Cimbern-Rallye

Becker-Sieg beim Cimbern-Comeback

Gut gerüstet kommen die Dänen über die Grenze zur Cimbern-Rallye im Land Angeln: Esben Hegelund im Skoda Fabia R5, Ib Kragh im Citroën DS3 R5 und Michael Sörensen im Skoda Fabia S2000. Doch Jan Becker und Klaus Wicha haben im Endspurt die blau-gelbe Subaru-Nase vorn.

Vor zwei Jahren verabschiedete sich die Wikinger-Rallye aus der Deutschen Meisterschaft, jetzt ist sie als Cimbern-Rallye mit Erfolg zurück gekehrt – mit dem MSF Idstedt als Veranstalter, im Rallye-70-Format (dänisch Mini-Rally) mit Prädikaten zur Dänischen Rallye-Meisterschaft und zum DMSB-Rallye-Pokal. Diese Prädikate und der gute Ruf sorgen für 102 Nennungen; am Samstagmittag starten nach 18 deutschen Teams in der Cimbern-Rallye 70 dann 76 Teams – in „umgedrehter“ Reihenfolge mit den Favoriten am Schluss - zur Nat.A-Cimbern-Rallye.

Die Strecken beider Rallyes sind gleich: ein 7-km-Sprint als Auftakt, dann eineinhalb Runden zu 17 WP-Kilometern, schließlich ein sehr schneller Sprint über 6 km, Pause in Süderbrarup und das ganze noch einmal. Die Wertungsprüfungen zählen zu den allerbesten in Deutschland, mit ständigem Wechsel von schnellen Kurvenfolgen und Abzweigen, mit Waldpassagen und Häuserdurchfahrten, garniert mit zahllosen blinden Kuppen. Der hohe Anspruch fordert seinen Preis. Der fünfmalige Dänenmeister Ib Kragh trifft mit hohem Tempo ein Verkehrsschild und zerfleddert das rechte Hinterteil seines Citroën DS3 R5, das die Mechaniker in der Halbzeit mit Unmengen Tape notreparieren. Zwei zerstörte Schaltkästen bescheren etlichen Anwohnern ein paar stromlose Stunden, ein dänischer Clio verpasst einen Abzweig und kommt erst im Kinderzimmer eines Anliegers zum Stehen. Die große Zahl der Ausritte verzögert die Halbzeitankunft der Favoriten um fast eineinhalb Stunden – aber es mindert kaum die großartige Stimmung, zumal die Sonne scheint und die Temperaturen im zweistelligen Bereich liegen.

Weil Ib Kragh nach dem Missgeschick auf der ersten Prüfung nie mehr seinen Rhythmus findet, übernimmt der zweite dänische R5, der Skoda Fabia von Esben Hegelund und Ole Frederiksen, mit zwei Bestzeiten die Führung vor Jan Becker und Klaus Wicha, die als einziges deutsches Team im Spitzenquartett mitmischen und die dritte Prüfung mit der schnellsten Zeit durchfliegen. In der Halbzeitpause liegen sie zehn Sekunden hinter Hegelund auf dem zweiten Platz. Michael Sörensen und Claus Amstrup im Skoda Fabia Super 2000 folgen mit sechs Sekunden Rückstand, Ib Kragh und Freddy Pedersen im Citroën DS3 mit 14 Sekunden, dazwischen liegt noch der extrem schnelle Benny Pedersen im frontgetriebenen Peugeot 206 (mit der Technik vom 306 Maxi).

Die zweite Schleife beschert den Fans jede Menge Spannung an der Spitze. Vor dem Rundkurs in den Wäldern von Brarupholz führt Esbensen mit fast 16 Sekunden Vorsprung, doch dann verbremst er sich an einem T-Abzweig, beschädigt die linke Front des Skoda Fabia R5, verliert rund 25 Sekunden und stürzt auf Rang 3 ab. Michael Sörensen fährt im Fabia Super 2000 die Bestzeit und liegt vor dem abschließenden Sprint nur noch vier Zehntelsekunden hinter dem nun führenden Jan Becker. Doch für Sörensen ist der Druck offenbar zu hoch, ein Verbremser kostet ihn rund 15 Sekunden, so dass Esben Hegelund und Ole Fredriksen als beste Dänen noch auf Platz 2 nach vorn rutschen. Jan Becker und Klaus Wicha zeigen sich nervenstark, fliegen mit einem Schnitt von 112 km/h durchs Land Angeln und sichern sich im Gruppe-H-Impreza den Gesamtsieg bei der Cimbern-Rallye vor den drei dänischen Top-Teams. „Diesen Sieg wollte ich unbedingt, deshalb habe ich auf der letzten Prüfung alles riskiert“, kommentiert der Hamburger den krönenden Abschluss.

