Nationale Szene

DMSB: RSC schwächt den Rallyesport

In Sachen RSC geht der DMSB weiter in die Offensive und macht seine Position deutlich. DMSB-Sportdirektor Michael Günther erklärt warum.

Das Thema „Gruppe H“ ist wieder auf der Tagesordnung zurück, wie steht der DMSB dazu?
Die Gruppe H wurde vor über 30 Jahren für Autos geschaffen, deren Homologation abgelaufen war. Im Laufe der Zeit ist die Gruppe H allerdings ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Daher hat das DMSB-Exekutivkomitee – in dem alle Verbände von ADAC über AvD bis DMV vertreten sind – im Jahr 2012 entschieden, dass diese Gruppe 2017 auslaufen wird. Wir sprechen also über einen Vorlauf von über fünf Jahren und in diesem Zeitraum haben wir ständig auf diesen Zeitpunkt hingewiesen. Wie man an der Starterzahl der Grabfeld-Rallye sieht, gibt es ja auch nicht mehr viele Gruppe-H-Autos. 

Nach dieser Rallye erhielten die dort gestarteten Fahrer Post vom DMSB. Warum?
RSC-Gründer Patrick Mohr hat unser Reglement genommen, es kopiert, Rallye-Super-Cup drübergeschrieben und wollte das vom DMSB genehmigt bekommen. Wie allgemein bekannt, ist er damit sogar vor dem Landgericht Frankfurt gescheitert. Wir konnten dem Gericht valide Gründe nennen, warum die Gruppe-H-Autos im Rallyesport nicht mehr zeitgemäß sind. Herr Mohr hat daraufhin seinen eigenen Verband gegründet und einen Veranstalter gefunden. Daraufhin mussten wir reagieren, denn dort gestartete Aktive und Verantwortliche besitzen eine DMSB-Lizenz. Um das zu verdeutlichen: Eine Lizenz mit dem DMSB ist nichts anderes als ein privatrechtlicher Vertrag. Es gibt Regeln und Vorgaben an die man sich halten muss. Die Veranstaltung war nicht von uns genehmigt, man kopierte sogar unser Regelwerk, was letztendlich unsere Lizenznehmer bezahlt haben. Da muss jedem klar sein, dass der DMSB darüber nicht einfach hinweggehen kann. Daher haben wir die vom DMSB ausgebildeten Sportwarte und auch die Fahrer angeschrieben, um eine Stellungnahme von ihnen anzufordern. 

Welche Strafen erwartet die Fahrer?
Da will ich dem Verfahren nicht vorgreifen, denn jeder Einzelfall wird vom unabhängigen Sportgericht geprüft. Jeder Betroffene kann sich individuell äußern und sollte das auch tun. Wenn es zu Verfahren kommen sollte, reicht die Palette grundsätzlich von einer Einstellung des Verfahrens bis hin zur Suspendierung.

Warum geht man in dieser Form nicht gegen Starter bei NAVC-Rallyes vor?
Im Moment liegen uns diesbezüglich keine Meldung von Verstößen vor. Wenn es der Fall wäre, dann würden wir genauso vorgehen. 

Also wurden Teilnehmer der Grabfeld-Rallye dem DMSB gemeldet ...
Durch das Gerichtsverfahren hat Patrick Mohr natürlich unseren Fokus auf seine Veranstaltung gelenkt. Wir haben die Aktiven über unsere Kanäle im Vorfeld informiert, dass sie dort bitte nicht fahren sollten, wer es aber dennoch getan hat, muss nun mit den Konsequenzen leben.

Nicht nur die Gruppe-H bestimmte die Diskussionen in den letzten Wochen, auch der Kraftfahrzeugpass. Welchen Vorteil bietet dieser überhaupt für die Szene?
Der KFP schafft eine gleiche Spielwiese für alle. Wie allgemein bekannt, konnte man in der Vergangenheit mit guten Kontakten alles eingetragen bekommen. Anders ausgedrückt: Das eigene Netzwerk hat über die Konkurrenzfähigkeit des Autos entschieden. Wer quer durch die Republik fuhr, bekam möglicherweise andere Spezialteile eingetragen, als beim Sachverständigen um die Ecke. Der KFP sorgt für Wettbewerbsgleichheit, denn jetzt bekommt jeder Fahrer die gleichen Bauteile eingetragen.

Eine weitere Frage, die viel diskutiert wird: Warum sollte der DMSB weiterhin die Motorsporthoheit besitzen?
Mit unserer internationalen Anbindung, der Anbindung an den Deutschen Olympischen Sportbund, mit der ganzen Vielfalt an Möglichkeiten, technische Regelwerke zu erarbeiten und der vielen Kontakte in die Politik, die letztendlich helfen, dass wir überhaupt noch Veranstaltungen durchführen können, denn die Genehmigungen sind schon jetzt schwierig genug, und es wird künftig auch nicht leichter. Wenn also jetzt jeder kommt und seinen eigenen Verband gründet, dann tut es der Sache insgesamt nicht gut.

Sie sprechen von einer Schwächung des Rallyesports?
Wenn eine Minderheit von vielleicht 30 bis 40 Gruppe-H-Fahrzeugbesitzern die ganze Welt auf den Kopf stellen will, wird am Ende damit der gesamte Rallyesport geschädigt. Die Automobilindustrie steht durch die Elektromobilität vor einem grundlegenden Wandel, wir müssen uns ebenfalls anpassen und die Aktiven jetzt abholen. Die Zeiten, wo jeder mit seinem alten Auto durch den Wald fahren kann, sind definitiv vorbei. Wir müssen jetzt versuchen, das Ganze in geordnete Bahnen zu lenken. Wir sind in Berlin vertreten, in Genf und in Paris, wir können die politische Lobbyarbeit machen. Durch Leute, die denken, alles dreht sich um ihre kleine Welt, wird der Rallyesport geschwächt.

Wie wird sich der DMSB künftig gegenüber dem RSC positionieren?
Wir werden das genauso behandeln wie mit anderen Verbänden. Wir werden an unseren Regeln festhalten. Der RSC will das nicht, also soll er seine Sache machen, aber nicht in unseren Gewässern fischen, Regelwerke kopieren und Plagiate verteilen.

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