Havelland-Rallye

Drei Ausfälle sind einer zu viel

Mit dem unerwarteten Sieg des Ehepaars Alex und Conny Klemm im Fiat Cinquecento endet die dreizehnte Schotter-Cup-Saison. Mit einem Klassensieg im Havelland überflügeln sie noch Volvo-Champion Werner Löseke und Audi-Pilot Björn Becker.

Acht Läufe zählen zum Schotter-Cup, die sechs besten Resultate werden gewertet. Zwei „Nuller“ sind also möglich, wenn die anderen sechs Ergebnisse spitzenmäßig sind. Mit drei Ausfällen kann man den Titel abschreiben, dazu ist die Konkurrenz mit 71 eingeschriebenen Teams im mit 6200 Euro Preisgeld dotierten Schotter-Cup zu hoch. Das müssen die Mitfavoriten Martin Christ und Uwe Joachim in der Lausitz erkennen, während Mark Muschiol durch die dritte gebrochene Antriebswelle am Renault Clio schon nach der Wedemark-Rallye aus dem Titelrennen ausgeschieden ist. Mit zwei Schotter-Cup-Tagessiegen bei der Lausitz- und der Havelland-Rallye kämpfen sich Muschiol und seine Copilotin Kerstin Munkwitz immerhin noch auf Rang 4 in der Abschlusstabelle nach vorn – als bestes Team mit drei Ausfällen. 

Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt liegen den größten Teil der Saison an der Spitze – bis sie den BMW 318 Compact in der Lausitz aufs Dach legen; als Folge nimmt auch der Motor Schaden. Vollak und seine Mechaniker legen Nachtschicht um Nachtschicht ein, um den 318 fürs Finale fit zu bekommen, doch am Mittwoch streikt der reparierte Motor endgültig. Hilfe kommt von Björn Becker, zu diesem Zeitpunkt Zweiter im Cup, der Vollak seinen Audi 90 Quattro anbietet, weil er selbst aus beruflichen Gründen auf die Havelland-Rallye verzichtet. Doch der Rallyeleiter lehnt den Klassenwechsel nach Nennschluss ab – nicht unkorrekt, aber es hätte locker anders geregelt werden können.

Durch Vollaks unfreiwilligen Startverzicht kommen nur noch drei Teams für den Sieg in Frage. Die westfälischen Routiniers Werner Löseke und Paul Tenberge (Volvo 940) kommen als Spitzenreiter nach Beelitz, fünfmal haben sie gute Resultate eingefahren – auch wenn der Volvo in der Kategorie 1 niemals voll punkten kann -, jedoch haben sie bei der Lausitz-Rallye durch den Abflug am Freitag wichtige Punkte eingebüßt. Zweite Titelkandidaten sind Alexander und Cornelia Klemm aus Jöhstadt im Erzgebirge, direkt an der tschechischen Grenze. Ihr Fiat Cinquecento mit auf 1300 cm² aufgebohrtem Motor ist ein reinrassiges Gruppe-H-Auto, rund 100 PS stark, extrem leicht und sehr handlich. Sie liegen zwar nur auf Rang 4, können aber bei der Havelland-Rallye volle Punkte kassieren, weil sie die Saison mit zwei „Nullern“ begonnen haben. Voll punkten können auch noch die mit deutscher Lizenz fahrenden Polen Maciej Figel und Jacek Kociszewski im BMW 318is.

Doch die beiden Hecktriebler sind schnell aus dem Rennen. Am polnischen BMW bricht die Motoraufhängung, trotz versuchter Reparatur kommt das Aus am Start zur zweiten Prüfung. Werner Löseke und Paul Tenberge, sonst mit dem Volvo äußerst zuverlässig, fallen auf der dritten Prüfung mit Kupplungsschaden aus. Den Sieg im Volvo-Original-Cup haben sie schon vorher in der Tasche gehabt, Anja Frese sichert sich Platz 2 vor Hagen Fritsch, beide mit Volvo 240. 

Jetzt müssen die Klemms mindestens Platz 2 in der 1300-cm³-Klasse und ein gutes Ergebnis in der Schotter-Cup-Kategorie 2 schaffen, um den Punkterückstand auf Löseke wettzumachen. Den zweiten Platz in der Klasse hinter dem starken Jan Rößner im Suzuki Swift haben vom Start weg sicher, doch in der Kategorienwertung sieht es zunächst mager aus. Doch dann leistet die Konkurrenz unfreiwillige Hilfe: Jeffrey Wiesner stellt seinen Gruppe-H-Volvo unversehrt ab, als er im Rundkurs Brück eine Runde zu viel dreht – eine voreilige Entscheidung, denn er hätte trotz des Zeitverlusts Klassensieger, Dritter der Kategorie 2 und Sechster im Schotter-Cup werden können. Vier Kilometer vor dem Ziel rutscht Dawid Struensee wegen zwei umgeworfener Schikanen-Pylon hinter Klemm, der dadurch bei den „verbesserten Zweiradlern“ auf Rang 3 klettert. Endgültig in der Tasche haben Alexander und Cornelia Klemm den Schotter-Cup-Titel, als der Klassenprimus Jan Rößner im dichten Nebel – nur 800 Meter vor dem Ziel! – den Suzuki für eine Viertelstunde im Graben parkt. Klassensieg, Platz 3 in der Kategorie 2 und ein erstaunlicher 14. Gesamtrang bedeuten den Schotter-Cup-Sieg für die Klemm-Familie und ihren nur 323 cm langen „Quietschi“.

