RECKENBERG-RALLYE

Bieg-Sieg im achten Anlauf

Die einzige Rallye 200 in Ostwestfalen gewinnen Michael Bieg und Jasmin Noll im Mitsubishi vor Olaf Müller im BMW und Stefan Göttig im Escort.

Zur 33. ADAC-Reckenberg-Rallye – die achte nach dem Wiederbeginn 2007 – kommt in Rheda-Wiedenbrück ein großes Feld mit 94 Teams zusammen. Der Sprint von Herzebrock nach Pixel, der gegenüber früheren Jahren verlängerte Rundkurs auf dem britischen Militärflughafen Gütersloh und ein Rundkurs bei Mastholte sind jeweils zweimal zu bewältigen – zu 100% auf Asphalt. Trübes Wetter bei der Besichtigung, trockene Pisten am Anfang der Rallye, dann aber zwei kräftige Regenschauer wirbeln das Feld zeitweilig durcheinander.

Die Zahl der Sieganwärter reduziert sich schnell. Der Vorjahreszweite Benny Hink bekommt seinen an der Ostsee beschädigten BMW M3 nicht fertig und wechselt auf einem 318is, mit dem er – mit Nummer 2 ganz von gestartet - im Mittelfeld herumfährt. Der Mitsubishi Evo 6 von Martin Schütte läuft vom Start weg nicht richtig, der Holsteiner packt nach dem Flugplatz zusammen, weil er sich angesichts der Regenwolken mit seinen Trockenreifen nichts mehr ausrechnet. Die beiden schnellsten Youngtimer, der Porsche Carrera von Malte Rückert und der Escort RS 2000 von Axel Potthast überstehen den Flugplatz-Rundkurs ebenfalls nicht. Drei Fahrer machen die Entscheidung unter sich aus: der Reckenberg-(Fast)-Neuling Olaf Müller aus Niedersachsen im BMW 320is und die beiden Reckenberg-Experten Michael Bieg aus dem Rheinland im Mitsubishi Lancer Evo 6 und der Hesse Stefan Göttig im frontgetriebenen Ford Escort RS 2000 auf Maxi-Kit-Basis.

Göttig hat diese Rallye 2007 und 2011 mit dem Maxi-Escort als Sieger beendet, vor zwölf Monaten ein drittes Mal im Evo 9. Auch diesmal mischen Göttig und sein Co Andreas von Skopnik gut mit, erzielen nachmittags auf dem Flugfeld sogar eine Bestzeit und werden am Ende Dritte. Olaf Müller aus Visselhövede und Steffi Fritzensmeier aus Bielefeld können mit der Mittag-Bestzeit in Gütersloh kurzzeitig die Führung übernehmen, verlieren aber ebendort am Nachmittag ihre Siegeschancen im Starkregen und belegen im gelben Gruppe-H-BMW 320 mit 24 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Der Sieg geht letztlich relativ deutlich an Michael Bieg aus Lindlar und seine hessische Copilotin Jasmin Noll. Bieg hat an allen acht Reckenberg-Rallyes seit 2007 teilgenommen; er hat mit seinem BMW 320 – genau so gelb wie der von Müller – zwischen 2009 und 2012 vier Top-Ten-Plätze erzielt, 2013 setzte er erstmals den Ex-Gaßner-Evo 6 ein und verpasste den Sieg nur um fünf Sekunden. Diesmal schafft der Reifenhändler drei Bestzeiten mit dem inzwischen zum Gruppe-H-Evo verbesserten Lancer, übernimmt nach der Halbzeitpause die Spitze und gibt sie – allen Wetterkapriolen zum Trotz - nicht mehr ab.

Hinter den drei Top-Teams überraschen zwei historische Rallye-Fahrzeuge aus den frühen Achtzigern im klassischen Anhang-K-Trimm. Thomas und Andrea Kleinwächter zeigen mit ihrem Porsche 911, dass er nicht nur für britische Waldwege geeignet ist, und bringen den 34 Jahre alten Carrera mit rund 250 PS auf Rang 4. Auf Rang 6 laufen die Lokalmatadoren Holger Knöbel und Thomas Mönkemöller ein, deren drei Jahre jüngerer Volvo 242 mit schwedischer Zulassung besser auf skandinavischen Schotter als auf westfälische Asphaltwege passt.