Als Benny Pedersen seinen Peugeot 206 Maxi in der WP 5 überfordert, kämpft ein Quintett um die Positionen 5 bis 9. Am Ende haben Martin und Dan Johansen in einem superbreiten Renault Clio mit 2-Liter-Maschine die Nase vor und werden bestes „Zweirad“-Team. Dahinter landen im Sekundenabstand drei starke norddeutsche Teams. Guido Imhoff und Sebastian Walker brauchen – nach einem Jahr Pause – zwei Prüfungen als Anlauf; dann jagen sie den Golf genau so schnell wie Johansen über die Pisten und sind am Ende auf Platz 2 in der „Zweirad“-Wertung. Imhoff schwärmt: „Das sind die genialsten Prüfungen, die ich kenne.“ Ex-Adam-Junior Timo Broda und sein neuer Co Valentin Langner kommen beim ersten Start im Mitsubsihi Evo 9 erstaunlich schnell mit dem Allradler klar und platzieren sich hauchdünn vor Martin Schütte und Kerstin David, die ebenfalls mit einem neuen Auto (Evo 7, Gruppe F) auftauchen. Als Neunter kommt der Däne Jacob Madsen ins Ziel, der zwei Jahre lang im Opel Adam in der DRM fuhr. Mit dem Opel Adam R2 gewinnt Madsen die dänische Division 4 (Spezial-Autos bis 1600 cm³) deutlich und wäre Fünfter geworden, wenn nicht auch er einen Ausritt von rund 30 Sekunden eingestreut hätte.

Eine feine Leistung zeigen Steffi Zorn und Katrin Telschow im Gruppe-F-Clio, die die Division 2 (seriennahe Autos über 1600 cm³) gegen 15 Konkurrenten mit mehr als einer Minute Vorsprung auf Michael McBride in einem Opel Corsa OPC Turbo gewinnen. Ein wenig Glück haben die tüchtigen Damen auch, denn Honda-Pilot Anders Rygaard verliert den Klassensieg durch einen Stempelfehler seines Copiloten. Trotz der vielen Zwischenfälle stehen 60 der 76 gestarteten Fahrzeuge im Parc Fermé.

Ergebnis ADAC-Cimbern-Rallye (Nat.A)

1.Jan Becker / Klaus WichaSubaru Impreza STIDK-635:00,0
2.Esben Hegelund / Ole FrederiksenSkoda Fabia R5DK-6+16,5
3.Michael Sörensen / Claus AmstrupSkoda Fabia S.2000DK-6+17,1
4.Ib Kragh / Freddy PedersenCitroen DS3 R5DK-6+31,5
5.Martin Johansen / Dan JohansenRenault Clio II MaxiDK-5+1:20,1
6.Guido Imhoff / Sebastian WalkerVW Golf III Kit CarDK-5+1:38,3
7.Timo Broda / Valentin LangnerMitsubishi Evo 9DK-6+1:39,3
8.Martin Schütte / Kerstin DavidMitsubishi Evo 7DK-6+1:40,0
9.Jacob Madsen / Line Lykke JensenOpel Adam R2DK-4+1:41,5
10.Rasmus Sörensen / Heidi KnudsenCitroen C2 R2 MaxDK-4+1:59,0
11.Heino Mejer / Bo MölgaardVolvo 240 TurboDK-8+2:05,9
12.Jacob Jensen / Claus KammersgaardPeugeot 208 R2DK-4+2:05,9

Die Rallye 70 genießt trotz DMSB-Prädikats nur wenig Zuspruch, bei 18 Teams wird kaum eine Klasse voll. Ken Milde aus Berlin und Heinke Möhrpahl aus Hamburg fahren im Mitsubishi Evo 8 ohne ernsthafte Konkurrenz einen überlegenen Start-Ziel-Sieg heraus. „Wir hatten noch einige Reserven“, erklärt Ken Milde im Ziel. Damit baut er seine Führung im DMSB-Rallye-Cup deutlich aus, gefolgt von Günter Vogt (Fiat Punto) und Werner Löseke (Volvo 940).

Ergebnis ADAC-Cimbern-Rallye 70

1.Ken Milde / Heinke MöhrpahlMitsubishi Evo 8C2837:53,5
2.Marco von Appen / Thomas PulsVW Golf II GTI 16VH14+1:00,8
3.Thomas Schnelle / Christine HagenMitsubishi Evo 9G21+2:49,6
4.Achim Thimsen / Stefanie FriedrichRenault Clio III RSF8+3:38,2
5.Frank Nolting / Dieter WulfOpel Corsa AH13+3:39,8

 

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