Die Junior-Wertung im Schotter-Cup gewinnt der Coburger Patrik Dinkel im Honda Civic vor Linus Noll im Volvo 940, den Preis für die schnellste Fahrerin sichert sich Anja Frese im Volvo 240.

Die Kategorie 1 der seriennahen Fahrzeuge gewinnen bei der Havelland-Rallye Bernd Knüpfer und Daniel Herzig im Opel Astra vor Andreas Leue und Janosch Hartmann im Volvo 940. Die stark besetzte Kategorie 2 sichern sich Mark Muschiol und Kerstin Munkwitz im Renault Clio vor Dirk Knüpfer und Jacqueline Heilsberg im 1400-cm³-Fabia sowie den Klemms. Bei den Allradlern der Kategorie 3 bleiben Martin Christ und Tino Krajewski im Evo 9 trotz zweier Stopps an der Spitze vor Andreas Rink und Gernot Polzin im CTC-Subaru Impreza.

Ergebnis Schotter-Cup:

01. Alexander Klemm / Cornelia Klemm, Fiat Cinquecento, Kat.2 3506

02. Werner Löseke / Paul Tenberge, Volvo 940, Kat.1 3347

03. Björn Becker / Dirk Mürkens, Audi 90 Quattro, Kat.3 3202

04. Mark Muschiol / Kerstin Munkwitz, Renault Clio II, Kat.2 3192

05. Sebastian Vollak / Peter Messerschmidt, BMW 318 Compact, Kat.1 3143

06. Benjamin Derda, Trabant 601, Kat.2 3049

07. Dawid Struensee / Tomasz Borko, BMW 318 Compact, Kat.2 2952

08. Klaus Braun / Mareen Morgenroth, Opel Vectra 4x4, Kat.3 2794

09. Maciej Figel / Jacek Kociszewski, BMW 318is E30, Kat.2 2783

10. Martin Christ / Tino Krajewski, Mitsubishi Evo 9, Kat.3 2643

ADMV-Rallye-Pokal an Jan Rößner

Die Havelland-Rallye erlebt auch das Finale der ADMV-Rallyemeisterschaft 2016. Die Zwickauer Rigo Sonntag und Karsten Schneider haben sich bereits in der Lausitz den Meistertitel und die Sachsenmeisterschaft gesichert. Rund um Beelitz wollen sie die kleine Chance nutzen, auch noch den ADMV-Rallye-Pokal für die Rallyes 35+70 zu erobern. Doch mit dem Honda Civic Vtec sehen sie in der Klasse F9 bis zur Halbzeit kein Land gegen Markus Drüge im Suzuki Swift. Nach dessen Ausfall fällt ihnen zwar der Klassensieg – der Honda ist technisch angeschlagen – in den Schoß, doch die Punkteausbeute reicht nur – oder immerhin – zum Vizemeister.

Den Titel holt sich Jan Rößner aus Zschopau im Suzuki Swift 1300. Der Titelträger von 2012 und 2013 führt den Pokal schon vor dem Endlauf mit der Top-Bilanz von sechs Klassensiegen bei sechs Starts an, liegt vom Start weg mit Jacqueline Dietzel als Copilotin vorn bei den 1300ern – und rutscht (siehe oben) wenige Meter vor dem Ziel in den Graben. Hinterher stellt sich beim Rechnen heraus, dass Rößner selbst beim Ausfall gewonnen hätte; doch nach einer Viertelstunde ist der Suzuki wieder auf dem Plattenweg, Platz 4 in der Klasse sorgt für ein klares Ergebnis im ADMV-Rallye-Pokal.

Beim ADMV-Trabant-Rallye-Cup gehen Mike Knorn und Jens Krajewski als Spitzenreiter auf die 70 WP-Kilometer, führen mit deutlichem Abstand – und fallen auf WP 6 aus! Dadurch kann der Wittenberger Benjamin Derda mit Platz 2 hinter dem Grünhainer Mario Keller den voraussichtlich letzten Trabant-Titel gewinnen, vor Mike Knorn und Mario Keller. Noch überraschender endet die ADMV-Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt/Berlin-Brandenburg. Weil die Spitzenreiter Eckhard Eichhorst und Jörg Vach ihren Trabant vorzeitig abstellen müssen und weil Andreas Rink trotz zweitem Klassenrang winzige 16 Punkte zu wenig erreicht, gewinnt Klaus Braun aus dem Frankenwald – also ein Bayer! – die ADMV-Regionalmeisterschaft, obwohl ein defektes Verteilergetriebe seinen Opel Vectra kurz vor der Halbzeit stoppt. Remo Palm, verantwortlich für die ADMV-Meisterschaften, zieht ein positives Ergebnis: „Mit 85 Einschreibungen verzeichnen wir einen kräftigen Zuwachs. Und die Saison war sehr ausgeglichen und spannend, denn alle fünf Titelentscheidungen sind erst im letzten Lauf gefallen.“

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