Im Sandwich der beiden „Historischen“ fährt der Münsterländer Stefan Schultes seinen Compact-BMW auf Platz 5 und zum Sieg in der Klasse H15. In der Klasse der seriennahen Fahrzeuge bis 3000 cm³ feiert Klaus Niermann im M3 den Sieg als Gesamtachter; dabei profitiert der Einheimische von einem Stempelfehler seines M3-Konkurrenten Friedrich Neumann, der dadurch von Platz 6 auf Platz 18 abstürzt. Bei den seriennahen 2-Liter-Fahrzeugen zeigt Steffi Zorn allen Männern die Rücklichter ihres Renault Clio und siegt vor Matthias Homuth (Opel Kadett GSi) und Holger Stamm (BMW 318). David schlägt Goliath: So könnte man den zwölften Gesamtrang des Helmstedter Ehepaares Kurt und Carolin Mehlhorn beschreiben; im 1300er Audi 50 aus dem Jahr 1980 gewinnen sie die Gruppe H bis 1600 cm³. Auch bei den Youngtimer zeigen die „Kleinen“ gute Leistungen: Zwar siegt Paul Jerlitschka im heckgetriebenen Sierra Cosworth, doch dahinter erreichen schon Helmut Spangenberg im Golf I mit 1600 cm³ und der Rundstreckenspezialist Christoph Wilde im Simca Rallye 2 mit 1300 cm³ das Ziel.

Was ein giftiger Kraftzwerg erreichen kann, demonstrieren Christian König und Nils Kühle im Citroen C2 R2. Vom Veranstalter mit der Startnummer 86 gesegnet, knallen die Rheinländer auf der WP 3 die Bestzeit auf den trockenen Asphalt, während die Spitzenteams hier im Platzregen über die Landstraßen geschliddert sind. König führt sensationell das komplette Feld zur Halbzeit an. Der große Coup bleibt jedoch aus, weil ein Defekt an der Lenkung die Fahrt stoppt. Er zählt zu den 19 Teams, die die Rallye vorzeitig beenden müssen; drei weitere weigern sich, in den Parc Fermé zu fahren.

Vor der Rallye 200 gehen 41 Histo-Teams auf die Strecke. Das glücklichste Händchen beim Durchrollen der Ziellichtschranken haben die Brüder Manfred und Rainer Adolfs im Porsche 911 T. Neben ihnen stehen zwei weitere Familienteams auf dem Podium, Christian Görke mit Tochter Marion (Ford Escort RS 2000) als Zweite und das Ehepaar Hans-Jürgen und Karin Pfohe (Opel Corsa) als Dritte.

Ergebnis 33. ADAC-Reckenberg-Rallye am 20. September 2014:

01. Michael Bieg/Jasmin Noll, Mitsubishi Evo 6, H16, 21:52,0
02. Olaf Müller/Steffi Fritzensmeier, BMW 320is E36, H14 +24,4
03. Stefan Göttig/Andreas von Skopnik, Ford Escort Maxi, H14 +32,7
04. Thomas + Andrea Kleinwächter, Porsche 911 SC, C25 +44,4
05. Stefan Schultes/Christoph Spanke, BMW M3 Compact, H15 +52,1
06. Holger Knöbel/Thomas Mönkemöller, Volvo 242, C25 +1:08,6
07. Paul Jerlitschka/Dietmar Moch, Ford Sierra RS, YA +1:13,5
08. Klaus Niermann/Jürgen Sandmeier, BMW M3 E36, F3B +1:15,6
09. Lars Tietjen/Anja Lange, VW Golf II 16V, H14 +1:18,2
10. Stephanie Zorn/Andreas Karg, Renault Clio II, F8 +1:22,0
11. Kristian Postert/Björn Mann, Citroen Xsara, H14 +1:33,4
12. Kurt Mehlhorn/Carolin Hartwig-M., Audi 50, H12 +1:34,1

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