinunter zur Sperrmauer, fast 11 km lang. Ramonat fährt erneut die schnellste Zeit, doch Wiegand verliert nur 1,7 Sekunden, Zeltner 3,6 Sekunden.

Die dritte Prüfung soll von Raum nach Stollberg laufen, mehr als 12 Kilometer über schmale Straßen, mit drei Ortsdurchfahrten in Beutha, Oberdorf und Mitteldorf, und einem schlaglochreichen, matschigen Feldweg zum Schluss. Doch als ein Vorauswagen verunfallt, muss der Rettungswagen den verletzten Fahrer ins Krankenhaus bringen. Die Prüfung fällt aus - ein ärgerlicher Zwischenfall!

In der zweiten Schleife wiederholt Ramonat seine Bestzeit in Bad Schlema und baut den Vorsprung gegenüber Zeltner, der an Wiegand vorbeizieht, auf 15 Sekunden aus. Die Eibenstock-Prüfung gewinnt Zeltner, doch die drei Top-Teams beenden den 11-km-Sprint innerhalb von nur zwei Sekunden. Das Finale zwischen dem Dorf Raum und der Stadt Stollberg endet mit der zweiten Zeltner-Bestzeit; doch an Ramonat kommt er nicht mehr heran.

Wiegand: "Ritt auf Kanonenkugel"

Im Ziel strahlen Raphael Ramonat und Nanett Centner über ihren ersten Klassiker-Sieg. „Ich habe auf der letzten Prüfung wegen eines geplatzten Schlauchs keinen Ladedruck mehr. Wir mussten noch einmal ganz schön zittern um diesen Erfolg“, kommentiert der amtierende ADMV-Rallye-Meister den Erzgebirge-Sieg. Ruben und Petra Zeltner sind nicht unzufrieden: „Mehr war nicht drin. Mir war klar, dass ich rund 30 WP-Kilometer brauche, um das neue Auto kennen zu lernen“, berichtet der Deutsche Meister von 2014 und 2015. Hochzufrieden ist auch Sepp Wiegand über seinen tollen Auftritt mit dem Citroën DS3. „Ich bin auf der letzten Rille gefahren, manchmal war es wie der Ritt auf der Kanonenkugel. Aber es hat Riesenspaß gemacht auf diesen Strecken.“

Hinter den drei Top-Fahrern klafft eine Lücke, zumal Bernd Michel seinen Astra nach der WP 1 mit defekter Antriebswelle abstellen muss. Mit genau einer Minute Rückstand erreichen die Franken John Macht und Julia Hug im „alten“ Evo 6 den vierten Rang, knapp vor Bernd Knüpfer und Daniel Herzig, die mit dem Turbo-Astra prächtig aufgeigen und erst auf der abschließenden Matschweg-Passage den Kampf um Platz 4 gegen Macht verlieren. Ein feines Duell liefern sich auch das schwäbische Ehepaar Frank und Inge Herrmann und die Berliner Ken Milde und Michael Mai mit ihren Lancer Evo 8 um den Sieg in der Gruppe CTC. Nach je zwei Gruppenbestzeiten startet Herrmann mit fünf Sekunden Polster zur letzten Prüfung; doch als er am letzten Abzweig vorbeirauscht, ist der Weg für Milde und Mai frei.

Sepp Wiegand und Co Alex Rath begeisterten die Fans

In der 2-Liter-Klasse der Gruppe H erlebt Jürgen Gebhardt den zweiten Frühling und verweist seinen Thüringer Landsmann Stefan Gersdorf auf Rang 2. Die 1600er-Klasse gewinnen Jan Weidner und Nicole Petzold im Lada VFTS. Weit nach vorn fahren zwei sehr schnellen 1300-cm³-Gruppe-H-Teams: Die Lokalmatadoren Ulf Grünert und Daniel Nowak jagen den Corsa (mit 16-Ventil-Motor) auf Gesamtrang 12, der frühere ADMV-Champion Jan Rößner und Jacqueline Dietzel sind im Suzuki Swift auf Rang 16 kaum langsamer. Die Trabant-Klasse erlebt mit 15 Startern ein sehr großes Feld und einen extrem spannenden Vierkampf an der Spitze. Am Ende setzen sich Mike Knorn und Jens Krajewski als Sieger der ITRM-Wertung durch gegen die drei frei getunten Trabi von Mario Keller und René Mittmann, Andreas Schramm und Maik Bruder sowie Benjamin Derda und Maria Kretzschmar.

In der 2-Liter-Klasse der Gruppe F überholen die Zwickauer Daniel Voigt und Andreas Beck (Honda Civic R) noch auf den letzten Metern das Thüringer Astra-Team Stefan Laun und Christian Stützer und sichern sich den Klassensieg mit neun Zehnteln Vorsprung. Rigo Sonntag und Karsten Schneider (Honda Civic Vtec) fahren bei den 1600ern der Konkurrenz deutlich davon. Quantitativ ist die „Schwesterklasse“ RC5 mit elf Teams sehr gut besetzt, auch qualitativ zeigen die Teams in den 1600-cm³-Serienautos starke Leistungen: Die Pfälzer Timo Wadle und Tobias Schäfer retten im Suzuki Swift gerade noch 1,6 Sekunden von ihrem anfänglichen Vorsprung ins Ziel. Die einheimischen Ex-Micra-Meister Markus Puschmann und Marcel Heuer kommen bei der ersten Ausfahrt im Citroën DS3 R1 immer besser in Fahrt und landen nach zwei Klassenbestzeiten am Schluss auf Platz 2. Die Saarländer Alexander Kazmierzak und Michael Vogel (Renault Twingo) und das beste der drei gestarteten Damenteams, Andrea Neumeier und Sara Phieler (Suzuki Swift), folgen mit relativ geringem Rückstand. 62 der 85 Starter rollen durch den Zielbogen vor dem Stollberger Rathaus.

Ergebnis 53. ADMV-Rallye Erzgebirge

1.Raphael Ramonat / Nanett CentnerMitsubishi Evo 7H1630:52,5
2.Ruben Zeltner / Petra ZeltnerMitsubishi Evo 8H16+0:08,8
3.Sepp Wiegand / Alexander RathCitroen DS3 R3TRC2+0:21,1
4.John Macht / Julia HugMitsubishi Evo 6H16+1:00,0
5.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigOpel Astra TurboF3B+1:04,5
6.Ken Milde / Michael MaiMitsubishi Evo 8C28+1:24,5
7.Frank Herrmann / Inge HerrmannMitsubishi Evo 8C28+1:41,5
8.Sebastian Wolf / Andreas LutherMitsubishi Evo 10F3A+1:58,8
9.Jürgen Gebhardt / Thomas GorltVW Golf II 16VH14+2:52,2
10.Stefan Gersdorf / Michael Preiß VW Golf I 16VH14+3:15,7

GALERIE: Die Bilder der Rallye Erzgebirge 2016


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