OSTERBURG-RALLYE

Ein Porsche vor neun Mitsubishis

Rainer Noller und Stefan Kopczyk fliegen im Porsche 911 GT3 bei der Osterburg-Rallye der Mitsubishi-Konkurrenz davon und siegen vor Raphael Ramonat und Rudi Reindl.

<strong>GRUPPENBILD:</strong> Die Sieger der Osterburg-Rallye 2014 mit Veranstalter Willy Naumann

Die Schafskälte sorgt am Tag des Sommeranfangs für kühle Temperaturen. Sonnenschein und dunkle Wolken wechseln sich ab, doch es fällt kein Regentropfen vom Himmel – ideale Bedingungen also bei der 43. ADMV-Osterburg-Rallye. Das Thüringer Vogtland grenzt an Sachsen und an Bayern, und so treffen die Asphaltspezialisten aus der Rallye-200-Szene des Ostens auf die Thüringer Sprinter und zahlreiche schnelle Teams aus Nordbayern, mit eingestreuten Farbtupfern von der Nordsee, aus Hessen, Württemberg, Niederbayern und Berlin.

118 Nennungen, großer Trubel im Rallyezentrum Steinsdorf, 112 Teams auf der Startrampe vor prächtiger Kulisse in Weida, an der Spitze so viele Fahrzeuge mit 300 PS und mehr wie wohl noch nie zuvor im „Osten“. Die Mitsubishi-Armada von zwölf Evos wird angeführt von Raphael Ramonat, Rudi Reindl, Ron Schumann, Bernd Michel, Reinhard Honke, Ken Milde und Matthias Koch. Doch die Bürde des Favoriten tragen Rainer Noller und Stefan Kopczyk im Porsche 911 GT3. Die beiden kurzen Sprints zum Auftakt sind „tricky“: Die erste führt einen Kilometer lang über die buckligste Ortsverbindungsstraße Deutschland, die Räder sind öfter in der Luft als auf dem zerbröselnden Asphalt. Die zweite enthält vor und hinter dem 10-Häuser-Dorf Hirschbach schnelle, kurvenreiche, schmale Waldpassagen, sogar mit zwei kurzen Schotterstücken. Die Osterburg-Königsprüfung muss in diesem Jahr wegen Anlieger-Einsprüchen auf die Strecken westlich von Rohna verzichten; so wird die Ur-Version von Staitz nach Rohna absolviert. Die langen Passagen auf der ausgebauten Landstraße sind ideales Porsche-Terrain. „Mit vollen Hosen ist gut stinken“, lautet eine schwäbische Weisheit. Der Schwabe Noller bestätigt sie, als er im ersten Durchgang einen Schnitt von 128 km/h erzielt – trotz einer Bremsschikane.

Zu diesem Zeitpunkt hat Noller schon zwei Bestzeiten auf seinem Konto, jeweils mit fünf Zehntelsekunden Vorsprung auf Rudi Reindl. Doch auf der Königsprüfung büßt Reindl neun Sekunden ein, Ramonat fliegt sieben Zehntel schneller als sein Mitsubishi-Kontrahent über die thüringischen Landstraßen. Nach der Halbzeit wiederholt sich der Ablauf, am Ende haben Noller und Kopczyk – der aus Weidas Nachbarorrt Berga stammt - im brüllenden gelben Porsche alle Bestzeiten gesetzt. Rainer Noller feiert im Steinsdorfer Festzelt seinen 55. Gesamtsieg – „den ersten im Osten“, wie der Abstatter unterstreicht.

Reindl und Ramonat kämpfen auf Biegen und Brechen, das direkte Duell endet 3:3. Ramonat und Copilotin Nanett Centner holen sich Platz 2, als sich Reindl und Ehrle in WP 4 einen kleinen Fehler leisten, der sie um vier Sekunden zurückwirft. Auf dem vierten Platz fährt lange Zeit der Chemnitzer Ron Schumann, doch in der letzten Prüfung überholt ihn noch Bernd Michel, der sich auf den Ex-Centner-Evo 6 im zweiten Durchlauf immer besser einschießt. Auf den nächsten vier Plätzen landen die vier Gruppe-N/F-Lancer. Die Schmiedeberger Koch-Brüder retten knapp zwei Sekunden zum Klassensieg, obwohl Reinhard Honke - nach einem Patzer auf WP 1 – immer schneller wird und Kochs Vorsprung bis auf 1,8 Sekunden aufholt.

Die Fahrzeuge mit weniger als 2.000 cm³ Hubraum fahren ihre eigene Osterburg-Rallye. In der Gruppe H liefern sich die routinierten Weidaer Brüder Jürgen und Thomas Gebhardt im Golf II und der junge Philipp Ullrich aus dem Thüringer Wald im Citroen C2 einen flotten Zweikampf. Die Gebhardts können nach sechs Jahren Wettkampfpause endlich ihren Golf II GTI 16V einsetzen und schaffen beim dritten Saisonstart den ersten Klassensieg vor Christian Bauer (Clio) und Rico Langheinrich (Golf I). Doch der 24-jährige Ullrich und sein Co Peter Messerschmidt holen auf den schwierigen kurzen Sprints soviel Vorsprung heraus, dass als schnellste Fronttriebler auf Platz 11 landen, obwohl der Citroen auf der Rohna-Prüfung viele Sekunden „im Drehzahlbegrenzer“ fährt. Die 1600er-Klasse gewinnen die Thüringer gegen 17 Konkurrenten mit fast einer Minute Vorsprung vor Frank Hornfeck (Opel Corsa B), Conrad Rüdiger (Lada VFTS) und Thomas Leonhardt (Golf I). Nur minimal langsam fliegen die 2-Liter-Fahreuge der Gruppe N/F durchs Vogtland. Mark Muschiol und Kerstin Munkwitz übernehmen im Renault Clio zunächst die Führung, doch in Rohna schlagen die Oberpfälzer Wolfgang Stopfer und Heinz Neumeier mit ihrem Honda Civic zu, die am Ende – nach dreimaligem Führungswechsel – die Honda-Nase vorn haben. Frank Herrmann und Inge Schilp aus dem schwäbischen Notzingen überraschen mit dem dritten Platz im weiß-blauen Golf II knapp vor Tobias Kiencke und Toni Ermel im BMW 318is. Die stark besetzte 1600er-Klasse der „Seriennahen“ wird zur Beute des Civic-Teams Rigo Sonntag und Mathias Rochow; die dem Citroen Saxo der amtierenden ADMV-Meister Mirko Graf und Gundo Schmidt um 19 Sekunden enteilen.

Klare Siege gehen in der Gruppe H bis 1300 cm³ an Lars Meyer im Polo Coupé und bei den Trabant an Mario Keller und René Mittmann, die den sechsten Osterburg-Klassensieg in Folge erringen. Die Gruppe G dominiert Wieland Heß im Renault Mégane RS, während sich in der gut besetzten Klasse G19 der Audi-Quattro-Pilot Markus Oelszner den „Pott“ holt. Bei den CTC-Autos fährt Mario Kunstmann im Mitsubishi Evo 6 ein 22-Sekunden-Polster auf die Konkurrenz heraus. 

Auffallend ist, dass von den zwanzig Top-Teams nur eines auf der Strecke bleibt, Ulf Linnbach stellt den Ex-Zeltner-Zebra-911 nach WP 5 auf Platz 7 liegend mit beschädigter Aufhängung ab. Nur zwei harmlose Ausrutscher sorgen für eine sehr niedrige Ausfallquote, von 112 Startern erreichen 95 das Ziel in Steinsdorf, wo Ergebnisaushang und Siegerehrung auf die Minute pünktlich stattfinden.

Ergebnis 43. ADMV-Osterburg-Rallye am 21. Juni 2014:

01. Rainer Noller/Stefan Kopczyk, Porsche 911 GT3, H15, 15:41,6
02. Raphael Ramonat/Nanett Centner, Mitsubishi Evo 7, H16, +21,3
03. Rudi Reindl/Michael Ehrle, Mitsubishi Evo 7, H16, +24,1
04. Bernd Michel/Bernd Hartbauer, Mitsubishi Evo 6, H16, +42,6
05. Ron Schumann/Peter Fröhlich, Mitsubishi Evo 7, H16, +46,3
06. Matthias Koch/Marcel Koch, Mitsubishi Evo 8, F3A, +54,1
07. Reinhard Honke/Michael Heinze Mitsubishi Evo 9, F3A, +55,9
08. Jörg Mittelsdorf/Lara Quast, Mitsubishi Evo 10, F3A, +1:10,8
09. Ken Milde/Michael Mai, Mitsubishi Evo 8, F3A, +1:15,4
10. Wolfram Centner/Ralf Eichhorn, Mitsubishi Evo 8, H16, +1:33,8
11. Philipp Ullrich/Peter Messerschmidt, Citroen C2 R2, H13, +1:46,7
12. Wolfgang Stopfer/Heinz Neumeier, Honda Civic R, F8, +1:49,3
13. Jürgen Gebhardt/Thomas Gebhardt, VW Golf II, H14, +1:50,3
14. Heini Russner/Bernd Scheuring, Ford Sierra C., H16, +1:51,9
15. Mark Muschiol/Kerstin Munkwitz, Renault Clio II, F8, +1:53,5

GALERIE: Die Bilder der Osterburg-Rallye 2014

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